Fortuna trauert um ihren guten Geist
Ehrenpräsident Hans-Georg Noack ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Er war ein Glücksfall für den Klub.
Im Alter von 92 Jahren ist am Dienstagabend Fortunas Ehrenpräsident Hans-Georg Noack plötzlich gestorben. Er hatte eben noch eine Zeitung gelesen und war friedlich auf dem Sofa eingeschlafen. Erst im März war seine Frau Beatrix nach 53 Ehejahren verstorben. In ihm verliert der Klub eine herausragende Persönlichkeit, einen Menschen, der die Fortuna über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat.
Noack wollte trotz seines hohen Alters wieder ein Fortuna-Spiel besuchen, sobald dies in diesen Zeiten wieder möglich sein würde. Er verfolgte das Geschehen rund um den Zweitligisten bis zuletzt mit großem Interesse, derVerein lag ihm nach wie vor sehr am Herzen.
Der Düsseldorfer, in der Nähe des heutigen Schauspielhauses geboren und im Herzen der Stadt aufgewachsen, zog während des Kriegs mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Wittlich, zum Schutz vor dem Bombenkrieg am Rhein, und kehrte sechs Jahre später wieder in seine Heimatstadt zurück. In der Südeifel, beim SV Wittlich, wurde er schon mit 17 Jahren inoffizieller Jugendleiter, und schrieb für den Klub Spielberichte.
Der Fußball ließ ihn niemals los. Für Fortuna war dies ein besonderer Glücksfall, denn auch über den Verein vom Flinger Broich berichtete er. Noack wäre dank seines besonderen Sprachtalents vermutlich auch ein außergewöhnlicher Journalist geworden.
Von 1957 an engagierte er sich im Spielausschuss der Fortuna, einem Gremium, das die Fußballer des Klubs betreute und zunächst in der näheren Umgebung Düsseldorfs nach neuen Spielern Ausschau hielt. Damit begann für ihn eine außerordentlich umfangreiche Tätigkeit in wichtigen Ämtern. Er war Kassenprüfer, Ligaobmann, Vizepräsident und (bis 1982) Präsident. Dabei war es ihm aus großem Verantwortungsbewusstsein äußerst wichtig, dass Fortuna wirtschaftlich solide und seriös arbeitete.
So erlebte er mit Fortuna auch ihre großen Erfolge nach dem Zweiten Weltkrieg: die beiden Bundesliga-Aufstiege 1966 und 1971, die dritten Tabellenplätze 1973 und 1974, den Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft 1977, die Düsseldorfer Triumphe im DFB-Pokal 1979 und 1980 sowie den Einzug ins Europacupfinale der Pokalsieger im Mai 1979. Das stimmungsvolle, unglaublich spannende Endspiel gegen den FC Barcelona in Basel, das die Mannschaft erst in der Verlängerung mit 3:4 verlor, war ein besonderer Höhepunkt für ihn. Bis zuletzt gehörte Noack dem Ehrenrat der Fortuna an. Er war sein Präsident
„Ich habe Hans Noack als hunderprozentig korrekten Menschen kennengelernt“, sagt Fortunas langjähriger Profi Heiner Baltes.„Und er war zu hundert Prozent ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte. Für die Fortuna war er ein sehr, sehr Großer.“
Für Noack war es auch ein besonderes Anliegen, zuWegbegleitern bei der Fortuna Kontakt zu halten. So traf er sich mit alten Fortunen zu geselligen Runden, um sich mit ihnen am Stammtisch über die Ereignisse im Klub auszutauschen – wie AufstiegstrainerTrainer Heinz Lucas, dem früheren Schatzmeister Herbert Kreidt, dem ehemaligen Lizenzspielerobmann Benno Beiroth, den Nationalspielern Matthias„Matthes“Mauritz und Günter Jäger, dem langjährigen Stadionsprecher Dieter Bierbaum. Wer immer mit ihm solche Stunden erleben durfte, zuletzt stets donners
tags in Unterbach, konnte nur beeindruckt sein von seinem reichen Erfahrungsschatz und den zahlreichen Erlebnissen mit Fortuna, von denen er erzählen konnte.
Auch über Fortuna hinaus machte sich Hans-Georg Noack durch den Fußball einen Namen. Er arbeitete von 1977 bis 1986 im Ligaausschuss des DFB und war von 1986 bis 2001 für die Spielpläne der Bundesliga verantwortlich, zu einer Zeit auch, als diese Pläne noch mit dem Bleistift geschrieben wurden. Selbst im Urlaub habe er häufiger Zeit für dieses Amt geopfert, erinnert sich Beiroth, der ihn bereits seit Anfang der Sechzigerjahre kannte, als Noack ihn erstmals aus Lübeck nach Düsseldorf holen wollte – was ihm dann 1969 glückte. Die beiden Familien fuhren oft gemeinsam in den Urlaub. Mehr als 30 Mal gehörte Noack zu Delegationen des DFB bei Länderspielen. Während einer Reise nach Südafrika saß er am Tisch gegenüber dem früheren Präsidenten des Landes, Nelson Mandela.
Bis ins hohe Alter hinein arbeitete er; vielleicht auch deshalb bewahrte er sich bis zuletzt seinen ausgesprochen wachen Geist.