Röttgermann kritisiert Vorgänger
Fortuna sieht sich trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie finanziell vergleichsweise gut aufgestellt. Dennoch ist der Vorstandsvorsitzende unzufrieden mit einigen Entwicklungen.
In diesen Tagen haben viele Klubs aus der professionellen deutschen Fußballszene ihre Geschäftszahlen präsentiert. Und dabei haben sich die meisten Vereinsvertreter schon ausgesprochen zufrieden gezeigt, wenn sie ein Minus im unteren zweistelligen Millionenbereich ausweisen konnten. Durch die Corona-Krise hat es einige Klubs gehörig durchgeschüttelt. Fortuna dagegen ist nach eigenem Bekunden bislang unfallfrei durch diese Zeit gekommen.
Ohne Corona-Effekte hatte man mit einem siebenstelligen Plus kalkuliert, nun ist es eine schwarze Null geworden. Eine fast schon historische Leistung, wenn man sieht, was alles weggebrochen ist. Zum Beispiel die kompletten Zuschauereinnahmen.„Es hört sich so an wie eine dieser Manager-Floskeln, aber wir spüren eine unfassbare Solidarität – ob Dauerkartenbesitzer, Sponsoren oder Hospitality-Kunden“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Thomas Röttgermann. „Nur durch dieses partnerschaftliche Agieren haben wir den Bewegungsspielraum, um weiter voranzukommen.“
Fortuna will sich auch weiter nicht in der Krise verheben. Die Devise laut Röttgermann: „Sparen, aber in sportlichen Erfolg investieren.“Für einen eingetragenen Verein wie Fortuna sei man „in der schwierigst möglichen Situation, im Vergleich zu einer Kapitalgesellschaft“. Die könne problemlos (besser: einfacher) mit Fremdkapital operieren, eine Möglichkeit, die für einen „e.V.“nicht erlaubt ist. „Auf diesen konkreten Punkt bezogen ist es schon eine Art Wettbewerbsverzerrung“, sagt Röttgermann. „Für uns kommt eine Ausgliederung dennoch nicht in Frage, weil es ansonsten sehr viele Vorteile hat, weiterhin ein Verein zu sein. Das muss man auch ganz klar sagen.“Außer
dem gibt es zu dem Thema ja ein absolut unmissverständliches Mitgliedervotum.
Die Satzung erlaube einen gewissen Spielraum, was man umsetzen könne. „Da müssen wir dann maximal kreativ werden und unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Und wir haben gute Möglichkeiten, haben viele fleißige Mitarbeiter, mit sehr guten Ideen, womit wir eine Basis schaffen“, erzählt der Vorstandschef. „Fakt ist aber auch: Bei uns gibt es einen Entwicklungsstau von rund 15 Jahren.“
Borussia Mönchengladbach sei von einer ähnlichen Basis wie Fortuna gestartet, man müsse respektvoll anerkennen, wie sich vieles dort entwickelt habe. „Bei uns ist in den letzten 15 Jahren beim Schaffen von handfesten Strukturen und Infrastrukuren nicht viel passiert. Dafür müssen wir nun die Zeche zahlen“, sagt Röttgermann. „Hier sind in der Vergangenheit sicher die Hausaufgaben nicht gut gemacht worden.“
Es sei deshalb eine der größten Herausforderungen, eine Balance hineinzubekommen in der Gewichtung der Projekte und ihrer Umsetzungsgeschwindigkeit. „Wir können nicht über Nacht alles aufholen“, sagt er. „Aber wir haben einen Plan, was in welcher Zeit umgesetzt werden soll.“