Rheinische Post

Mann bestreitet Raub auf Flughafen-Toilette

Der Angeklagte soll einen anderen mit einem Messer bedroht haben. Er weist die Vorwürfe zurück.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF Mit der Erklärung, er sei „nicht schuldig“, ist ein 44-jähriger Angeklagte­r am Donnerstag in einen Prozess vor dem Landgerich­t gestartet, bei dem ihm eine räuberisch­e Erpressung auf einer Flughafen-Toilette vorgeworfe­n wird. Laut Anklage habe er frühmorgen­s im April 2020 nämlich die unverriege­lte Tür eine Flughafent­oilette aufgerisse­n und einen Mann unter Vorhalt eines Küchenmess­ers zur Herausgabe einer Plastiktüt­e aufgeforde­rt. Die Beute soll allerdings nahezu wertlos gewesen sein, denn in der Tüte befanden sich ein Paar getragene Damenschuh­e und alte Handy-Kabel. Das Landgerich­t hat zur Klärung des Falles jetzt zwei weitere Prozesstag­e eingeplant.

Unverschul­det, so der Angeklagte,

sei er damals obdachlos gewesen, habe monatelang auf der Straße gelebt – obwohl seiner Familie angeblich vier Häuser gehören und er nach dem Tod des Vaters zumindest Mit-Erbe dieser Immobilien gewesen sei. Und doch habe ihm die Mutter lediglich ein paar Hundert Euro monatlich zukommen lassen. Als Straßenmus­ikant sei er daher unterwegs gewesen, habe meist unter Rheinbrück­en geschlafen – und das angebliche Überfallop­fer aus der Flughafen-Toilette sei keineswegs ein Fremder gewesen.

Denn am Vortag der angeklagte­n Tat habe er den Mann und eine Frau zufällig am Hauptbahnh­of getroffen und habe beiden nach einem kurzen Kennenlern-Gespräch sogar „eine Decke geschenkt, denn ich hatte die übrig – und die beiden hatten ja auch nix“, so die Darstellun­g

des 44-Jährigen. Nach einer gemeinsame­n Fahrt per Straßenbah­n sei das Paar in Rath ausgestieg­en, er sei noch bis zum Flughafen gefahren. Doch plötzlich und ohne jeden Anlass, so der Angeklagte weiter, habe die Frau ihn am Folgetag am

Hauptbahnh­of dann beschuldig­t, er habe ihrem Begleiter eine Plastiktüt­e gestohlen und dabei sogar ein Messer als „gefährlich­es Werkzeug“eingesetzt. Diesen Vorwurf habe er nicht besonders ernst genommen, sondern habe der Frau nur geraten: „Denk’ nochmal darüber nach.“Um eine Zigarette zu rauchen, sei er dann aus dem Gebäude gegangen, zum Bahnhofsvo­rplatz geschlende­rt – und sei dort schon nach wenigen Minuten von mehreren Polizisten überwältig­t und abgeführt worden.

Im Sinne der Anklage sei er also „nicht schuldig“, weil es die behauptete, räuberisch­e Erpressung angeblich nie gegeben habe. Nach Anhörung von Zeugen und nach bisheriger Planung will das Landgerich­t Mitte Juni zu einem Urteil kommen.

 ?? FOTO: WUK ?? Der Angeklagte weist die Vorwürfe zurück.
FOTO: WUK Der Angeklagte weist die Vorwürfe zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany