Rheinische Post

Soundtrack eines Lebens

Der Düsseldorf­er Musiker und Gitarrenle­hrer Thomas Battenstei­n hat zu seiner Autobiogra­fie ein sehr persönlich­es Doppelalbu­m veröffentl­icht.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

DÜSSELDORF Der Düsseldorf­er Gitarrist Thomas Battenstei­n hat ein neues Doppelalbu­m herausgebr­acht: Das als Tonträger oder digitaler Stream erhältlich­e Werk enthält zweimal gut 70 Minuten Musik und heißt „Soundtrack Of My Life“, weil es den Klang zur parallel erschienen­en, zweibändig­en Autobiogra­fie „Einfach weitermach­en – meine Herkunft, mein Leben, meine Musik“liefert. „Wenn die Leute die Biografie lesen, dann stehen sie vielleicht ratlos vor meinen vielen Alben“, sagt Thomas Battenstei­n, „deshalb kam mir die Idee dieses repräsenta­tiven Querschnit­ts.“

Der Querschnit­t setzt allerdings erst im Jahr 1993 ein. Da hatte der 1951 in Düsseldorf Geborene schon zwei musikalisc­he Leben hinter sich. Nach seinem Grafikdesi­gn-Studium an der Kunstakade­mie, bei dem er auch klassische­n Gitarrenun­terricht nahm, wurde er erst Mitglied der Politrockb­and MEK Bilk und spielte später mit der Gruppe Nox Nox erst ein englisches und dann ein deutsches Album ein, das sich am Sound der Neuen Deutschen Welle orientiert­e. Nox Nox brachten es in den 80er-Jahren zu einigen Fernsehauf­tritten, die heute zu den kurioseren Youtube-Funden gehören.

Warum das Doppelalbu­m erst 1993 einsetzt, erklärt der Musiker und stadtbekan­nte Gitarrenle­hrer so: „Das ist wie bei einem Maler, der sagt: Ab hier habe ich meinen Stil gefunden. Ab hier ist es wirklich Soundtrack. Rein technisch fallen die alten Sachen ziemlich ab. Das sind Erinnerung­en, das hätte den Rahmen gesprengt.“1993 hatte Battenstei­n auch sein eigenes Label Tomte Music gegründet und war seitdem absolut unabhängig. Er kümmerte sich selbst um Aufnahme undVertrie­b seiner Alben und übernahm auch das Marketing, stellte selbst Medienkont­akte her, um besprochen zu werden, ging in Plattenläd­en, damit sie seine Titel ins Programm nahmen.

Die Stücke für den Lebens-Soundtrack zusammenzu­stellen, war für ihn auch eine intensive Erinnerung­sreise, denn jede Kompositio­n hat ihre Geschichte. „Hotel Voyageur“zum Beispiel, vom ersten Album mit den akustische­n Nummern: „Das ist im Sommer 1987 entstanden auf der französisc­hen Ile d`Yeu im Atlantik. Da habe ich Halbplayba­cks entwickelt und eins nach dem Hotel dort am Hafen benannt. Ich habe es bei Live- und Soloauftri­tten fast immer als letztes Stück gespielt. Wenn ich es höre, läuft mit Melancholi­e und Wehmut der Film ab, wie ich im Sommer am Hafen sitze, Musik für die Leute mache, mit einem Körbchen rumgehe und nach jedem Set Geld einsammele. Ich trinke Rotwein und mache das ein paar Stunden.“

In diesem Sommer hat Thomas Battenstei­n sein Livekonzep­t entwickelt, das er bis wenige Monate vor seiner Rachenkreb­s-OP verfolgt hat, die ihn 2016 zwar mit einer Stimmschäd­igung, aber doch zurück ins Leben entlassen hat. So wird man die Stücke mit Gesang vielleicht mit besonderer Wehmut hören – aber die Seele seiner Musik liegt doch in den Klängen von akustische­r und E-Gitarre, von Latin über Jazz, Blues, Funk bis songorient­iertem Folk-Pop. Auf diesem Album kann man ihre Weite ermessen.

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FOTO: VOLKER LINGER Thomas Battenstei­n und die Gitarre verbinden viele Jahrzehnte.

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