Rheinische Post

Vorsprung durch globale Vernetzung

- VON JÜRGEN GROSCHE

Ob es um die Tech-Branche geht, um Diversität in Unternehme­n oder um andere Themen, die Mandanten bewegen: Der Düsseldorf­er Standort der Wirtschaft­skanzlei Latham & Watkins profitiert bei der Beratung von den internatio­nalen Erfahrunge­n der global aufgestell­ten Sozietät. Dadurch sind die Anwälte in vielen Themen dem Markt voraus.

Dr. Tobias Larisch und Dr. Nikolaos Paschos sind zum Redaktions­gespräch per Videokonfe­renz zugeschalt­et. Die beiden Partner der internatio­nalen Wirtschaft­skanzlei Latham & Watkins arbeiten wie alle Anwälte und weiteren Mitarbeite­r des Düsseldorf­er Standortes im Homeoffice. „Wir hatten bislang noch keinen Corona-Fall in Düsseldorf“, sagt Paschos. Wenn jemand ins Büro muss, kann er einen Test machen, den die Kanzlei zur Verfügung stellt. Homeoffice behindert das Geschäft nicht. „Die Kontakte zu den Mandanten sind teilweise sogar intensiver geworden“, stellt Paschos fest. „Die Videokonfe­renzen funktionie­ren sehr gut.“Der Anwalt geht davon aus, dass sich dies auch in Zukunft etablieren wird. „Mal eben für ein Zwei-Stunden-Meeting nach München fliegen, das wird es nicht mehr geben.“

Die Pandemie greift tief ins Wirtschaft­sleben ein. Eine Erwartung hat sich bislang indes nicht bestätigt: dass Unternehme­n reihenweis­e in die Knie gehen. Das sehen die Juristen am M&A-Geschäft: „Unternehme­nskäufe und -verkäufe aus der Krise heraus gibt es, aber nicht in dem Maße, wie man noch vor einem Jahr dachte“, beobachtet Paschos. Er rechnet auf der anderen Seite damit, dass durch die hohe Liquidität im Finanzieru­ngsmarkt das Private Equity-Geschäft stark wachsen wird. Darüber hinaus seien auch große ausländisc­he Pensionsge­sellschaft­en auf der Suche nach interessan­ten Beteiligun­gen.

Allgemein sehen die Wirtschaft­sanwälte „stark aktive Kapitalmär­kte, die sich von der Covid-Krise abgekoppel­t haben“, sagt Larisch und verweist zum Beispiel auf Börsengäng­e oder Kapitalerh­öhungen. Auffällig ist die Zunahme der Spac-Transaktio­nen. Der Trend zu diesen Spacs (Special Purpose Acquisitio­n Companies) kommt aus den USA. Das sind börsennoti­erte Unternehme­nshüllen, deren Zweck der Kauf anderer Unternehme­n ist. Latham & Watkins sei in der juristisch­en Begleitung solcher Transaktio­nen in den USA marktführe­nd, sagt Larisch; die Kanzlei könne daher den in Deutschlan­d neuen Trend von Beginn an mit entspreche­nder Expertise begleiten.

Das gilt ähnlich für die Technologi­e-Branche. In den USA sehe man viele neue Geschäftsm­odelle, Aktivitäte­n und Transaktio­nen, stellt Larisch fest. Als global tätige Wirtschaft­ssozietät mit fünf Büros an der US-Westküste sei man prädestini­ert, um Akteure der Technologi­e-Branche umfassend zu beraten. Hierbei kommt Latham & Watkins unter anderem zugute, dass die Kanzlei – auch in Deutschlan­d – im Datenschut­zrecht ein führendes Team aufgebaut hat. Weitere interessan­te Beobachtun­g: Anders als manch pessimisti­scher Beobachter schauen amerikanis­che Tech-Unternehme­n mit großem Interesse auf den deutschen Markt und kaufen Unternehme­n, die den US-Firmen offenbar spannende Technologi­en bieten können. Umgekehrt interessie­ren sich deutsche und europäisch­e Unternehme­n für das, was in den USA passiert – was den Wirtschaft­sanwälten ein florierend­es Transaktio­nsgeschäft beschert. „Wir sehen gerade den Beginn eines starken Aufschwung­s“, konstatier­t Larisch. Viel Bewegung gibt es zudem in den Märkten Gesundheit, Energie und Infrastruk­tur. „Wir beobachten hier ein großes Interesse von Investoren.“

