Ein Treffpunkt für neugierige Kunden
Der Markt auf dem Carlsplatz hat Tradition. In Corona-Zeiten stellen die Händler ein größeres Bewusstsein fürs Regionale fest.
CARLSTADT Ein Gang über den Markt am Carlsplatz ist in diesen Zeiten erwartungsgemäß etwas anders als sonst. Corona hinterlässt auch hier Spuren. Natürlich sei es früher viel voller gewesen, sagt die Chefin der Patisserie Pure Pastry, Uschi Wiedenlübbert, die auch für das Marketing des Marktes zuständig ist. „Die Leute, die mittags aus dem Büro zu uns kamen und zum Beispiel bei Dauser ein Süppchen aßen, fallen ja fast komplett weg. Große Firmen um uns herum haben ihren Standort hier ganz aufgegeben, es gibt keine Events.“
Seit März vergangenen Jahres spürt Wiedenlübbert einen „summenden Unterton“auf dem Markt, was Bedrohliches – „die Zeit ist schon ganz schon belastend“. Belastend ist auch, dass es gerade bei schönem Wetter zu Menschenansammlungen kommt – mittlerweile neben dem Wochenmarkt. Erst am vergangenen Wochenende mussten die Ordnungshüter handeln. Aber die Händler – 60 sind das auf dem Carlsplatz – wollen und müssen trotzdem positiv bleiben, wie viele sagen. Und diese Entwicklung spielt den Händlern in die Hände: Die Sehnsucht der Düsseldorfer nach gesunden Lebensmitteln ist ungebrochen. Sie nimmt in der Corona-Krise wohl noch an Fahrt auf.
„Regionale Produkte sind unseren Kunden wichtig, aber die Qualität muss auch stimmen“, sagt Wiedenlübbert.“Manchmal klappt es nicht mit dem Regionalen, aber dann sind die Lieferketten entscheidend, nach denen die Käufer auch verstärkt fragen.„Wenn wir zum Beispiel für unsere Patisserie Pistazien kaufen, dann die hochwertigen aus Italien und nicht die günstigen aus der Türkei. Die Grundversorgung stimmt auf dem Markt, aber auch die Beratung. Lamm gibt es hier – wie natürlich in Supermärkten auch, aber Tipps dazu, wie es zum Beispiel mit Butter und Estragon zubereitet werden kann, gehören hier zum Service dazu.
Auch den Kräuterhexen-Stand gibt es auf dem Markt. Von der kleinen Familiensenfmühle in Monschau bezieht er seine Produkte, aber auch den Düsseldorfer ABBSenf gibt es. Honig wird angeboten, der kommt aus Bilk und heißt daher „Bilker Blüten Honig“.
Die Auslage am Gemüsestand von Peter Weitz ist gigantisch: Der Rhabarber kommt aus Hamm und die Äpfel aus dem Apfelparadies in Meerbusch, dazu gibt es jede Menge Kohl und Spargel und Erdbeeren. Renate Kozakiewicz hält die Stellung, und das schon seit 15 Jahren. „Den Kunden ist wichtig, dass Obst und Gemüse aus der Gegend kommen, dass auch nicht zu viel Sprit verfahren wurde“, sagt die erfahreneVerkäuferin.„Der Kunde schluckt nicht mehr alles“, bringt sie es auf den Punkt.
Der Kollege von Feinkost Fladi ein paar Meter weiter kann das bestätigen: Bärlauch hat hier gerade Saison und Paprika. „Die Kunden fragen uns wirklich viel, woher was kommt zum Beispiel, das ist ihnen wichtig“, sagt Albors Javaheri. Die Bäckerei Evertzberg gibt es auch auf dem fast 130 Jahre alten Markt. Das Mehl für die Brote kommt von der Bergischen Mühle – überhaupt ist der Hauptsitz im Bergischen. Von mehr Bewusstsein spricht auch Filialleiterin Sabine Mohl. „Die Leute fragen, wollen Vollkornprodukte. Weißbrot ist in unsere Mediterran-Ecke gewandert.“
Auf Corona hatten die Händler auch umgehend reagiert. Seit April 2020 organisieren UschiWiedenlübbert und Holger te Heesen einen Lieferservice, derWaren vom Carlsplatz an die Haustür bringt. Es gibt keine Lieferkosten, und die Bestellungen kommen noch am selben Tag an.