Ohne Schrott ins neue Jahr
Der Jahreswechsel ist ein guter Anlass, um sich von Altlasten zu befreien. Dazu gehört auch, Wohnung und Kleiderschrank auszumisten. Wie man dabei am besten vorgeht
Auf dem Recyclinghof in Nördlingen ist viel los. Die Menschen kommen mit Lieferwagen, Anhängern oder zumindest vollen Kofferräumen. Im Sperrmüllcontainer türmen sich bereits Schranktüren und alte Teppiche. Und auch der Container für Elektrogeräte ist längst übervoll mit defekten Bügeleisen und alten Kaffeemaschinen. „Was übers Jahr liegen bleibt, muss jetzt weg“, sagt der Leiter des Nördlinger Recyclingehofs, Andreas Lemmermeyer, während seine Kollegin damit beschäftigt ist, die Besucher zu den richtigen Containern für deren Müll zu schicken. Zum Jahreswechsel sei immer viel los. Allein deshalb, weil viele Rieser Urlaub und damit Zeit haben, ihre Wohnung auszumisten.
Ordnungscoach Anett Klose weiß, worauf man dabei achten sollte. Sie hilft ihren Kunden beim Aufräumen, Aussortieren und Neustrukturieren von ihren Wohnungen. Ihr erster Tipp ist, klein anzufangen und sich nicht gleich das ganze Haus vorzunehmen. Fast jeder habe diese eine Schublade, in der alles landet, was gerade herumliegt. Das sei ein guter Ansatzpunkt, sagt Klose. Diese Krimskrams-Schublade alle zwei Monate durchzugehen, sollte man sich zur Gewohnheit machen. Hat man eine Fläche freigeräumt, sollte diese zunächst frei bleiben, beispielsweise die Arbeits- platte in der Küche. Auch auf Dekogegenstände sollte verzichtet werden, erklärt Klose.
Geht es um die Frage, wovon man sich besser trennt, rät Ordnungscoach Klose, auf sein Bauchgefühl zu hören. Von so viel zitierten Regeln wie „Was drei Jahre nicht benutzt wurde, muss weg“, hält sie nicht viel. Beantwortet werden sollten eher Fragen wie „Was ist mir wichtig?“, „Gibt mir dieser Gegenstand etwas in meinem täglichen Leben?“oder „Löst er bei mir noch Gefühle aus?“. Der Satz „Alles hat seine Zeit“könne auch bei der Entscheidung helfen. Manche Dinge verlieren demnach im Laufe der Zeit einfach an Bedeutung.
Auch bei Geschenken müsse man keine Hemmungen haben, sagt sie. Gleiches gilt für Fotos oder Erbstücke der Eltern. „Da haben viele das Gefühl, man würde das Leben der Eltern mit entsorgen“, erklärt sie. Doch eigentlich verbinde einen beispielsweise nichts mit den Urlaubsbildern einer Reise, die Mutter und Vater allein unternommen haben. Sie rät allerdings davon ab, sich von anderen feste Regeln zum Entrümpeln aufdrängen zu lassen. „Jeder Mensch, jedes Leben ist anders“, sagt sie. Auch das Aufräumen und Entrümpeln müsse jeder individuell für sich angehen.
Mit dem Aussortieren allein ist es dann nicht getan. Die betreffenden Gegenstände müssen auch weg. Eine Möglichkeit seien Auktionsplattformen im Internet. Zum Beispiel Ebay-Kleinanzeigen, schlägt die Ordnungsexpertin vor. Hier könnten relativ unkompliziert Angebote eingestellt werden, beispielsweise eine Kiste mit Kinderklamotten oder Büchern. Ein bisschen Geld bringen die meisten Sachen sogar noch ein. Klose empfiehlt aber auch, aussortierte Dinge tatsächlich wegzuwerfen und sie nicht nur weiter zu verschenken oder zu verkaufen. Sie sagt: „Man soll nichts verschenken, was man selbst nicht möchte, nur weil man glaubt, dass der Gegenstand so eine Bestimmung bekommt.“
Wer sich dazu durchringen konnte, etwas zum wegwerfen in Kisten und Müllsäcke zu verpacken, kann diese auf einem der Recyclingehöfe des Abfallwirtschaftsverbands Nordschwaben loswerden. Der Wertstoffhof in Nördlingen gehöre neben Oettingen, Wemding, Rain, Dillingen und Gundelfingen zu den größeren, erklärt Leiter Lemmermeyer. Hier könne man im Prinzip alles loswerden, was zu Hause nicht in den Restmüll passt, sagt er. Von Sperrmüll bis zu kleinen und großen Elektrogeräten, Holz und Baumüll. Abgerechnet wird in Nördlingen übrigens nach Kubikmetern. Die Entsorgung von einem Kubikmeter Sperrmüll kostet zum Beispiel zehn Euro. Wie viel Kubikmeter der abgegebene Müll umfasst, müssen Lemmermeyer und seine Kollegen schätzen. Dafür bekomme man mit der Zeit ein ganz gutes Gefühl, sagt er.