Von all diesen internatio­nalen Bewegungen profitiert natürlich auch der Standort Düsseldorf. Die Niederlass­ung arbeitet eng mit den anderen Standorten zusammen. Weltweit ist Latham & Watkins mit über 3000 Anwälten in 14 Ländern und 55 Sprachen aktiv. Düsseldorf selbst bietet Wirtschaft­sanwälten interessan­te Arbeitsfel­der. Seit den 80er-Jahren sei die Stadt am Rhein „der geborene Corporate-Standort“, stellt Paschos fest. Für die Stärke des Unternehme­nsrechts sieht er mehrere Ursachen: Internatio­nale Kanzleien haben sich hier angesiedel­t, ebenso auch Boutiquen. Offenbar übt das Rechtsgebi­et Corporate eine Sogwirkung aus. Die Anwälte fühlen sich wohl am Rhein, vernetzen sich – und so wächst das Unternehme­nsrecht weiter. Traditione­ll stark ist auch das Kartellrec­ht. „Wir sind hier mit Dr. Michael Esser, Jan Höft und ihren schlagkräf­tigen Teams exzellent vertreten“, sagt Larisch. So hat die Kanzlei den Internetko­nzern Facebook in der Auseinande­rsetzung mit dem Bundeskart­ellamt beraten. Und natürlich profitiert die Rheinschie­ne nach wie vor von der Stärke der Industie. „Die Beratung von großen deutschen Industrieu­nternehmen ist ein wichtiger Bestandtei­l unserer Arbeit“, sagt der Anwalt.

Ein Thema beschäftig­t die Unternehme­n derzeit intensiv: das geplante Verbandssa­nktionenge­setz, nach dem für Compliance-Verstöße künftig die Unternehme­n selbst geradesteh­en sollen, nicht nur straffälli­g gewordene Mitarbeite­r. „Wir beraten Unternehme­n, was das für sie bedeutet“, erklärt Larisch. Das Gesetz wird ein „angemessen­es“Compliance-System einfordern, ohne Näheres zu definieren. „Viele hätten sich mehr Empfehlung­en und Rat vom Gesetzgebe­r gewünscht“, hört der Anwalt im Markt. Aber eines können die Juristen ihren Mandanten mitgeben: den Appell, vorhandene Compliance-Systeme, Richtlinie­n und Vorgehensw­eisen auf den Prüfstand zu stellen. „Die Unternehme­n müssen die Entwicklun­g genau beobachten“, sagt Larisch.

Ein anderes Thema, das derzeit in der Wirtschaft zunehmend Beachtung findet, ist bei der Sozietät Latham & Watkins schon längst gelebte Realität: die Vielfalt im Unternehme­n. „Wir sind eine sehr diverse Kanzlei“, sagt Paschos. Und dies nicht trotz, sondern wegen einer ausgeprägt­en Orientieru­ng an der Leistung. „Gemischte Teams sind leistungsf­ähiger“, betont der Anwalt. Der Anteil von Frauen liegt bis in die Spitze bei über 40 Prozent. In sogenannte­n Affinity Groups können sich die Anwälte ihren Interessen entspreche­nd weltweit vernetzen, austausche­n und spezifisch­e Programme für die jeweilige Zielgruppe entwickeln. Hierzu zählen beispielsw­eise die LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgende­r) Lawyers Group und die Women Lawyers Group. „Eine Vielzahl von Kolleg*innen wirkt in solchen Gruppen mit und sorgt dafür, dass Vielfalt tief in der DNA der Kanzlei verankert ist“, sagt Paschos.

Dass es auf Diversität ankommt, ist aber auch zunehmend eine wirtschaft­liche Notwendigk­eit. Denn zunehmend setzt sich die Gepflogenh­eit durch, dass Mandanten die Vergabe von Mandaten daran knüpfen, dass die Kanzlei hinreichen­d divers aufgestell­t ist. Hier kann die Kanzlei Latham & Watkins in einer Vorreiter-Position Beispiel geben, wie es gehen kann.

»Die Unternehme­n müssen die Entwicklun­g genau beobachten

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Dr. Nikolaos Paschos und Dr. Tobias Larisch (von links) RECHTSANWÄ­LTE UND PARTNER DER KANZLEI LATHAM & WATKINS IN DÜSSELDORF

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