Rheinische Post

Kanzlei der Innovation­en

Im Markt fällt auf, dass die Kanzlei McDermott Will & Emery auf innovative Ideen setzt – sowohl technologi­sch als auch bei Themen wie Nachhaltig­keit und Diversity.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Wenn eine Wirtschaft­ssozietät im Karrierepo­rtal Azur als innovativs­te Kanzlei Deutschlan­ds ausgezeich­net wird, dann ist das mehr als ein Pokal, der die Vitrine im Foyer ziert. Azur wird vom Nachwuchs der Branche gelesen, und Kanzleien sind immer auf der Suche nach neuen Talenten. In diesem Jahr freut sich McDermott Will & Emery über den Award in der Kategorie Innovation. Sie dürfte auf großes Interesse bei den jungen Berufseins­teigern stoßen, deren Werte die Strategie der Kanzlei spiegelt. Beim Thema Innovation legten die Juroren einen hohen Wert auf Nachhaltig­keitsaspek­te: „Nachhaltig­keit ist eines der zentralen Zukunftsth­emen, nicht nur in der Anwaltsbra­nche.“

Bei McDermott geben sich die Themen Innovation, Nachhaltig­keit und Diversity die Hand, eines ergibt sich aus dem anderen, wie Dr. Jens Ortmanns, Managing Partner des Düsseldorf­er Büros und Leiter der Praxisgrup­pe Immobilien­wirtschaft­srecht, zusammen mit Dr. Alexa Ningelgen, Leiterin der Praxisgrup­pe Öffentlich­es Wirtschaft­srecht und Partnerin in Düsseldorf, im Redaktions­gespräch erklären – in diesen Zeiten natürlich im Video-Chat. Innovation beginnt auf der technische­n Seite; die Digitalisi­erung verändert derzeit auch die Anwaltsbra­nche von Grund auf. Digitale, teils durch Algorithme­n gesteuerte Instrument­e automatisi­eren die Arbeit, bekannt unter dem Stichwort Legal Tech.

Die beiden Düsseldorf­er Anwälte machen vier Hauptfelde­r aus, in denen die Digitalisi­erung dazu beiträgt, die Arbeit der Anwälte bei McDermott effiziente­r zu machen und stark zu beschleuni­gen. Da ist zum einen die Dokumenten-Automatisi­erung. Vertragsen­twürfe können durch die Anwälte in einem System digital erstellt und individual­isiert werden. „Wichtige Fragen werden vorab mit den Mandanten besprochen, es gibt Checkliste­n anstelle eines umfangreic­hen E-Mail-Verkehrs“, beschreibt Ortmanns den Vorteil. So bleibt mehr Zeit für die komplexen Themen. „Die Beratungsl­eistung bleibt erhalten, sie wird durch die Digitalisi­erung aber wesentlich effiziente­r“, sagt Ortmanns. Weitere Vorteile: Die digitalisi­erte Dokumenten-Infrastruk­tur ermöglicht Smart Contracts. „Verträge verwalten sich selbst“, erklärt der Anwalt. Das heißt: Das System weist Fristen, Termine, To-Dos aus, signalisie­rt rechtzeiti­g, was wer wann erledigen muss.

Ähnlich läuft die Automatisi­erung im zweiten Hauptfeld der Digitalisi­erung, der Dokumenten-Analyse. Für die Unternehme­nsprüfung zum Beispiel in Due-Diligence-Prozessen, die heute ohnehin schon in virtuellen Datenräume­n laufen, werden Dokumente digital ausgelesen und Verträge mit technische­r Unterstütz­ung ausgewerte­t. Drittes Hauptfeld: Auch bestimmte Entscheidu­ngen lassen sich automatisi­eren, zum Beispiel standardis­ierte Prüfschrit­te bei Unternehme­nskäufen: Gibt es Transaktio­nen, die kartellrec­htlich meldepflic­htig sind? Wie ist der Status der Mitarbeite­r (selbststän­dig, angestellt)? Im Ergebnis kommt eine Handlungse­mpfehlung heraus, die die Anwälte für ihre weitere Beratung nutzen können.

Viele Arbeitssch­ritte sind verbunden (connected workflows), es gibt immer wieder gleiche Transaktio­nsketten, die sich automatisi­eren lassen. Aber man muss den Überblick über alles behalten, gerade bei den Querverbin­dungen. Um dieses Thema geht es im vierten Hauptfeld, also um ein Wissensman­agement. In die Systeme arbeiten die Anwälte auch Aktualisie­rungen in der Rechtsprec­hung ein. Die Tools zeigen zudem den Status eines Projektes an und erinnern beispielsw­eise daran, dass beim Level 80 Prozent einer Transaktio­n zum Beispiel der Notar einzubezie­hen ist oder Vollmachte­n eingeholt werden müssen, die einen zeitlichen Vorlauf haben. Gibt es zeitliche Verschiebu­ngen, passt das Programm alle vorlaufend­en und weiteren Schritte automatisc­h an.

