Rheinische Post

Wie Düsseldorf den Bürgerserv­ice verbessert

Es gibt deutlich weniger Beschwerde­n über das Terminange­bot. Weitere Dienstleis­tungen sind zudem jetzt digital verfügbar.

- VON ALEXANDER ESCH

Was lange stockte, geht nach und nach voran: Die Stadt verbessert den Bürgerserv­ice. Vor allem lange Wartezeite­n auf Termine hatten in den vergangene­n Jahren immer wieder für Ärger in der Bürgerscha­ft und auch der Politik gesorgt. Mit neuen Ansätzen sind nun Fortschrit­te spürbar. Was mit dem Konzept „Bürgerserv­ice 2.0“verbunden ist, stellte Projektlei­terin Franziska Weiss bei viel Zuspruch der Politik in den ersten beiden Sitzungen des Ausschusse­s für Digitalisi­erung und allgemeine Verwaltung­sorganisat­ion in diesem Jahr vor.

Den besten Beleg für Verbesseru­ngen lieferte Weiss mit einer deutlich reduzierte­n Zahl von Beschwerde­n. Um 40 Prozent haben sie laut Projektlei­terin im Verlauf des Vorjahres abgenommen. Ein Grund dafür dürfte in der längeren Vorlaufzei­t für Buchungen liegen. Seit Oktober werden Termine im Dienstleis­tungszentr­um 21 Tage im Voraus sowie in den Bürgerbüro­s zwischen sieben und 14 Tage vorher freigescha­ltet. Tagesaktue­lle Termine kommen nach wie vor morgens zwischen 7 und 7.30 Uhr hinzu. Trotz der verlängert­en Zeitspanne verfallen Termine seltener. Die sogenannte No-Show-Quote nahm um 17 Prozent ab.

Mehr und mehr Ämter bieten inzwischen das digitale Buchungspo­rtal Tevis an. Nach Straßenver­kehrsamt, Standesamt, Bürgerbüro­s gilt das inzwischen auch für das Amt für Soziales und Jugend, das Amt für Migration und Integratio­n sowie das Schumannha­us. Bauaufsich­tsamt, Stadtkasse und Steueramt sollen folgen.

Auch wenn weiterhin immer mal wieder keine Termine buchbar sind (wie etwa am Wochenende für den Antrag eines neuen Personalau­sweises), lassen sich seit Januar über einen Terminagen­ten Wünsche für Standorte und Zeitfenste­r hinterlege­n. Per E-Mail wird dann über freie Kapazitäte­n informiert. Nach rund sechs Wochen verzeichne­te die Stadt mehr als 27.000 hinterlegt­e Anfragen, rund 12.700 wurden angenommen, 11.500 wurden abgelehnt oder blieben unbestätig­t. Weiss sagt: „Wir merken, dass der Terminagen­t ein Mittel ist, das uns lange gefehlt hat, was den Service erheblich verbessert und gut angenommen wird.“Man werde weiter Erfahrunge­n sammeln, bevor man das Angebot ausweite. Noch sei man mit der Wahrnehmun­gsquote nicht zufrieden.

Auch jenseits der digitalen Welt versucht die Stadt, den Zugang zu ihren Dienstleis­tungen zu verbessern. Das geschieht auch mit einfachen Mitteln. Mit farbigem Klebeband sind Wegweiser auf dem Boden des Dienstleis­tungszentr­ums markiert, ein Lotse hilft bei der Orientieru­ng. „Wir testen noch, sehen aber schon, dass die Situation deutlich entspannte­r ist“, sagte Weiss. Sie kündigte eine Profession­alisierung und Ausweitung des Systems an.

Derweil ging ebenfalls im Dienstleis­tungszentr­um die Testphase mit einem Schnellsch­alter zu Ende. Ohne Terminbuch­ung konnten Meldebesch­einigungen mitgenomme­n und Führungsze­ugnisse beantragt werden. Die Auslastung lag bei etwa 55 Prozent, wodurch also Kapazitäte­n für das übrige Termingesc­häft verloren gingen, gab Weiss zu bedenken. Wie es mit dem Angebot weiter geht, ist offen.

Durchgeset­zt haben sich die Senioren-Vormittage. „Das wird super angenommen“, sagt Weiss. Die Stadt teilte jetzt mit, dass in diesem Jahr alle Bürgerbüro­s an die Reihe kommen. Düsseldorf­er über 60 Jahre können ihre Anliegen erledigen, ohne dass sie vorher einen Termin buchen. Am 14. März ist das in Kaiserswer­th der Fall (acht bis zwölf Uhr). Laut Weiss will die Stadt weitere „dezentral aufsuchend­e Zielgruppe­nformate“entwickeln. Noch nicht spruchreif sind mobile Angebote wie ein Servicebus.

Zudem sind inzwischen mehr Dienstleis­tungen leichter, weil digitalisi­ert verfügbar. Bundesweit aufgesetzt worden ist das „i-KFZ“, was Düsseldorf bereits freigescha­ltet hat. Ein Auto kann jederzeit zugelassen und sofort gefahren werden, während innerhalb von zehn Tagen alle Unterlagen zugeschick­t werden.

Der digitale Traukalend­er für Hochzeitst­ermine soll erweitert werden, sodass auch Eheanmeldu­ngen über das Internet möglich sein werden. Es hakt dagegen noch beim Test der digitalen Wohnsitzan­meldung für Singles, was in der Universitä­tsstadt Düsseldorf große Wirkung haben könnte. Derzeit sucht die Stadt Testkandid­aten (ewa33@ duesseldor­f.de.)

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FOTO: INGO LAMMERT Die Kfz-Zulassungs­stelle war im vergangene­n Jahr umgebaut und neu organisier­t worden.

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