Kanzlei der Innovationen
Im Markt fällt auf, dass die Kanzlei McDermott Will & Emery auf innovative Ideen setzt – sowohl technologisch als auch bei Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.
Wenn eine Wirtschaftssozietät im Karriereportal Azur als innovativste Kanzlei Deutschlands ausgezeichnet wird, dann ist das mehr als ein Pokal, der die Vitrine im Foyer ziert. Azur wird vom Nachwuchs der Branche gelesen, und Kanzleien sind immer auf der Suche nach neuen Talenten. In diesem Jahr freut sich McDermott Will & Emery über den Award in der Kategorie Innovation. Sie dürfte auf großes Interesse bei den jungen Berufseinsteigern stoßen, deren Werte die Strategie der Kanzlei spiegelt. Beim Thema Innovation legten die Juroren einen hohen Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte: „Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Zukunftsthemen, nicht nur in der Anwaltsbranche.“
Bei McDermott geben sich die Themen Innovation, Nachhaltigkeit und Diversity die Hand, eines ergibt sich aus dem anderen, wie Dr. Jens Ortmanns, Managing Partner des Düsseldorfer Büros und Leiter der Praxisgruppe Immobilienwirtschaftsrecht, zusammen mit Dr. Alexa Ningelgen, Leiterin der Praxisgruppe Öffentliches Wirtschaftsrecht und Partnerin in Düsseldorf, im Redaktionsgespräch erklären – in diesen Zeiten natürlich im Video-Chat. Innovation beginnt auf der technischen Seite; die Digitalisierung verändert derzeit auch die Anwaltsbranche von Grund auf. Digitale, teils durch Algorithmen gesteuerte Instrumente automatisieren die Arbeit, bekannt unter dem Stichwort Legal Tech.
Die beiden Düsseldorfer Anwälte machen vier Hauptfelder aus, in denen die Digitalisierung dazu beiträgt, die Arbeit der Anwälte bei McDermott effizienter zu machen und stark zu beschleunigen. Da ist zum einen die Dokumenten-Automatisierung. Vertragsentwürfe können durch die Anwälte in einem System digital erstellt und individualisiert werden. „Wichtige Fragen werden vorab mit den Mandanten besprochen, es gibt Checklisten anstelle eines umfangreichen E-Mail-Verkehrs“, beschreibt Ortmanns den Vorteil. So bleibt mehr Zeit für die komplexen Themen. „Die Beratungsleistung bleibt erhalten, sie wird durch die Digitalisierung aber wesentlich effizienter“, sagt Ortmanns. Weitere Vorteile: Die digitalisierte Dokumenten-Infrastruktur ermöglicht Smart Contracts. „Verträge verwalten sich selbst“, erklärt der Anwalt. Das heißt: Das System weist Fristen, Termine, To-Dos aus, signalisiert rechtzeitig, was wer wann erledigen muss.
Ähnlich läuft die Automatisierung im zweiten Hauptfeld der Digitalisierung, der Dokumenten-Analyse. Für die Unternehmensprüfung zum Beispiel in Due-Diligence-Prozessen, die heute ohnehin schon in virtuellen Datenräumen laufen, werden Dokumente digital ausgelesen und Verträge mit technischer Unterstützung ausgewertet. Drittes Hauptfeld: Auch bestimmte Entscheidungen lassen sich automatisieren, zum Beispiel standardisierte Prüfschritte bei Unternehmenskäufen: Gibt es Transaktionen, die kartellrechtlich meldepflichtig sind? Wie ist der Status der Mitarbeiter (selbstständig, angestellt)? Im Ergebnis kommt eine Handlungsempfehlung heraus, die die Anwälte für ihre weitere Beratung nutzen können.
Viele Arbeitsschritte sind verbunden (connected workflows), es gibt immer wieder gleiche Transaktionsketten, die sich automatisieren lassen. Aber man muss den Überblick über alles behalten, gerade bei den Querverbindungen. Um dieses Thema geht es im vierten Hauptfeld, also um ein Wissensmanagement. In die Systeme arbeiten die Anwälte auch Aktualisierungen in der Rechtsprechung ein. Die Tools zeigen zudem den Status eines Projektes an und erinnern beispielsweise daran, dass beim Level 80 Prozent einer Transaktion zum Beispiel der Notar einzubeziehen ist oder Vollmachten eingeholt werden müssen, die einen zeitlichen Vorlauf haben. Gibt es zeitliche Verschiebungen, passt das Programm alle vorlaufenden und weiteren Schritte automatisch an.