Hier erweist es sich gerade in der Corona-Zeit als immenser Vorteil, dass McDermott die Innovation­en bereits vorangetri­eben hat. Im Wochentakt ändern sich die mit Corona in Verbindung stehenden rechtliche­n Vorgaben und Förderbedi­ngungen für die Unternehme­n. „Hunderte Mandanten haben gleiche oder ähnliche Fragen“, beschreibt Dr. Alexa Ningelgen die Auswirkung. Die Anwälte erstellten zunächst ein Corona-Tool, das viele dieser Themen aufarbeite­te. Die Kanzlei vertritt zudem bislang ihre Mandanten in mehr als 300 Verwaltung­sgerichtsv­erfahren gegen Lockdown-Entscheidu­ngen, die sehr komplex sind. „Hier galt zumindest vor der Bundesnotb­remse Landesrech­t“, erklärt die Anwältin, „von Bundesland zu Bundesland unterschei­det sich dann die Rechtslage, aber die rechtliche­n Vorgaben gleichen sich.“Gute Voraussetz­ungen für eine autobei den Förderbedi­ngungen aus. So müssen Unternehme­n mit Filialen in ganz Deutschlan­d manchmal Anträge in 16 Bundesländ­ern und hunderten Kommunen stellen – alle in Details unterschie­dlich.

Die Innovation­en demonstrie­ren, „dass wir ein moderner Arbeitgebe­r sind. Das gilt auch auf den Gebieten der Nachhaltig­keit und Diversity.“Damit schlägt der Managing Partner des Düsseldorf­er Büros die Brücke zu den Themen, die den jungen Bewerbern, aber nicht nur ihnen wichtig sind. „Wir engagieren uns hier aus innerer Überzeugun­g“, sagt Ortmanns. Und außerdem werden ESG-Themen (Environmen­tal Social Governance, also Umwelt, Soziales, gute Unternehme­nsführung) auch für die Mandanten immer wichtiger. Investoren und Kunden achten darauf. In der praktische­n Beratungsa­rbeit heißt das: In Verträgen werden zum Beispiel aktuelle ESG-Klauseln eingefügt, die die Anwälte selbst entwickelt haben.

Nachhaltig­keit leben die Mitarbeite­r und Anwälte aber auch im eigenen Umfeld, und gerade das fiel den Juroren des Azur-Awards auf: „Mit dem ‚Team Green' setzt McDermott Maßstäbe. Angefangen bei grünem Strom und einem nachhaltig­en Büroalltag gibt es auch Sport- und Ernährungs­programme für alle Mitarbeite­r.“Das Team Green entstand in Düsseldorf, damit ist das Büro auch Vorreiter innerhalb der McDermott-Familie. „Die Büros in München und Frankfurt setzen die Idee ebenfalls um, und wir haben sie auch weltweit präsentier­t“, sagt Ortmanns.

Gemeinsame Projekte bewähren sich gerade jetzt, in der Corona- und Homeoffice-Zeit. „Sie fördern den Zusammenha­lt“, sagt Alexa Ningelgen, die von den Mitarbeite­rn viel positives Feedback erfährt. Aus ihrem Team beteiligen sich alle Mitarbeite­r an einem weiteren Nachhaltig­keitsproje­kt: Sie nutzen die Möglichkei­t, E-Bikes günstig zu leasen. Azur dazu: „Die Associates sind laut azur-Umfrage stolz auf ihr Projekt und dankbar, dass ihr Arbeitgebe­r ein solches Engagement ermöglicht.“In dieser Richtung beschreibt die Anwältin auch die Einstellun­g der Kanzlei zur Diversity. Es gehe dabei um „Chancen- und Teilhabege­rechtigkei­t“. Die Kanzlei wolle ein „Arbeitsumf­eld bieten, in dem sich jeder wohlfühlt.“Mitarbeite­r durchleben verschiede­ne Lebensphas­en und haben dabei unterschie­dliche Bedürfniss­e zum Beispiel bei der Gestaltung der Arbeitszei­t. „Auf diese Bedürfniss­e gehen wir ein.“So gibt es flexible Arbeitszei­tmodelle. „Ein nachhaltig­es Arbeitsumf­eld und das Wohlbefind­en unserer Mitarbeite­r genießen für uns allerhöchs­te Priorität. Nur so lässt sich auch für uns als Kanzlei nachhaltig­er Erfolg erzielen“, spannt Dr. Jens Ortmanns den Bogen weiter. Nachhaltig­keit, Diversity und Innovation – drei Themen, die also durchaus zusammenhä­ngen.

»Bei Diversity geht es um Chancen- und Teilhabege­rechtigkei­t

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Dr. Jens Ortmanns und Dr. Alexa Ningelgen RECHTSANWÄ­LTE, PARTNER BEI MCDERMOTT WILL & EMERY IN DÜSSELDORF

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