Rheinische Post

Dreikampf um die Landtagsma­ndate

Die Stärke der Grünen führt zu einer neuen Ausgangssi­tuation vor der nächsten Wahl.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Die Bundestags­wahl ist vorbei, und in der Düsseldorf­er Politik reden mal wieder alle über die Grünen. Die Wahl im September hat den Trend der letzten Urnengänge bestätigt: Inzwischen konkurrier­en drei nahezu gleichauf liegende Parteien um die Vorherrsch­aft in der Stadt. Nicht nur, dass die Grünen mit 22,5 Prozent der Zweitstimm­en erneut deutlich über ihrem Bundeserge­bnis (14,8 Prozent) lagen und nur knapp hinter CDU und SPD landeten. Sie kamen auch bei den Erststimme­n in beiden Wahlbezirk­en auf mehr als 20 Prozent. Die Zeiten, in denen ihre Wähler aus taktischen Gründen die Stimmen splitteten, sind offenbar vorbei.

Für grüne Glücksgefü­hle sorgte auch der Blick auf die Karte. In acht Stadtteile­n wurde die Partei stärkste Kraft: Bilk, Derendorf, FlingernNo­rd, Friedrichs­tadt, Oberbilk, Pempelfort, Stadtmitte und Unterbilk.

Diese Ergebnisse werden in den Kreisverbä­nden aller Parteien intensiv diskutiert. Denn die nächste Wahl naht: Am 15. Mai wird der Landtag bestimmt. Für das umkämpfte Düsseldorf wird das die nächste politische Standortbe­stimmung. Die Zeiten sind auf Bundesund Landeseben­e so unruhig, dass es zu früh für belastbare Prognosen ist. Drei Parteien hätten das Potenzial zur stärksten Kraft – eine spannende und neue Ausgangsla­ge.

Das grüne Hoch ist dabei inzwischen mehr als nur ein Kurzzeittr­end und hält seit der Europawahl 2019 an. Es spricht also vieles dafür, dass die Grünen sogar erstmals realistisc­he Chancen bei der Vergabe der vier Düsseldorf­er Direktmand­ate für den Landtag haben. Die waren bei der jüngsten Wahl 2017 allesamt an die CDU gegangen.

Düsseldorf­s CDU-Chef Thomas Jarzombek sieht sie inzwischen sogar als stärksten Konkurrent­en in Großstädte­n. Düsseldorf war die einzige der zehn größten deutschen Städte, in der die CDU noch stärkste Kraft bei der Bundestags­wahl geworden ist. „Wir brauchen eine Metropolst­rategie“, forderte Jarzombek jüngst bei Twitter. Seine Analyse: „Konkurrent in den Städten nicht die SPD, sondern de facto nur die Grünen.“Die Zahlen für Düsseldorf bestätigen eine dramatisch­e Abwanderun­g von CDU-Wählern zu den Grünen.

Die Landtagswa­hl wird in Düsseldorf auch deshalb besonders interessan­t, weil die vier Wahlkreise politisch unterschie­dlich gewichtet sind. Während CDU-Kandidat Olaf Lehne im konservati­ven Norden die besten Chancen im Dreikampf mit den Bewerbern von SPD und Grünen eingeräumt werden, gelten die Grünen als Favorit für den Westkreis. Denn der umfasst neben dem Linksrhein­ischen auch große Teile der grünen Innenstadt. Für Angela Erwin (CDU) könnte es im Duell mit dem Landtagsab­geordneten und Oberbürger­meister-Kandidaten von 2020, Stefan zeichnet sich ein Kopf-an-KopfRennen zwischen CDU-Kandidat Marco Schmitz und SPD-Herausford­erer Oliver Schreiber ab. Allerdings sind auch in diesem Wahlkreis die Verschiebu­ngen in Richtung Grüne wahrzunehm­en: In ihrer Hochburg Flingern-Nord erhielten sie bei der Bundestags­wahl gewaltige 31,4 Prozent der Stimmen.

Im Süden deutet sich nach bisherigem Stand ebenfalls ein Duell zwischen CDU und SPD an, wobei die Sozialdemo­kraten ihren früher besten Düsseldorf­er Wahlkreis

längst nicht mehr dominieren. Beide Kandidaten wären Landtagsne­ulinge. CDU-Politiker Peter Blumenrath tritt erstmals statt dem aus Altersgrün­den ausscheide­nden PePreuß ter an, mit Jürgen Bohrmann schicken die Sozialdemo­kraten einen langjährig­en Bezirkspol­itiker ins Rennen. Grünen-Nachwuchst­aund lent Fridays-for-Future-Aktivist Lukas Mielczarek dürfte es schwer haben. Wobei natürlich gilt: Je nach Stimmungsl­age in Bund und Land sind Überraschu­ngen in allen Wahlkreise­n nicht ausgeschlo­ssen. Den Einzug ins Landesparl­ament wird natürlich auch wieder über die Reservelis­ten der Parteien erfolgen. Die liegen noch nicht vor. Die Sozialdemo­kraten dürften Markus Weske absichern, in der CDU deutet sich eine Top-Platzierun­g für Angela Erwin an. Auch FDP-Landtagska­ndidat Rainer Matheisen will wieder einziehen.

Aus Düsseldorf­er Sicht ist die Landtagswa­hl noch aus einem anderen Grund interessan­t: Das Bewerberfe­ld enthält viele aus der Kommunalpo­litik bekannte Namen. Man kann die Wahl auch als Duell der Parteichef­s lesen: SPD und Grüne schicken jeweils ihre Doppelspit­zen der Kreisverbä­nde ins Rennen (Oliver Schreiber/Annika Maus und voraussich­tlich Stefan Engstfeld/ Paula Elsholz), bei der CDU kandidiere­n mit Angela Erwin und Peter Blumenrath die stellvertr­etenden Vorsitzend­en. Bei den Grünen zeichnet sich eine Kandidatur von Landeschef­in Mona Neubaur ab.

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