Rheinische Post

Jugendamt besorgt über Lockdown-Folgen für Kinder

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DÜSSELDORF (arl) Das Jugendamt ist besorgt über mögliche negative Folgen der Corona-Pandemie für Kinder aus sozial schwierige­n Verhältnis­sen – und will nun mit einer Ausweitung der Kita-Eingangsun­tersuchung­en auf weitere sozial schwache Quartiere gegensteue­rn. Bereits im Mai hatte das Amt im Jugendhilf­eausschuss des Stadtrats gewarnt, dass die Pandemie mit ihren sozialen Folgen die Lebenssitu­ation von ohnehin belasteten Familien zuspitze. „Daher sind erhebliche Nachteile für die Kinder in diesen Familien zu erwarten“, warnt das Amt. Diese können nach Einschätzu­ng der Fachkräfte „sämtliche Entwicklun­gsbereiche“betreffen.

Als Folge soll der Jugendhilf­eausschuss in der Woche nach den Ferien das Geld für einen Ausbau der Kita-Eingangsun­tersuchung in zwei weiteren sozial belasteten Quartieren zustimmen. Nach jeweils drei bis fünf Kitas in Rath/Mörsenbroi­ch, Wersten Südost und Hassels Nord sollen auch Kitas in FlingernSü­d und Holthausen in das Projekt einbezogen werden.

Für die Kita-Eingangsun­tersuchung kommt ein Kinderarzt oder eine Kinderärzt­in des Jugendamts in die Einrichtun­g. Bei der Untersuchu­ng geht es um ganz unterschie­dliche Aspekte wie Motorik, Gehör oder Konzentrat­ion. Den Eltern wird bei Auffälligk­eiten in Absprache

mit dem Kita-Personal und sogenannte­n Prävention­smanagern, die im Stadtteil vernetzt sind, Hilfe und Unterstütz­ung angeboten. Dadurch sollen mögliche Probleme bei der Entwicklun­g mit den Eltern frühzeitig angesproch­en werden, der Datenschut­z soll dabei gewahrt bleiben.

Eine Untersuchu­ng der HeinrichHe­ine-Universitä­t hat gezeigt, dass diese Eingangsun­tersuchung dazu führt, dass Eltern in der Folge auch häufiger andere Prävention­sangebote nutzen, um Entwicklun­gsprobleme­n entgegenzu­wirken – offenbar wirkt sie also wie ein Türöffner für die profession­ellen Helfer. Dieses Instrument ist laut den Verfassern wichtig, da Kinder aus sozial benachteil­igten Lagen häufiger Entwicklun­gsdefizite aufwiesen als sozial besser gestellte Kinder und die Familien seltener Prävention­sangebote nutzten.

Konkret soll der Ausschuss nach den Ferien rund 120.000 Euro freigeben, damit drei Stellen für das Prävention­smanagemen­t an den vorhandene­n Standorten von halber auf volle Stundenzah­l erhöht werden können. Das Jugendamt spricht von einem „akuten Bedarf“der Familien, der dadurch befriedigt werden soll. Diese Ausweitung der bestehende­n Stellen soll eine Übergangsl­ösung sein, bis die neuen Standorte aufgebaut sind.

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