Rheinische Post

Fortuna will attraktive­r werden

Mit dem neuen Trainer Christian Preußer will der Düsseldorf­er Fußball-Zweitligis­t wieder einen offensiver­en Fußball spielen lassen. Der Start in die Saison dient dabei als Standortbe­stimmung.

- VON PASCAL BIEDENWEG

So ganz weiß man bei Fortuna Düsseldorf auch knapp zwei Monate später noch nicht, was man eigentlich von der vergangene­n Saison halten soll. Es gab einige Höhen, aber auch so manches Tief. Neun Ligaspiele­n ohne Niederlage folgte beispielsw­eise eine bittere Pleite bei den Würzburger Kickers. Zwischendr­in setzte es zudem ein peinliches Aus im DFB-Pokal beim Regionalli­gisten Rot-Weiss Essen. Eine absolute Konstante war also die Inkonstanz, mit der Fortuna durch das vergangene Jahr schritt. Schlussend­lich schlossen die Düsseldorf­er die erste Spielzeit nach dem Abstieg in die Zweite Liga auf dem fünften Tabellenpl­atz ab. Das ist solide – doch Fortuna möchte mehr.

Vor allem aber wollen die Verantwort­lichen einen anderen Fußball sehen. Er soll offensiver werden. Es soll verstärkt auf jüngere Spieler gesetzt werden. Fortuna will für die Fans attraktive­r werden. Auch deshalb hat die Führungsri­ege um Klaus Allofs und Uwe Klein vor der Saison einen neuen Trainer verpflicht­et. Christian Preußer heißt der Nachfolger von Uwe Rösler. Der 37-Jährige war vorher fünf Jahre lang für die U23 des SC Freiburg zuständig und führte die Zweitvertr­etung in der vergangene­n Saison zur Meistersch­aft in der Regionalli­ga Südwest.

Preußer ist nicht der große glamouröse Name, der rund um den Verein eine noch nie dagewesene Euphorie entfacht. Er ist aber ein Trainer, der durch seine offene und zugänglich­e Art gut zur Fortuna passen kann. „Christian ist ein Trainer, der für Kontinuitä­t steht“, sagt Sportvorst­and Uwe Klein, „und dafür, junge Spieler zu entwickeln und besser machen zu können. Es ist eine große Gabe, die er da mitbringt, und ich hoffe, dass ihm das auch bei Fortuna gelingt.“

Die ersten Schritte in diese Richtung ist Preußer in Düsseldorf bereits erfolgreic­h gegangen. Der erst 17-jährige deutsche U-Nationalsp­ieler Daniel Bunk darf sich berechtigt­e Hoffnungen darauf machen, in der kommenden Saison sein Profidebüt geben zu dürfen. Aber auch Spieler wie Emmanuel Iyoha, Shinta Appelkamp oder Kelvin Ofori wollen unter dem neuen Trainer die nächste Stufe in ihrer Entwicklun­g erklimmen.

Fortuna hat in diesem Jahr eine gute Mischung im Kader. Junge, hungrige Youngster werden mit erfahrenen Routiniers wie Adam Bodzek, Rouwen Hennings oder Andre Hoffmann gepaart. Die Altersstru­ktur stimmt also. Hinzu kommt, dass Fortuna vor dieser Saison keinen großen Umbruch bewerkstel­ligen musste. So konnte der Klub sich punktuell verstärken.

Für die Position im zentralen Mittelfeld wechselte Ao Tanaka vom japanische­n Meister Kawasaki Frontale ins Rheinland. Für die rechte Außenbahn holten die Düsseldorf­er den polyvalent einsetzbar­en Khaled Narey vom Hamburger SV. Beide Akteure sorgen dafür, dass Preußer in der Systemfrag­e noch flexibler werden kann. „Ich möchte gerne eine gewisse taktische Flexibilit­ät haben, allerdings ohne jede Woche alles komplett zu ändern“, sagt er.

Wohin es für Fortuna in dieser Saison geht, wird – wie so häufig – auch vom Start abhängen. Am ersten Spieltag geht es für die Düsseldorf­er nach Sandhausen, das erste Heimspiel bestreitet man gegen Werder Bremen. Anschließe­nd folgen Partien gegen den 1. FC Nürnberg, Holstein Kiel und den FC Schalke 04. Als einfach ist dieser Auftakt keinesfall­s zu bezeichnen.

Doch was ist in der attraktivs­ten Zweiten Liga aller Zeiten schon einfach? „Es gibt sehr starke, sehr namhafte Mannschaft­en in der Zweiten Liga. Aber Fortuna Düsseldorf ist auch namhaft“, sagt Preußer und rennt damit bei vielen Anhängern offene Türen ein. Understate­ment hat man auf Seiten Fortunas auch gar nicht nötig. Man weiß, was man kann und wie gut man ist. Nun gilt es, das vorhandene Potenzial auch auf das Spielfeld zu übertragen. Wie gut das gelingt, dafür wird der Auftakt in die Saison gegen die beiden Bundesliga-Absteiger Schalke und Bremen und den Tabellendr­itten der vergangene­n Saison aus Kiel sicherlich als eine erste Standortbe­stimmung dienen.

Für die neue Saison eine verlässlic­he Prognose abzugeben, fällt daher im Vorfeld schwer. Ein Pfund, auf das Fortuna voraussich­tlich endlich wieder bauen kann, sind die eigenen Fans. In den ersten Spielen sollen bis zu 18.000 Zuschauer in die Stockumer Arena dürfen. Das dürfte für die Düsseldorf­er nach einer ganzen Saison vor leeren Rängen nicht nur finanziell existenzie­ll wichtig sein.

Schafft es Christian Preußer also, mit seiner Mannschaft in den ersten Saisonspie­len eine Euphorie unter den Fans und in der Stadt zu erzeugen, ist für Fortuna vieles möglich. Der Kader gibt definitiv einen Platz unter den ersten sechs Mannschaft­en her. Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. „Wir werden wieder ambitionie­rt sein. Wie unser Ziel konkret lauten wird, können wir aber noch nicht sagen. Das hängt von mehreren Faktoren ab“, sagt Vorstandsm­itglied Klaus Allofs. Und Preußer ergänzt: „Wir wollen uns nicht verstecken und offensiv auftreten. Wir sind ehrgeizig und wollen von Anfang an oben dabeisein.“

Es ist also eine Saison in der Zweiten Liga, auf die man voller Vorfreude blicken kann. Wohin die Reise für die Elf von Christian Preußer geht, ist noch völlig offen. Was man aber auf jeden Fall von Fortuna erwarten kann: einen offensiven Spielstil. Fortuna will wieder attraktive­n Fußball spielen. Und das dürfte wohl jedem Fan, der es mit dem Arbeiterve­rein aus Flingern hält, ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

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Freuen sich auf die neue Saison: Shinta Appelkamp (l.) und Nicklas Shipnoski

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