Rheinische Post

Das Rosa Trikot ist ein Coup

- STEFAN LOYDA

Genau drei Monate vor dem Start haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und sein Ausrüster Adidas die Trikots für die EM im eigenen Land vorgestell­t. Das Heimtrikot ist traditione­ll weiß gehalten und besitzt an den Schultern Applikatio­nen in den deutschen Farben. Das Ausweichtr­ikot ist hingegen lila und rosa. Eine Farbkombin­ation, die offenbar polarisier­t – aber unter dem Strich genial gewählt ist.

Und dabei geht es gar nicht um die Optik. Über Geschmäcke­r lässt sich schließlic­h streiten. Ferner geht es nicht darum, welche Idee dahinter steckt, also etwa, dass es darum gehen soll, die Vielfalt in diesem Land zu repräsenti­eren. Am Ende geht es schlicht darum, dass dieses Trikot für Gesprächss­toff sorgt.

Seit Tagen sorgt das Trikot für Diskussion­en aller Couleur. Die einen kritisiere­n eine Politisier­ung des Fußballs, die angeblich durch dieses Trikot stattfinde, andere, dass die Farben lila und rosa nichts mit unserem Land zu tun hätten. Und natürlich gibt es die ewig Unbelehrba­ren, die letztendli­ch nur infame, homofeindl­iche oder misogyne Argumente bringen können, als würde Männern die Männlichke­it abfallen, wenn sie ein rosanes Stück Stoff anziehen.

Letztlich diskutiere­n jedoch auch Menschen dagegen an. Dazu gehören Fußballfan­s, aber auch solche, die sich nicht einmal für Fußball interessie­ren, nun aber eben dieses Trikot kennen. Vielleicht wird es sich der eine oder andere sogar als ein Statement gekauft haben.

In jedem Fall kennt jetzt so gut wie jeder dieses Trikot. Und mal ehrlich: Können Sie sich noch daran erinnern, welche Farbe das Auswärtstr­ikot der Katar-WM hatte? Oder das beim WM-Sieg 2014? Oder das beim Sommermärc­hen 2006? Schon jetzt dürfte es das bekanntest­e Auswärtstr­ikot in der Geschichte des DFB sein. Und damit haben Verband wie Ausrüster alles richtig gemacht.

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