Sportbund beklagt Bewegungsarmut bei Kindern
BERLIN (dpa) DOSB-Vizepräsident Andreas Silbersack hat mit einem dringenden und emotionalen Appell an die Politik vor den Spätfolgen der durch die Pandemie verstärkten Bewegungslosigkeit im Amateur- und Breitensport gewarnt. „Wir haben eine dramatische Situation. Das, was der Kinder- und Jugendbericht uns zeigt, hat sich pulverisiert“, sagte Silbersack, der im Deutschen Olympischen Sportbund für Breitensport zuständig ist, am Mittwoch bei der Anhörung des Sportausschusses zur vierten Ausgabe des Berichts. „Ich bitte den Sportausschuss, dies als Hilfeschrei anzusehen.“
In dem Bericht wird unter anderem festgestellt, dass die wachsende Ausbreitung von Inaktivität und als Folge davon Fettleibigkeit sich verstärkt bemerkbar macht und die physische, psychische und soziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt.
„Seit mehr als einem Jahr sind die Kinder in den Schulen undVereinen nicht mehr in der Lage, Sport zu treiben, wie sie es bräuchten“, sagte der DOSB-Vize. „Wir brauchen vor der geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes deshalb eine Privilegierung der bis 14-Jährigen, damit sie Sport treiben können.“Ansonsten würde eine Lage entstehen, die die Gesellschaft Jahrzehnte lang beschäftigen werde: „Wir produzieren eine verlorene Generation. Die Bewegung, die wir für die Kinder brauchen, ist eine Investition in die Zukunft.“
Laut Silbersack sind ein Drittel der 27 Millionen Vereinsmitglieder Kinder und Jugendliche. „Am Ende des Tages reden wir von 1 bis 1,5 Millionen Kinder, die mit Fettleibigkeit, Essstörungen und psychischen Problemen beschäftigt sind“, erklärte er und appellierte: „Wir brauchen als DOSB die Hilfestellung der Politik.“
Wenn übergewichtige Kinder von morgens bis abends vor dem Computer sitzen und irgendetwas Ungesundes essen würden, sei dies ein Abschied des Kindes von der Bewegung. „All das wird uns dermaßen finanziell auf die Füße fallen, wenn diese Generation nämlich sagt: Wir haben Herzkreislaufschwierigkeiten, Herzinfarktrisiko oder Diabetes“, sagte DOSB-Vizepräsident Silbersack. „Wenn wir die Sache nicht aktiv angehen, werden wir gesamtgesellschaftlich die Rechnung bezahlen.“
„Ich bitte den Sportausschuss, dies als Hilfeschrei anzusehen“
Andreas Silbersack DOSB-Vizepräsident