Wahl des Gymnasiums sorgt für Ärger
Losverfahren und bis zu drei Runden: Die Anmeldungen zu den Gymnasien frustrieren viele Eltern. Der Sprecher der Schulform sieht kaum Spielräume für eine Änderung. Das aber wollen die Schulpolitiker nicht länger hinnehmen.
DÜSSELDORF Das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen soll verbessert werden. Das fordern Politiker unterschiedlicher Parteien und greifen damit die massive Kritik von Eltern auf. „Es kann nicht sein, dass Kinder in zwei aufeinander folgendenVerfahren per Losentscheid aussortiert werden und dann eine dritte Schule angeboten bekommen, die am anderen Ende der Stadt liegt“, sagt der Vorsitzende des Schulausschusses, Pavle Madzirov (CDU). Die parteiübergreifende Botschaft aus dem Ausschuss sei deshalb: Schulverwaltung, Bezirksregierung und Schulleiter müssen einenVorschlag erarbeiten, der bereits im kommenden Jahr zu Verbesserungen führt. Das sieht FDP-Schulexperte Mirko Rohloff genauso:„Beschließen können wir das zwar nicht, aber sollte es bis zur Sommerpause keinen konkreten Vorschlag geben, werden wir über Anträge den Druck erhöhen.“
Tatsächlich ist der Druck im Kessel enorm. Und das gilt insbesondere für die Gymnasien. So musste allein das Luisen-Gymnasium, für das sich im zweiten Durchgang zahlreiche Kinder entschieden hatten, 35 Bewerber per Losentscheid aussortieren. Einige Kinder erhielten im Anschluss Angebote in Benrath. Was in einzelnen Fällen dazu führte, dass Eltern ihr Kind trotz uneingeschränkter Gymnasialempfehlung lieber an einer nahen Realschule anmeldeten.
Fakt ist: In Düsseldorf können nur Geschwisterkinder sicher sein,
dass sie Vorrang haben. Alle anderen werden an Standorten mit Nachfrage-Überhang per Losverfahren ermittelt. „Ich weiß um die Belastungen und bin kein Freund dieses Verfahrens, aber am Ende kommen wir daran nicht vorbei“, sagt Volker Syring, Leiter des Humboldt-Gymnasiums und Sprecher dieser Schulform. Alle anderen Kriterien, wie Wohnortnähe oder die zuletzt besuchte Grundschule, seien zu unscharf, zu wenig belastbar und damit weniger gerecht. Hinzu komme das in Düsseldorf seit 20 Jahren etablierte Modell der Profilbildung. „Es ist gewollt, dass nicht der Wohnort, sondern schulische Schwerpunkte entscheidend sind für die Wahl eines Gymnasiums“, betont Syring.
Tatsächlich hatte es in der Vergangenheit immer wieder Klagen gegen die konkrete Umsetzung einzelner Zusatzkriterien wie der Wohnortnähe gegeben. Auch deshalb wollen die Leiter der Gymnasien diese nicht anwenden. Dahinter steht die Einschätzung, dass ein Losverfahren zwar hart, dafür objektiv und gerichtsfest ist. Den Schulpolitikern reichen diese Argumente aber nicht mehr. „Nach dem Motto ,Und jährlich grüßt das Murmeltier' hören wir immer wieder das gleiche Argument, während wir Eltern immer wieder erklären müssen, warum das in anderen Kommunen besser läuft“, sagt Grünen-Schulexperte Thorsten Graeßner. Ein Verfahren, das zu derart großen Verwerfungen führe, könne nicht unantastbar sein. Madzirov sieht das ähnlich: „Ich fordere für die Gymnasien eine zweite Anmelderunde, an deren Ende ein verbindlicher Vorschlag steht, der bei Annahme durch die Eltern das Verfahren abschließt. Ein zweites Losen und eine dritte Runde darf es nicht mehr geben.“Einen anderen Akzent setzen Rohloff und Graeßner. Sie wollen, dass gleich bei der ersten Runde ein Zweitwunsch angegeben wird.
„Es wird sinnvolle Verfahren geben, bei denen man die Profile und Schwerpunkte mit einer relativen Nähe zum Wohnort kombinieren kann“, sagt Stephan Fehr. Die Zitterpartie bei der Wahl der Schule hatte seine Familie zu Jahresbeginn enorm belastet. „Nach der Ablehnung am Leibniz-Gymnasium hatten wir am Ende des zweiten Durchgangs Glück und erhielten die Zusage für einen der letzten Plätze am Rückert-Gymnasium. Ich mag mir nicht vorstellen, was ein zweiter negativer Losentscheid mit unserem Jungen gemacht hätte.“