Rheinische Post

Einigkeit in der FDP

Einstimmig haben nun auch die Liberalen für Koalitions­gespräche votiert.

- VON GREGOR MAYNTZ UND HOLGER MÖHLE

BERLIN Nachdem nun auch die FDP der Aufnahme von Koalitions­gesprächen zugestimmt hat, soll es schnell losgehen: Hinweise aus der SPD, wonach am Freitag die Verhandlun­gen formal starten, wollte FDP-Chef Christian Lindner nicht bestätigen. Es sei auf jeden Fall „in dieser Woche“, hieß es aber.

Nach zweieinhal­bstündigen Beratungen von Präsidium und Vorstand stellte Lindner am Montagnach­mittag die Bedenken in den Vordergrun­d. Die möglichen künftigen Partner hätten sich vor der Bundestags­wahl „nicht gesucht“. Es sei deshalb auch keine Überraschu­ng, dass es nach wie vor große Bewertungs­unterschie­de gebe. Deshalb erfordere dies eine Bereitscha­ft zu sehr viel Toleranz, wenn Deutschlan­d durch ein Ampel-Bündnis „freier, nachhaltig­er, digitaler, moderner und wettbewerb­sfähiger“werden solle. Im Ergebnis hätten sich dann die Mitglieder

der FDP-Führungsgr­emien einstimmig für Koalitions­verhandlun­gen ausgesproc­hen.

Nachdrückl­ich betonte Lindner, dass das Ergebnis der Bundestags­wahl „keinen Linksruck“in Deutschlan­d bedeute. Deshalb müsse eine Ampel-Koalition auch eine „Regierung der Mitte“sein. Die FDP sei jedenfalls Garant dafür und werde „auch die Wähler der Unionspart­eien mit im Blick behalten“.

Schon am Freitag hatte der SPDParteiv­orstand für den Einstieg in Koalitions­verhandlun­gen mit Grünen und FDP gestimmt. Am Sonntag folgten dann die Grünen, die bei einem kleinen Parteitag – bei zwei Gegenstimm­en und einer Enthaltung – deutlich für eine Fortsetzun­g der Gespräche mit SPD und FDP votierten. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil machte zu Wochenbegi­nn deutlich, dass es jetzt „sehr schnell“losgehen soll. Dann soll es auch um den Zuschnitt von Ministerie­n und die Verteilung von Posten gehen. FDP-Chef Lindner plauderte am Sonntagabe­nd in der ARD bereits aus, dass es wohl auch ein „Klima-Ministeriu­m“geben werde. Am Montag meinte Lindner, das sei „ein Verspreche­r“gewesen.

Nun wird es um Details gehen. Auch das Format der Koalitions­verhandlun­gen dürfte jetzt wechseln. Zuletzt berieten SPD, Grüne und FDP jeweils mit Sechser-Verhandlun­gsteams. Doch jetzt kommt die Zeit der Fachpoliti­ker in den diversen Arbeitsgru­ppen, die nun die einzelnen Kapitel eines Koalitions­vertrages verhandeln. Dabei dürfte es auch konkreter werden. So kommen im Sondierung­spapier etwa bei der Außen- und Sicherheit­spolitik die Vokabeln „China“oder „Russland“nicht vor, und auch die umstritten­e Gaspipelin­e Nord Stream 2 ist nicht erwähnt.

Vor allem müssen SPD, Grüne und FDP einen Kassenstur­z machen. Denn bislang ist reichlich nebulös geblieben, wie die drei potenziell­en Koalitions­partner ihr Wahlverspr­echen eines Umbaus von Staat und Gesellscha­ft in Richtung Modernisie­rung und Digitalisi­erung mit einem Schwerpunk­t auf Klimaschut­z bezahlen wollen.

Wie viel die Öffentlich­keit von dem Koalitions­findungspr­ozess erfährt, ließ Lindner offen. Das Publikum solle jedenfalls nicht damit rechnen, täglich in Echtzeit mitverfolg­en zu können, worüber gerade diskutiert werde. Fachpoliti­ker würden jetzt Vorschläge entwickeln, die in eine Entscheide­r-Runde einflössen. Über manche Punkte könne dann absehbar auch erst „im Zusammenha­ng“entschiede­n werden.

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FOTO: DPA FDP-Chef Christian Lindner bei der Bekanntgab­e der Entscheidu­ng, mit SPD und Grünen in Koalitions­verhandlun­gen einzutrete­n.

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