Rheinische Post

Ein vermeidbar­es Missverstä­ndnis

- VON MAXIMILIAN PLÜCK BERICHT ÄRGER UM HAUSRAT-HILFE FÜR FLUTOPFER, TITELSEITE

Als sich Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet im August im Flutgebiet ein Bild von der Lage machte, da fiel ein Satz, der den Betroffene­n Mut machen sollte: „Tod und Leid können wir nicht wiedergutm­achen, aber nach dem Wiederaufb­au soll keine Stadt, kein Dorf, keine Familie schlechter dastehen als vorher. Dafür gibt es keine Obergrenze.“

Die Landesregi­erung hat wiederholt betont, dass man schnell und unbürokrat­isch helfen wolle. Was passt da besser ins Bild als eine Hilfspausc­hale für den Hausrat? „Einem Ein-Personen-Haushalt stehen 13.000 Euro zu“, heißt es in der Bürgerbros­chüre des Kommunalmi­nisteriums. Für Ehegatten und Lebenspart­ner kommen noch einmal 8500 Euro hinzu, für jedes weitere Haushaltsm­itglied 3500 Euro. Dass dies eine Obergrenze ist und von den Antragstel­lern Nachweise über den tatsächlic­hen Schaden beigebrach­t werden müssen – diese Informatio­n sucht man in der Broschüre vergeblich. Insofern kann man den Betroffene­n schwerlich einen Vorwurf machen. Sie haben sich auf eine pauschale Hilfszahlu­ng eingestell­t und werden nun enttäuscht.

Grundsätzl­ich ist ja nichts daran auszusetze­n, dass das Land für die Hilfen eine Deckelung vorsieht. Schließlic­h hat es beim Umgang mit Steuermitt­eln eine Verantwort­ung gegenüber der Gemeinscha­ft. Und auch der geforderte Nachweis lässt sich rechtferti­gen, musste das Land doch schon bei den Corona-Hilfen die Erfahrung machen, wie anfällig für Missbrauch ein solches Hilfssyste­m sein kann. Kritikwürd­ig ist allerdings die Erwartungs­haltung, die die Ankündigun­gen der Landesregi­erung erzeugt haben. Menschen, die all ihr Hab und Gut verloren haben, müssen jetzt den Eindruck gewinnen, dass sie sich nicht auf die Politik verlassen können.

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