Uefa-Präsident sieht EM als Ablenkung in Krisenzeiten
(sid) Ein Leuchtfeuer in düsteren Zeiten – viel höher hätte Aleksander Ceferin die Erwartungen kaum hängen können. „Es wird eine Euro, die von Freundschaft geprägt ist und uns hilft, für eine Weile die Untergangsstimmung um uns herum und unsere ungewisse Zukunft zu vergessen“, beschrieb der Präsident der Europäischen FußballUnion (Uefa) mit großem Pathos seine EM-Hoffnung. 100 Tage vor dem Start der Endrunde (14. Juni bis 14. Juli) machte die Ceferin-Aussage noch einmal deutlich, dass es bei den kontinentalen Titelkämpfen in Deutschland unter dem Motto „United by Football – Vereint im Herzen Europas“längst nicht „nur“um den Sport gehen wird. Gesellschaftliche, politische und ökologische Aspekte überlagern die EM.
Das weiß auch Bernd Neuendorf. Die Menschen erleben gerade eine „multi-krisenhafte Situation, die auf die Stimmung drückt“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Blick auf den Ukraine-Krieg, den Nahost-Konflikt und zahlreiche andere Spannungen auf der ganzen Welt: „Die Leute machen sich Sorgen. Wir sind dazu da, Freude zu bereiten, Abwechslung zu bereiten. Es wird ein großes Fest, davon bin ich überzeugt.“
Wenn dieses Vorhaben gelingen soll, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb hat für Nancy Faeser die Sicherheit während der EM höchste Priorität. „Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern bereiten sich intensiv vor“, betonte die Bundesinnenministerin. Der Fokus reiche vom Schutz vor Hooligans über Kriminalität „und extremistischen Bedrohungen bis hin zur Cybersicherheit und der Vorbereitung auf Unwetter oder andere Ereignisse“. Ziel ist der reibungslose Ablauf.
Ceferin baut darauf. Die Befürchtungen rund um seine letzte EM als Uefa-Boss kann er aber nicht verheimlichen. Die Deutschen werden sicher „gute Organisatoren“sein, prophezeite der Slowene, aber: „In diesen verrückten Zeiten, in denen die Welt geostrategisch verrückt spielt, ist die Sicherheit die größte Sorge.“Eine EM-Qualifikation der Ukraine oder Israels über die Playoffs würde die Lage aus Sicht Ceferins weiter verkomplizieren: „Meine Angst gilt nicht nur den Stadien, denn Stadien, da bin ich mir sicher, werden angemessen geschützt. Aber die Fans werden überall sein.“Schließlich wird die Uefa bis zum Turnierstart 2,7 Millionen Tickets unter die Leute gebracht haben.