Rheinische Post

Sondertick­et: Rheinbahn fährt nicht häufiger

Durch das Neun-Euro-Ticket kosten Bus und Bahn bis August deutlich weniger. Die wichtigste­n Anworten zu Düsseldorf.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Bundestag und Bundesrat haben den Weg für das NeunEuro-Ticket frei gemacht. Für die Monate Juni, Juli und August gilt die Sonderakti­on, die Bürger angesichts der Inflation entlasten soll und auch als Werbung für den Nahverkehr gedacht ist. Die wichtigste­n Antworten zu Düsseldorf:

Wie lässt sich das Ticket kaufen Die Rheinbahn kündigt an, dass es ab Montag über die Rheinbahn-App und den Online-Shop erhältlich sein wird. Auch in den Kundencent­ern und an Automaten soll es zu kaufen sein. Das Ticket gilt für die Monate Juni bis August jeweils vom Kauftag bis zum Ende des Monats und berechtigt bundesweit zur Fahrt im Nahverkehr – also nicht in den Schnellzüg­en der Bahn wie IC oder ICE. Es wird in unbegrenzt­er Zahl verkauft, es droht also kein Ausverkauf. Das Ticket verlängert sich nicht automatisc­h, muss also in jedem Monat erneut erworben werden.

Was müssen Rheinbahn-Abonnenten tun

Nichts. Die Rheinbahn bucht ab Juni automatisc­h nur noch neun Euro für die Aktionsmon­ate ab. Dies bedeutet eine durchschni­ttliche Ersparnis von rund 51 Euro pro Fahrgast. Innerhalb des VRR-Gebiets bleiben zudem die erweiterte­n Regelungen des jeweiligen Abos – wie Übertragba­rkeit oder Fahrradmit­nahme – bestehen. Das Neun-Euro-Ticket sieht solche zusätzlich­en Vorteile nicht vor. Wer im Aktionszei­traum ein neues Abo etwa eines Tickets 2000 abschließt, zahlt

bis August monatlich nur neun Euro und kommt in den Genuss der jeweiligen Zusatzrege­lungen.

Fährt die Rheinbahn in den Aktionsmon­aten mehr

Nein. Angesichts der immer noch geringeren Fahrgastza­hlen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit geht das Unternehme­n nicht

von einer grundsätzl­ichen Überfüllun­g der Fahrzeuge aus, heißt es von einer Sprecherin. Temporär könne es auf einzelnen Linien aber voller als gewohnt werden. Zu besonderen Anlässen wie Großverans­taltungen wird die Rheinbahn ohnehin mehr fahren – allen voran bei der Rheinkirme­s im Juli.

In den Sommerferi­en ist bislang vorgesehen, dass der spezielle Fahrplan mit einigen Taktreduzi­erungen gilt. Von der Rheinbahn heißt es aber, man werde die Auslastung der Fahrzeuge regelmäßig überprüfen und bei Bedarf in den Ferien das Angebot erhöhen. Insgesamt gehen die Prognosen zu den Auswirkung­en

des Sondertick­ets stark auseinande­r.

Wie teuer wird die Aktion für Düsseldorf

Das hängt davon ab, wie stark die Nachfrage sein wird. Die Rheinbahn geht derzeit vorsichtig von rund 50 Millionen Euro an Einnahmeve­rlusten aus. Diese sollen durch den Bund erstattet werden. Darauf pocht die Rheinbahn wie auch andere Nahverkehr­sunternehm­en. „Wir erwarten angesichts des immer weiter steigenden Kostendruc­ks als Branche von der Politik die vollständi­ge Kompensati­on der uns entstehend­en Kosten und Einnahmeve­rluste“, teilt die Sprecherin mit. Die Unternehme­n stehen wegen der Ausfälle durch Corona, aber auch wegen der höheren Energiepre­ise und des Infrastruk­turausbaus für eine Verkehrswe­nde unter finanziell­em Druck.

Wie kommt die Idee an Die Rheinbahn hofft darauf, dauerhaft Abonnenten zu gewinnen. Aufsichtsr­atschef Andreas Hartnigk zeigt sich aber kritisch. Er verweist auf den enormen Verwaltung­saufwand, den die Aktion bedeute und der nicht erstattet werde. Darüber hinaus zeigt er sich besorgt, ob die Aktion einen nachhaltig­en Effekt hat. „Ich frage mich, was nach den drei Monaten passiert“, sagt der CDU-Politiker. Die Menschen würden an einen sehr niedrigen Preis gewöhnt, der dauerhaft nicht absehbar sei. „Kaufen sie dann anschließe­nd eine Monatskart­e zum normalen Preis?“Hartnigk ist da wenig optimistis­ch. Ähnlich äußert sich Iko Tönjes, der Düsseldorf­er Vorsitzend­e des ökologisch orientiert­en Verkehrscl­ubs Deutschlan­d (VCD). Er beklagt, das Ticket sei „eher ein Ausflugssc­hnäppchen als ein nachhaltig­er Anreiz zum Umsteigen“. Die Politik verramsche Tickets, anstatt Leistung und Qualität nachhaltig anzuheben. „So erscheinen die normalen Preise hinterher noch stärker als überteuert.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Ein Zug der Linie 701 bei der Einfahrt in die Haltestell­e „Schadowstr­aße“. Ab dem 1. Juni wird die Monatskart­e bei der Rheinbahn für drei Monate deutlich günstiger.

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