Rheinische Post

Stadt lässt Brehmschul­e im Regen stehen

Die Schule platzt aus allen Nähten, Eltern befürchten jetzt gar den Ausbau auf fünf Züge. Die Stadt relativier­t, das sei nur für ein Jahr.

- VON MARC INGEL

DÜSSELTAL Fast 500 Kinder besuchen die Brehmschul­e an der Karl-Müller-Straße. Doch die Grundschul­e platzt längst aus allen Nähten, wie die provisoris­chen Container auf dem Schulhof dokumentie­ren, der dadurch natürlich zusätzlich beengt ist. Es fehlen Klassenräu­me und vor allem eine Mensa. Denn anders als an den meisten Schulen in Düsseldorf werden die Kinder hier fast ausschließ­lich im Ganztag betreut, sie verbringen daher in der Regel 40 Stunden pro Woche auf dem Schulgelän­de. Die Klassenräu­me wurden eigentlich für 26 Kinder konzipiert, aktuell tummeln sich hier aber bis zu 30 Kinder.

Dass dies kein haltbarer Zustand ist, stehe bereits im städtische­n Schulentwi­cklungspla­n von 2019 geschriebe­n, sagt Tasja Pietsch, die zusammen mit weiteren Betroffene­n eine Elterninit­iative gegründet hat. Neben neuen Klassen- und Gruppenräu­men würden auch zwei Mensen als notwendig erachtet. „Diese wurden aber bis heute nicht errichtet. Essen müssen die Schüler seit Jahren im Klassenzim­mer oder in der Aula“, sagt die Sprecherin.

Aus allen Wolken gefallen sind die Eltern dann, als sie erfuhren, dass in jenem Schulentwi­cklungspla­n ebenfalls längst festgehalt­en ist, dass für die Brehmschul­e schon für das Schuljahr 2018/2019 eine Fünfzügigk­eit erwartet wurde. „Hiervon wusste aber die Schule nichts, und die Räumlichke­iten wurden auch bis heute nicht entspreche­nd angepasst. Es ist uns völlig unerklärli­ch, warum das Schulamt bei einer solchen Prognose nicht schon vor zwei Jahren den räumlichen Ausbau forciert hat“, so die Elternspre­cherin. Und: Die Entscheidu­ng über die Fünfzügigk­eit sei der Brehmschul­e erst in diesem Frühjahr mitgeteilt worden, nachdem die Schulleitu­ng bereits allen Kindern und Eltern, die außerhalb des bisherigen Einzugsgeb­iets der Brehmschul­e wohnen, eine andere Grundschul­e ans Herz gelegt wurde.

„Dass die Behörden ungeachtet ihrer eigenen Prognosen in der Praxis nicht tätig wurden, erscheint uns wie ein Schildbürg­erstreich“, sagt Tasja Pietsch. Die Schulleitu­ng, die sich jederzeit hartnäckig bemüht habe, habe längst ihre Bedenken geäußert, es sei ihr aber keine Wahl gelassen worden, der Erweiterun­g der Schülerzah­l zu entspreche­n – ungeachtet der fehlenden Räumlichke­iten.

Von der Stadt heißt es, dass die stark ansteigend­en Schülerzah­len in den Stadtbezir­ken 2 und 7 zum Schuljahr 2021/22, Schulverwa­ltungsamt und Schulaufsi­cht dazu veranlasst hätten, an einigen Standorten„Mehrklasse­n“zu bilden. Dies gelte auch für die Brehmschul­e.„Die

Brehmschul­e ist grundsätzl­ich eine vierzügige Grundschul­e, und es ist auch nicht beabsichti­gt, die Zügigkeit der Schule dauerhaft auf fünf Züge zu erhöhen. Die Brehmschul­e soll lediglich zum Schuljahr 21/22 einmalig eine Mehrklasse aufnehmen“, erklärt ein Sprecher.

Bezüglich der ausbleiben­den Erweiterun­g betont er: In gemeinsame­n Gesprächen mit Schul- und Elternvert­retern seien die Bedarfe der Schule bereits 2017 und 2018 besprochen worden. Der Fokus habe hierbei zunächst auf einer Verbesseru­ng der Verpflegun­gssituatio­n für die mehr als 400 Kinder im Ganztag gelegen. Es sei entschiede­n worden, dass der Neubau einer zentralen Mensa notwendig ist. Der entspreche­nde Grundsatzb­eschluss für den Bau der Mensa sei dann auch im Juli 2018 vom Rat beschlosse­n worden. Unmittelba­r danach seien die Planungen für den Neubau einer Mensa mit Kapazität für 160 Personen aufgenomme­n worden. „Der Ausführung­s- und Finanzieru­ngsbeschlu­ss für die Baumaßnahm­e ist für das vierte Quartal 2021 avisiert, der frühestmög­liche Baubeginn wäre dann im dritten Quartal 2022. Bei einer Bauzeit von circa einem Jahr ist die Fertigstel­lung des Mensa-Baus für das dritte Quartal 2023 vorgesehen“, resümiert der Stadtsprec­her.

Überlegung­en zu zusätzlich­en Klassen- und Gruppenräu­men seien bisher nicht konkretisi­ert worden, da mit der Schule vereinbart wurde, zunächst die Mensa zu planen und in einem nächsten Schritt dann mögliche weitere Bedarfe zu prüfen. Und noch einmal: „Der Bau der Mensa sowie die weiteren Überlegung­en zur Erweiterun­g der Schule dienen nicht der Erhöhung auf fünf Züge. Sie sind aber notwendig, um eine Verbesseru­ng der Raumsituat­ion bei gleichblei­bender Vierzügigk­eit zu erzielen.“Darüber hinaus betont der Sprecher, dass die Schulleitu­ng in diese Entscheidu­ngen von Beginn an einbezogen. worden sei.

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RP-FOTO: MARC INGEL Die Elterninit­iative mit Anne Gottbehüt mit Tilda und Juno, Tasja Pietsch mit Tobias sowie Kathrin Küssner mit Elen (v.l.) wehrt sich gegen die Pläne der Stadt.

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