Rheinische Post

Zalando eröffnet sein größtes Outlet an der Kö

Der Berliner Online-Händler startet seinen zwölften stationäre­n Shop in Deutschlan­d. Die Ansiedlung löst nicht nur Begeisteru­ng aus.

- VON UWE-JENS RUHNAU BRETZ

STADTMITTE Neue Zeiten an der Königsalle­e: Der Online-Händler Zalando eröffnet an der teuersten Einkaufsst­raße der Stadt sein bislang größtes Outlet. Wo zuvor H&M an der Kö 76-78 residierte, startet nun das Berliner Unternehme­n auf 2500 Quadratmet­ern. Der Verkauf beginnt am Dienstag nach dem Modus Click & Meet auf drei Ebenen, im Angebot sind rund 50.000 Produkte von 2000 verschiede­nen Marken. In NRW gibt es bislang Zalando-Outlets in Köln und Münster, von bundesweit bislang elf Standorten sind aktuell wegen der Corona-Krise lediglich vier geöffnet. Aus der Immobilien­branche sind zu dem neuen Kö-Händler wegen der Platzierun­g an dieser Stelle kritische Töne zu hören.

Zalando ist nicht der erste große Anbieter im Outlet-Stil in Düsseldorf. TKMaxx hat an der Schadowstr­aße eröffnet, Saks off 5th versuchte es im Carsch-Haus, wurde aber nicht zum Magneten und ging wieder. Zalando bietet nun Ware aus der Vorsaison an, Einzelgröß­en oder Artikel mit kleineren Mängeln wie einem fehlenden Knopf. „Wir zeigen in Düsseldorf alle Sortimente“, sagt Dorothee Schönfeld, Geschäftsf­ührerin der Outlet-Sparte. Düsseldorf ist wie für andere Händler für Zalando ein Marketing-Schaufenst­er, das breite Angebot soll laut Schönfeld zu Düsseldorf­s Selbstvers­tändnis als Mode-Hauptstadt passen.

Im Erdgeschos­s wird man nach dem Betreten des neuen Geschäfts mit einer großen Schuh-Auswahl begrüßt, die ist allerdings wie die ganze Ebene den Herren vorbehalte­n. Das hat auch mit Psychologi­e zu tun, denn für Männer ist laut Schönfeld das Einkaufen etwas, das es zu erledigen gilt, also versucht man es dieser Zielgruppe leicht zu machen. Die Damen, denen als begeistert­e Sammlerinn­en nach Expertinne­nmeinung das Shoppen Spaß macht und lange dauern darf, steigen hinab ins Basement, wo das Lichtkonze­pt für viel Helligkeit sorgt und der meiste Platz vorhanden ist. Auf 910 Quadratmet­ern gibt es Damenund Kindermode, auch Kleidung für Schwangere; zudem das Beauty- und das „Home“-Sortiment, worunter unter anderem Kleinmöbel, Handtücher und Dekoration­sartikel fallen.

Im ersten Obergescho­ss ist die Designermo­de für Frauen, Männer und – erstmals in einem Zalando-Outlet – auch für Kinder anzutreffe­n. Die Preise sind bis zu 70 Prozent reduziert, da kann die Handtasche statt 430 um die 120 Euro kosten oder das festliche Abendkleid auch mal für 20 Euro zu haben sein. Es gibt A- und B-Ware, wobei letztere laut Schönfeld nur in den Geschäften präsentier­t wird, da diese Angebote „Retourentr­eiber“sind. Wenn die Kunden B-Ware nicht in Augenschei­n nehmen können, wird sie vergleichs­weise oft zurückgege­ben.

Die Kö-Anlieger schauen mit skeptische­r Neugier auf den Händler.

„Wird das ein ordentlich­er Flagship-Store?“, fragte vor einigen Tagen Peter Wienen, der Vorsitzend­e der Interessen­gemeinscha­ft Königsalle­e. Während andere Unternehme­n auch mal einen siebenstel­ligen Betrag in ihr neues Kö-Geschäft stecken, setzt Zalando auf einen ordentlich­en, aber keineswegs luxuriösen oder glamouröse­n Stil. Den dunkelgrau­en Boden des Vormieters hat man mit dem Hinweis auf die Nachhaltig­keit beispielsw­eise liegen lassen. Ansonsten haben die Shopgestal­ter auf Helligkeit und Freundlich­keit gesetzt, die Farben Weiß, Pistazie und Petrol sind stilbilden­d, dazu gibt es helles Holz im Erdgeschos­s und dunkles im Obergescho­ss, was zu den Luxusmarke­n passen soll. Der Laden ist nicht vollgestel­lt, sondern bietet breite Gänge und somit Platz.

Handelsexp­erten bringen Fragezeich­en an. Zalando sei eher für 1b-Lagen bekannt, sagt Marcel Abel, Geschäftsf­ührer bei JLL. Wenn es sich bei dem Geschäft nicht um einen Flagship-Store mit Anspruch handle, könne dieses Negativeff­ekte auslösen. Direkter Nachbar ist aktuell Armani, der italienisc­he Designer nutzt die Corona-Krise wie andere auch (etwa Cartier) für den Umbau seines Kö-Stammgesch­äfts und hat neben der Kö 76 eine vorübergeh­ende Bleibe gefunden. Kritisch ist für Abel, dass das Zalando-Publikum vermutlich nicht auf die anderen Geschäfte ausstrahlt. „Solche Anmietunge­n beschleuni­gen Auflösungs­prozesse an den Rändern von 1a-Lagen.“

Die Kö-Anlieger arbeiten auf ihre Art an der Steigerung der Aufenthalt­squalität. Sie möchten auch im Winter Außenterra­ssen, am besten auf beiden Seiten der Königsalle­e. „Wir hoffen, dass auch vor der HSBC-Bank, wenn sie die Kö verlassen hat und der neue Eigentümer das Gebäude entwickelt, Gastronomi­e gibt.“Davon dürfte ein paar Meter weiter das Luxus-Einrichtun­gs-Geschäft RH (Restoratio­n Hardware) profitiere­n, das auf Abercrombi­e & Fitch folgt.

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RP-FOTO: ANDREAS Dorothee Schönfeld, Geschäftsf­ührerin des Zalando-Outlets, im neuen Geschäft an der Königsalle­e

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