Rheinische Post

Die Partnersuc­he wird zum Mordfall

In der Serie „The One“auf Netflix geht es um die optimale Liebe der Zukunft.

- VON MARION MEYER Info „The One“läuft auf Netflix

Wie wäre es, wenn man per DNA-Abgleich seinen perfekten Partner finden könnte? Wenn das für einen bestimmte „Match“ewiges Liebesglüc­k garantiert und man nicht zweifeln müsste, ob der gewählte Partner wirklich der richtige ist und es keinen besseren gibt? Genau mit dieser interessan­ten Idee spielt die Serie „The One“von Howard Overman sehr geschickt. Sie ist angesiedel­t in einer nahen Zukunft in London, in der die Menschen in der Anonymität der Großstadt froh sind, wissenscha­ftliche Hilfe bei der Partnersuc­he zu bekommen.

Die Idee zu dem erfolgreic­hen Start-up-Unternehme­n hatten die beiden Studienkol­legen Rebecca (Hannah Ware) und James (Dimitri Leonidas). Die Bioingenie­ure entwickeln gemeinsam mit Ben (Amir El-Masry) den Ansatz, Pheromonmu­ster, an denen sich zum Beispiel Ameisen erkennen, auch auf die menschlich­e DNA zu übertragen. Angeblich erkennt ein Mensch so sofort sein perfektes Match, wenn er es trifft. Nur: Das muss er bei Milliarden Erdenbewoh­nern erst einmal schaffen.

Dabei hilft die Firma „The One“. Gemeinsam mit einem kühlen Investor (Stephen Campbell Moore) starten die Akademiker das Unternehme­n und entwickeln es innerhalb eines Jahres zu einem millionens­chweren globalen Player. Dass sich Rebecca in dieser Zeit von einer sympathisc­hen, ehrgeizige­n Wissenscha­ftlerin zu einer eiskalten, skrupellos­en Geschäftsf­rau entwickelt, bleibt dabei wie so einiges an dieser Serie etwas zu holzschnit­tartig. Versinnbil­dlicht wird dies überdeutli­ch durch ihre Frisur: Zunächst trägt sie sie lang und offen, später wie einen Helm – immer gewappnet für die nächste Auseinande­rsetzung.

Dass die gute Ausgangsid­ee des perfekten Matchs (nach einem Roman des britischen Autors John Marrs) mit einem Mordfall verquickt wird, um Spannung zu erzeugen, ist eigentlich gar nicht nötig. In der ersten Folge wird die Leiche von Ben aus der Themse geborgen. In Rückblende­n erfährt man, wie es dazu kam und warum Rebecca so verbittert ist. Denn auch sie hatte ihr Match gefunden – aber ohne Happy End. Gleichzeit­ig begleiten die acht Folgen weitere Menschen, deren Leben sich durch „The One“ändert: Die junge Ehefrau Hannah schickt heimlich ein Haar ihres Mannes ein, erfährt, wer eigentlich sein Match ist und arrangiert unabsichtl­ich ein Treffen zwischen den beiden – mit unabsehbar­en Folgen, die sie nicht mehr steuern kann.

Auch Polizistin Kate, die den Mord an Ben untersucht, meint, ihr perfektes Match in einer Spanierin gefunden zu haben. Doch nachdem diese nach London kommt, starten die familiären Verwicklun­gen erst. Die verschiede­nen Handlungss­tränge sind dabei etwas sehr konstruier­t miteinande­r verwoben.

Dass man trotzdem dranbleibt, liegt an der Spannung, die durch viele Rückblende­n erzeugt wird, den überzeugen­den Schauspiel­ern und den coolen Settings, die einen Hauch Science-Fiction ausstrahle­n und trotzdem heutig wirken. Vor allem spannend bleiben aber die Grundfrage­n: Gibt es das perfekte Match? Ändert es etwas, wenn man meint, den richtigen Partner gefunden zu haben? In wieweit versetzt der Glaube Berge? Oder ist doch alles eine Frage der Chemie?

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FOTO: NETFLIX Hannah Ware als Rebecca in der Serie „The One“.

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