Hier erweist es sich gerade in der Corona-Zeit als immenser Vorteil, dass McDermott die Innovationen bereits vorangetrieben hat. Im Wochentakt ändern sich die mit Corona in Verbindung stehenden rechtlichen Vorgaben und Förderbedingungen für die Unternehmen. „Hunderte Mandanten haben gleiche oder ähnliche Fragen“, beschreibt Dr. Alexa Ningelgen die Auswirkung. Die Anwälte erstellten zunächst ein Corona-Tool, das viele dieser Themen aufarbeitete. Die Kanzlei vertritt zudem bislang ihre Mandanten in mehr als 300 Verwaltungsgerichtsverfahren gegen Lockdown-Entscheidungen, die sehr komplex sind. „Hier galt zumindest vor der Bundesnotbremse Landesrecht“, erklärt die Anwältin, „von Bundesland zu Bundesland unterscheidet sich dann die Rechtslage, aber die rechtlichen Vorgaben gleichen sich.“Gute Voraussetzungen für eine autobei den Förderbedingungen aus. So müssen Unternehmen mit Filialen in ganz Deutschland manchmal Anträge in 16 Bundesländern und hunderten Kommunen stellen – alle in Details unterschiedlich.
Die Innovationen demonstrieren, „dass wir ein moderner Arbeitgeber sind. Das gilt auch auf den Gebieten der Nachhaltigkeit und Diversity.“Damit schlägt der Managing Partner des Düsseldorfer Büros die Brücke zu den Themen, die den jungen Bewerbern, aber nicht nur ihnen wichtig sind. „Wir engagieren uns hier aus innerer Überzeugung“, sagt Ortmanns. Und außerdem werden ESG-Themen (Environmental Social Governance, also Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung) auch für die Mandanten immer wichtiger. Investoren und Kunden achten darauf. In der praktischen Beratungsarbeit heißt das: In Verträgen werden zum Beispiel aktuelle ESG-Klauseln eingefügt, die die Anwälte selbst entwickelt haben.
Nachhaltigkeit leben die Mitarbeiter und Anwälte aber auch im eigenen Umfeld, und gerade das fiel den Juroren des Azur-Awards auf: „Mit dem ‚Team Green' setzt McDermott Maßstäbe. Angefangen bei grünem Strom und einem nachhaltigen Büroalltag gibt es auch Sport- und Ernährungsprogramme für alle Mitarbeiter.“Das Team Green entstand in Düsseldorf, damit ist das Büro auch Vorreiter innerhalb der McDermott-Familie. „Die Büros in München und Frankfurt setzen die Idee ebenfalls um, und wir haben sie auch weltweit präsentiert“, sagt Ortmanns.
Gemeinsame Projekte bewähren sich gerade jetzt, in der Corona- und Homeoffice-Zeit. „Sie fördern den Zusammenhalt“, sagt Alexa Ningelgen, die von den Mitarbeitern viel positives Feedback erfährt. Aus ihrem Team beteiligen sich alle Mitarbeiter an einem weiteren Nachhaltigkeitsprojekt: Sie nutzen die Möglichkeit, E-Bikes günstig zu leasen. Azur dazu: „Die Associates sind laut azur-Umfrage stolz auf ihr Projekt und dankbar, dass ihr Arbeitgeber ein solches Engagement ermöglicht.“In dieser Richtung beschreibt die Anwältin auch die Einstellung der Kanzlei zur Diversity. Es gehe dabei um „Chancen- und Teilhabegerechtigkeit“. Die Kanzlei wolle ein „Arbeitsumfeld bieten, in dem sich jeder wohlfühlt.“Mitarbeiter durchleben verschiedene Lebensphasen und haben dabei unterschiedliche Bedürfnisse zum Beispiel bei der Gestaltung der Arbeitszeit. „Auf diese Bedürfnisse gehen wir ein.“So gibt es flexible Arbeitszeitmodelle. „Ein nachhaltiges Arbeitsumfeld und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter genießen für uns allerhöchste Priorität. Nur so lässt sich auch für uns als Kanzlei nachhaltiger Erfolg erzielen“, spannt Dr. Jens Ortmanns den Bogen weiter. Nachhaltigkeit, Diversity und Innovation – drei Themen, die also durchaus zusammenhängen.
»Bei Diversity geht es um Chancen- und Teilhabegerechtigkeit