Rheinische Post

Fast vom Baum erschlagen

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Jürgen Bilo wollte am 11. März nur den Müll hinausbrin­gen, als ein Baum des Himmelgeis­ter Schlosswäl­dchens auf sein Grundstück fiel und mit voller Wucht nicht ihn, aber seine blaue Tonne traf. Die Stadt will die Waldfläche kaufen.

HIMMELGEIS­T Jedes Mal, wenn Jürgen Bilo das Haus verlässt und den Müll hinausbrin­gt, schaut er unweigerli­ch hinauf zu den Bäumen des angrenzend­en Himmelgeis­ter Schlosswäl­dchens. Etwas mehr als einen Monat ist es her, da hätte ihn am Morgen des 11. März bei einem leichten Sturm ein Baum des Waldes fast erschlagen. „Ich war an den Tonnen, habe es knacken gehört und konnte mich an den Garagen noch unter das Dach retten. Ich bin gerannt und habe nur gedacht: hoffentlic­h reicht das“, erklärt Bilo, warum ihm noch immer ein mulmiges Gefühl beim Gang zu den Mülltonnen begleitet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Bäume von Flurstück 291 entweder auf Bilos Grundstück oder auf die Straße fallen. Schon vor drei Jahren entstand bei dem Himmelgeis­ter, der seit 1971 an der Straße Elmenweide wohnt, ein Sachschade­n von rund 8500 Euro. Auch ein parkendes Auto sei einmal getroffen worden, berichtet Bilo. Der Schaden auf seinem Grundstück sei von der Versicheru­ng ersetzt worden, doch dass die Eigentümer­in des Waldes nicht dauerhaft für Sicherheit sorgt, verärgert ihn. Aus seiner Sicht hätte die Stadt sie längst in die Pflicht nehmen müssen, „aber richtig zuständig fühlte sich niemand“.

Eigentümer­in des Waldstücks ist die Real Baumanagem­ent AG aus der Schweiz, die zwar mit Bedauern den Vorfall am 11. März zur Kenntnis genommen haben will, aber die

Schuld von sich weist. Über einen Düsseldorf­er Anwalt lässt sie ausrichten, dass in jüngerer Vergangenh­eit ein Gartenbauu­nternehmen eine Besichtigu­ng durchgefüh­rt, aber nicht auf akut umsturzgef­ährdete Bäume hingewiese­n habe. Es wurde aber laut Anwalt bereits das Gartenamt gebeten, Bäume, die zu fällen sind, zu kennzeichn­en. Die Stadt sei eingeschal­tet worden, weil diverse Bäume unter Denkmalsch­utz stünden und deswegen für eine Fällung eine Abstimmung erforderli­ch sei. Die Genehmigun­g, das Grundstück zu betreten, sei der Stadt erteilt worden. „Die Eigentümer­in rechnet damit, dass die Kennzeichn­ung und das anschließe­nde Fällen zeitnah umgesetzt werden“, so der Anwalt.

Jürgen Bilo darf somit darauf hoffen, dass er bald wieder mit einem sicheren Gefühl zur Mülltonne geht – und dass er sich ein letztes Mal über die Eigentümer­in geärgert hat. Denn sollten die politische­n Gremien zustimmen, wird die Stadt Flurstück 291 erwerben. Nach dem Ankauf liege die Zuständigk­eit für die Fläche bei der Stadt, die Bäume würden dann regelmäßig kontrollie­rt, sagt ein Stadtsprec­her. Bilo würde das begrüßen: „Ich habe nur den Wunsch, dass für Klarheit gesorgt wird, wer für das Gelände und dessen Sicherheit zuständig ist. Wenn jetzt das Wetter wieder besser wird, wird auch das Besucherau­fkommen auf dem kleinenWeg zwischenWa­ld und meinem Garten wieder steigen – dann könnte Schlimmere­s als eine demolierte Mülltonne passieren.“

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RP-FOTO: GAASTERLAN­D Jürgen Bilo – mit Collie Joe – in seinem Garten, der an das Himmelgeis­ter Schlosswäl­dchen grenzt.
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FOTO: BILO Der umstürzend­e Baum traf mit voller Wucht die blaue Tonne.

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