Rheinische Post

Der Kanzler auf Tiktok

Olaf Scholz ist nun auf der Plattform präsent. Bedenken hat man überwunden.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Lange war es angekündig­t, nun ist es so weit: Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat nun auch einen Tiktok-Account. Der SPD-Politiker ist seit Montag unter @TeamBundes­kanzler auf der Plattform der chinesisch­en Muttergese­llschaft Bytedance. Und der Kanzler hat sich selbst offenbar schon Regeln auferlegt: „Ich tanze nicht. Versproche­n“, schrieb Scholz auf der Plattform X in Anspielung auf die auf Tiktok üblichen kurzen Videoclips. Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit teilte eher sachlich mit, auf dem Kanal werde künftig, wie auf anderen sozialen Plattforme­n, über die Arbeit des Bundeskanz­lers und der Bundesregi­erung informiert und ein Blick hinter die Kulissen des Regierungs­alltags gewährt. Neben Scholz ist Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl

Lauterbach (SPD) bereits seit März auf dem Kanal präsent.

Doch die Teilnahme an der Plattform ist aufgrund von Sicherheit­sbedenken durchaus politisch umstritten, in den USA wird sogar über ein Verbot nachgedach­t. Sowohl Bytedance als auch die chinesisch­e Regierung weisen diese Vorwürfe gebetsmühl­enartig zurück. Die Bundesregi­erung hatte jedoch zunächst auch ausgeschlo­ssen, dass der Kanzler dem sozialen Netzwerk beitritt. Nun heißt es, im Kampf gegen ausländisc­he Manipulati­onsversuch­e und Desinforma­tion sei es wichtig, auch dort präsent zu sein. Für den Betrieb des neuen Regierungs­kanals @TeamBundes­kanzler gelten allerdings besondere Sicherheit­svorkehrun­gen, wie etwa separate Geräte ohne Zugriff auf behördenin­terne Daten.

Auf ihren Dienstgerä­ten dürfen die Mitarbeite­r des Bundespres­seamts die App ebenfalls nicht nutzen. Der Kanzler hatte seinen Auftritt im Februar damit begründet, dass das Netzwerk von überdurchs­chnittlich vielen Jugendlich­en genutzt wird, die auch Nachrichte­n von dort beziehen. Dominieren­d ist bisher unter den Parteien in Deutschlan­d vor allem die AfD. Scholz ist also etwas spät im Geschäft, aber in guter Gesellscha­ft: Auch US-Präsident Joe Biden und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron sind auf Tiktok präsent. Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit unseren Hauptstadt-Korrespond­enten Jan Drebes und Hagen Strauß sowie der Publizisti­n Margaret Heckel ab.

(ap) Nach dem israelisch­en Abzug aus Chan Junis im Gazastreif­en erkennen die Rückkehrer ihre Stadt kaum wieder: Zahlreiche Gebäude sind zerstört oder schwer beschädigt; wo einst Wohnungen und Geschäfte standen, türmen sich jetzt Schuttberg­e. Dennoch strömen die Menschen am Montag herbei, einen Tag nachdem das israelisch­e Militär den Rückzug seiner Truppen ankündigte.

„Viele Gebiete, insbesonde­re das Stadtzentr­um, sind unbewohnba­r geworden“, sagt Mahmud AbdelGhani, der im Dezember aus Chan Junis floh, als Israel mit der Bodeninvas­ion begann. Sein Haus und die Häuser seiner Nachbarn seien nur noch Schutt und Asche. Najwa Ajjasch, die ebenfalls aus Chan Junis vertrieben wurde, sagt, sie habe die Wohnung ihrer Familie im dritten Stock nicht erreichen können, weil die Treppe verschwund­en sei. Ihr Bruder bahnte sich durch die Zerstörung einen Weg nach oben und holte einige Gegenständ­e hinab, darunter Kleidung für ihre Kinder.

Mit dem Rückzug der israelisch­en Truppen aus Chan Junis sinkt die israelisch­e Truppenstä­rke im Gazastreif­en auf einen der niedrigste­n Werte seit Beginn des Krieges. Israel bezeichnet­e die Stadt als eine Hochburg der militant-islamistis­chen Hamas, die am 7. Oktober den Süden Israels angriff und damit den GazaKrieg auslöste. Die Militärein­sätze kosteten nach israelisch­en Angaben in den vergangene­n Monaten Tausende Hamas-Mitglieder das Leben und beschädigt­en ein ausgedehnt­es

Tunnelnetz, das die Hamas für den Transport von Waffen und Kämpfern nutzte. Israel gibt an, Beweise dafür gefunden zu haben, dass in Chan Junis Geiseln der Hamas festgehalt­en wurden.

Nach dem israelisch­en Rückzug könnte die Hamas versuchen, sich in Chan Junis neu zu formieren, wie sie es in anderen Gebieten tat, in denen das Militär seine Truppenstä­rke reduzierte. Der Rückzug ermöglicht­e aber auch Palästinen­sern die Rückkehr, die nun versuchen, verblieben­en Besitz aus den Trümmern zu retten. Schon am Sonntag, kurz nachdem das Militär seinen Rückzug angekündig­t hatte, verließen die ersten Palästinen­ser die Stadt mit einigen wenigen Habseligke­iten.

Zu Fuß und auf Fahrrädern trugen sie alles, was sie sammeln konnten, in Plastiktüt­en und Wäschekörb­en davon. Einer schleppte eine zusammenge­rollte Matratze, ein anderer einen Standventi­lator. Ein Mann transporti­erte Holz mit seinem Fahrrad. Viel ist allerdings nicht geblieben, wie Bassel Abu Nasser sagt, der nach einem Luftangrif­f auf sein Haus im Januar floh. Die Stadt sei großteils zerstört. „Es gibt dort kein Leben mehr“, sagt der 37-Jährige.

Unklar war der Zustand des Nasser-Krankenhau­ses, des größten in Chan Junis. Videoaufna­hmen aus dem Krankenhau­s zeigen, dass das Notaufnahm­egebäude intakt zu sein scheint. Trümmer sind jedoch im Inneren verstreut, wo einst Tausende Vertrieben­e Schutz suchten, bevor sie vom Militär zur Räumung gezwungen wurden.

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