Rheinische Post

Holthausen hat jetzt eine Frauenärzt­in

Der Handel im Stadtteil leidet unter der Corona-Pandemie, aber es gibt auch Lichtblick­e. Ein Rundgang.

- VON ANDREA RÖHRIG

Im Nahversorg­ungszentru­m gibt es seit Ende April eine Praxis. Viele Händler vor Ort ächzen aber unter der Pandemie. Ein Rundgang.

HOLTHAUSEN Im Laufe des vierten Quartals schließt die Deutsche Bank vier Filialen in Düsseldorf, darunter die an der Ritastraße. Ein weiterer herber Verlust für den Stadtteil, der rund 12.000 Menschen ein Zuhause bietet. Dabei hätte der Einkaufsst­andort rund um den Kamper Acker Potenzial. Mittwochs und freitags füllt sich der Platz mit Marktbesch­ickern. Selbst aus Benrath kommen Kunden.

Ende 2016 schloss mit Kaiser's im Falkenberg-Center der letzte Vollsortim­enter. Damals hieß es, er sei von den Kunden nicht angenommen worden. Als sich in den sozialen Medien die Nachricht verbreitet­e, dass die Deutsche Bank den Stadtteil verlässt, vermuteten einige, dass die Filiale der Sparkasse wohl auch schon weg sei. Doch das ist nicht der Fall. Im Dezember ist diese von der Itterstraß­e an die Bonner Straße 7-11 gezogen. Über zwei Etagen hat sich die Sparkasse in den neuen Räumlichke­iten ausgebreit­et, unten stehen die Selbstbedi­enungsauto­maten, eine Etage drüber findet die Beratung mit Terminverg­abe statt. Anders als die Deutsche Bank will die Sparkasse den Standort nicht aufgeben. das Geldinstit­ut habe vorerst eine Zahl an Filialen erreicht, die man behalten wolle, sagte Privatkund­envorstand Michael Meyer unlängst bei einem Presseterm­in.

In den Geschäften macht sich auch bemerkbar, dass viele Mitarbeite­r von Henkel im Homeoffice sind. Sven Schulte kümmert sich bei der Industrie- und Handelskam­mer um die Stadtteile.Wenn sein Telefon klingelt, sind derzeit ständig Händler in der Leitung, die über ihre katatstrop­hale Situation berichten. „Diese auf und zu, auf und zu zermürbt alle“, sagt Schulte. Zudem sieht auch er an den Zahlen, wie viele Menschen wegen der Corona-Einschränk­ungen vom stationäre­n in den Online-Handel gewechselt sind. Diese in die Quartiere zurückzuho­len, sei eine wichtige Ausgabe, die noch in diesem Jahr angegangen werden müsse. „Die Händler und die Werbegemei­nschaften müssen die Menschen aus ihren Komfortzon­en zu Hause holen, sobald die Pandemie im Griff oder vorbei ist. Sie müssen klar machen, dass Einkaufen ein Erlebnis ist, dazu gehört dann auch einen Kaffee zu trinlen oder essen zu gehen“, sagt Schulte und weiß dabei selbst, dass die Händler und ihre Interessen­svertretun­gen das bei all den Einschnitt­en, die schon über ein Jahr gelten, alleine wohl nicht werden leisten können. Schulte: „Ein Quartiersk­ümmerer wie in Garath“könne auch in anderen Stadtteile­n Sinn machen.

Dass ein Nahversorg­ungszentru­m wie das in Holthausen aber noch nicht abgeschrie­ben werden muss, zeigt die Neuansiedl­ung einer Gynäkologi­n. Anfang des Monats hat Cornelia Bachon ihre Praxis im gleichen Haus eröffnet, in das schon die Sparkasse gezogen ist: Bonner Straße 7-11.

Mit 51 Jahren hat die Ärztin den Schritt in die Selbststän­digkeit gewagt. Zuvor war sie in einer Gemeinscha­ftspraxis in Unterbach tätig. Sie kennt Hothausen: „Ich habe hier früher mal gewohnt und auch meine Tochter ist hier getauft“. Sie hat sich den Stadtteil explizit als Standort ausgesucht: „Es gab hier bislang noch keinen Gynäkologe­n.“Einen Großteil ihrer Patienten hat sie mitgenomme­n, aber es kommen auch schon neue. „Manche haben unten das Praxisschi­ld gesehen und kommen spontan“, sagt Bachon. Die ersten beiden Wochen haben sich gut für sie und ihr Team angelassen. Sie schätzt das Treiben vor ihrer Tür: „Es gibt hier eine gute Infrastruk­tur und viele Geschäfte.“Ein dickes Plus hat Holthausen sowohl für sie als auch für IHK-Mann Sven Schulte bei der exzellente­n ÖPNV-Anbindung. Mehrere Stadtbahne­n und Buslinien halten am Kamper Acker.

Hamed Kheirkhah leitet die Holthausen­er Apotheke und ist nebenbei quasi Alleinunte­rhalter in Sachen Werbegemei­nschaft. Auch er merkt, dass viele Henkelaner im Homeoffice sind. Aber trotzdem ist er voll ausgelaste­t. „Wir versorgen mehrere Ärzte mit Impfstoff, was sehr aufwendig ist.“Deswegen schafft er es zeitlich auch nicht, mit seiner Apotheke eine Corona-Schnelltes­tstation vor Ort anzubieten. DieseWoche hält das Testmobil der Stadttocht­er D-Live am Kamper Acker. Doch damit die Kunden vor Ort bleiben, etwa um bei einer zu hohen Inzidenz Dienstleis­tungen wahrnehmen zu können, ist aus seiner Sicht ein tägliches Angebot an Schnelltes­ts nötig.

Wenn möglich, versorgt er die benachbart­en Händler wie das Eiscafé mit einem Schwung Masken, ohne dafür etwas zu nehmen. Doch das seien alles Tropfen auf den heißen Stein, sagt er. Auch er wünscht sich Normalität zurück, damit auch der Arbeitskei­s Holthausen wieder seine Arbeit aufnehmen kann. In dem sind alle lokalen Akteure versammelt.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Cornelia Bachon hat Anfang des Monats ihre gynäkologi­sche Praxis im Nahversorg­ungszentru­m Holthausen eröffnet.

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