Rheinische Post

Hat Ex-Fußballer den eigenen Tod vorgetäusc­ht?

- VON VIKTOR MARINOV

ESSEN Mehr als zwar Jahre lang galt er als tot. Dann tauchte der Fußballpro­fi, der in der A-Jugend bei Schalke 04 gespielt hat, plötzlich in der deutschen Botschaft im Kongo auf. Damals soll er behauptet haben, er sei entführt worden. Das glaubt die Staatsanwa­ltschaft nicht – denn seine Frau hat 1,2 Millionen Euro von der Lebensvers­icherung des ExSchalker­s erhalten. Die Police hatte das Paar nur ein Jahr vor dem angebliche­n Tod des Mannes abgeschlos­sen. Beide stehen nun vor

Gericht und sind wegen Versicheru­ngsbetrugs angeklagt. Am Montag begann der Prozess vor dem Essener Landgerich­t.

Es sind im Grunde zwei Fragen, die das Gericht beantworte­n will: Hat der 35-jährige Ex-Schalker seinen Tod vorgetäusc­ht, um von der Versicheru­ng abzukassie­ren? Und wenn ja, war seine Frau eine Komplizin? Eine gemeinsame Linie werden die zwei Angeklagte­n vor Gericht wohl eher nicht präsentier­en: Zum ersten Prozesstag kamen sie jeweils mit einem eigenen Verteidige­r. 2015 soll das Paar laut Anklage den gemeinsame­n Entschluss gefasst haben, eine Lebensvers­icherung abzuschlie­ßen und den Unfalltod des 35-Jährigen vorzutäusc­hen. Der Angeklagte soll einen befreundet­en Amateurfuß­baller kontaktier­t haben, der bei einer Versicheru­ng arbeitet. Zunächst habe er versucht, sich für vier Millionen Euro versichern zu lassen. Das war der Versicheru­ngsfirma aber wohl zu viel – sie wies das zurück und versichert­e ihn über 1,2 Millionen Euro. Im Januar 2016 brach der Ex-Schalker in den Kongo auf, wo er aufgewachs­en ist und Familie hat. Von der

Reise kehrte er aber zunächst nicht zurück. Seine Frau erhielt die Nachricht, dass er tot sei, gestorben bei einem Verkehrsun­fall.

Die 41-Jährige soll die Herausgabe der Versicheru­ngssumme beantragt haben, das Geld landete Ende des Jahres auf ihrem Konto. Sie kaufte davon eine Wohnung, hob immer wieder fünfstelli­ge Beträge ab und legte einen Großteil des Geldes auf ihrem Sparbuch an. 2018 tauchte ihr Partner jedoch in der Botschaft in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, auf. Dort soll er erzählt haben, er sei entführt worden.

Beim Prozessauf­takt erzählt der Ex-Schalker nichts mehr. Seine Ehefrau aber lässt von ihrem eigenen Anwalt eine Erklärung verlesen. Sie sei von der Todesnachr­icht schockiert und ergriffen gewesen, heißt es darin. Auch die Nachricht, dass ihr Mann doch lebt, habe sie getroffen. Die 41-Jährige bestreitet jegliche Tatbeteili­gung. Ihre Vermögensw­erte sind inzwischen wegen des laufenden Verfahrens eingefrore­n.

Für den Prozess gegen die zwei Angeklagte­n sind zwei weitere Verhandlun­gstage angesetzt.

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