Das Herz der Rheinischen Post
Das alte Pressehaus stand, wo sich heute die Schadow Arkaden befinden. Unser stellvertretender Chefredakteur erinnert sich.
DÜSSELDORF Das Herz der Rheinischen Post schlug über Jahrzehnte am Martin-Luther-Platz. Dort, wo heute die Schadow Arkaden stehen, hatte die Zeitung ihren Sitz. Ans alte Pressehaus erinnert die eindrucksvolle historische Fassade. Dahinter wurde Zeitungsgeschichte geschrieben – schon vor der Rheinischen Post. Denn das Pressehaus, in den 20er Jahren errichtet, war Sitz des Droste Verlages, der unter anderem den„Mittag“herausgab. Auf dessen Druckmaschinen, nach dem Krieg aus den Trümmern gerettet, wurde in der Nacht zum 2. März 1946 die erste Ausgabe der Rheinischen Post gedruckt.
Gedruckt wird am Standort heute schon längst nicht mehr, wohl aber geschrieben. Denn die Düsseldorfer Lokalredaktion hat in den Schadow Arkaden ihren Sitz. Da arbeiten engagierte Journalisten, die viel über das wissen, was sich derzeit so alles in der Stadt tut, aber gern auch mal erzählt bekommen, wie das früher im alten Pressehaus zuging.
Wer hinein wollte, musste am aufmerksamen Pförtner vorbei, der in einem Glaskasten saß und alles im Blick hatte. Wer nach oben wollte, bestieg den Patenoster und musste höllisch aufpassen, auf der richtigen Etage auszusteigen.Wer zum obersten Chef durfte, wurde zur Sparsamkeit erzogen („Eine Wanduhr brauchen wir nicht, da reicht der Blick auf den Zeiger an der Johanneskirche.“) Wer mit den Druckern gut auskam, durfte abends zum Absacker mit in die „Stolperecke“. Wer in der Kantine anstand, konnte neben der Suppe auch„Bärenfang“(einen Honiglikör) kaufen. Wer späten Dienst hatte, hörte das Hausorchester üben – rheinisch, klassisch.
Geraucht wurde überall. Die Hauspost kam aus der Röhre. Die Leser standen vor allem Freitagnacht Schlange, um die Samstagausgabe zu ergattern – wegen derWohnungsanzeigen. Die Botenmeisterei sorgte für alles – auch für den Nachschub an Getränken. Nachrichten kamen aus dem Ticker. Die Kollegen der Telefonaufnahme schrieben ohne Fehler. Die Setzer korrigierten notfalls auch den Redakteur.
Die Zeitung wuchs und das Pressehaus wurde zu eng. Erst wurde angebaut. 1972 zog dann zunächst die Rotation ins neu geschaffene Druckzentrum nach Heerdt. Später folgte die Redaktion und erhielt im RPHaus die erste Computertechnik. 1992 kam auch der Verlag mit allen Bereichen auf die linke Rheinseite ins neue 14-stöckige Hochhaus.
Die Geschäftsführung zog freiwillig in die 13. Etage.
Von ganz oben lässt sich bei gutem Wetter der Kölner Dom erahnen. Der Blickkontakt zur Düsseldorfer Innenstadt besteht jederzeit. Selbst in der Nacht leuchten die Lichter von dort bis nach Heerdt. Wer beim Landeanflug auf Düsseldorf aus dem Fenster schaut, erkennt schnell den Rhein und den Fernsehturm und entdeckt bald auch die großen Lettern auf dem RP-Hochhaus: Rheinische Post. Das Markenzeichen leuchtet auch am alten Standort und zeigt die Verbundenheit der Mediengruppe mit der Stadt ihrer Gründung.