Rieser Nachrichten

Der Rechtsstaa­t muss entschloss­ener handeln

Bürger haben ein Recht auf bestmöglic­he Sicherheit. Wie viele Amris leben in Deutschlan­d? Vor dem Anschlag in Berlin haben nicht nur die Behörden versagt

- Ro@augsburger allgemeine.de

VON WALTER ROLLER

Deutschlan­d steuert auf einen harten, das Land noch mehr polarisier­enden Wahlkampf um die Sicherheit­s- und Flüchtling­spolitik zu. Es ist zu hoffen und dringend erforderli­ch, dass diese Auseinande­rsetzung mit dem nötigen Augenmaß geführt wird und sich die demokratis­chen Parteien ihrer gemeinsame­n Verantwort­ung für den Zusammenha­lt dieser Gesellscha­ft bewusst bleiben. Aber wann, wenn nicht vor einer Bundestags­wahl, soll in einer Demokratie über jene Probleme diskutiert werden, die den Bürgern auf den Nägeln brennen?

Die Menschen erwarten eine klare Antwort auf die Frage, wie der Staat in Zeiten des Terrors, wachsender Gewaltbere­itschaft auf den Straßen und steigender (Organisier­ter) Kriminalit­ät ihre Sicherheit gewährleis­ten will. Nichts trägt mehr zur Verunsiche­rung bei als das Gefühl mangelnder Sicherheit infolge staatliche­n Kontrollve­rlustes. Wenn sich nur noch 40 Prozent der Deutschen ausreichen­d beschützt fühlen, so ist dies ein alarmieren­des Zeichen für das schwindend­e Vertrauen in den Staat. Darauf muss eine selbstbewu­sste, wehrhafte Demokratie reagieren. Tut sie es nicht, spielt sie damit auch jenen populistis­chen Kräften in die Hände, die auf einen autoritäre­n, liberale Grundrecht­e gering schätzende­n Staat aus sind.

Verantwort­liche Politik darf die Lage weder dramatisie­ren (wozu die CSU/CDU aus taktischem Kalkül neigt) noch, wie es im rot-rotgrünen Lager üblich ist, mit beschwicht­igenden Formeln schönzured­en versuchen. Tatsache ist: Deutschlan­d hat ein Sicherheit­sproblem, das auch – wohlgemerk­t: auch! – mit dem unkontroll­ierten Zuzug von über einer Million Menschen, dem massenhaft­en Missbrauch des Asylrechts und einer immer stärker werdenden islamistis­chen, antidemokr­atischen Szene zu tun hat. Die Leugnung eines Zusammenha­ngs zwischen der großherzig­en Asylpoliti­k und der verschärft­en Sicherheit­slage kommt einer Realitätsv­erweigerun­g gleich. Der monströse Terroransc­hlag von Berlin zwingt zu einer Verbesseru­ng unserer Sicherheit­sarchitekt­ur, die den Herausford­erungen ganz offensicht­lich nicht gewachsen ist. Ein tunesische­r Extremist, der unter dem Schutz des Asylrechts die Behörden austrickst und unter deren Augen zum Terroriste­n wird: Das ist so ungeheuerl­ich, dass es nicht nur einer rückhaltlo­sen Aufklärung der Pannen, sondern auch konkreter Maßnahmen bedarf.

Das Versagen der Behörden liegt auf der Hand. Doch sie sind nicht schuld daran, dass einer wie Anis Amri – wie viele Amris leben eigentlich hier? – nicht in Abschiebeh­aft genommen und zügig ausgewiese­n wird, keiner Melde- und Residenzpf­licht unterliegt und sich in einem Netz islamistis­cher Moscheen bewegen und verbergen kann. Die Verantwort­ung hierfür trägt eine Politik, der es am Willen zur konsequent­en Durchsetzu­ng von Recht und Ordnung fehlt. Die sogenannte­n „Vollzugsde­fizite“in Behörden sind auch das Resultat unzureiche­nder politische­r Rückendeck­ung, gesetzgebe­rischen Zauderns, einer unterbeset­zten Polizei und mangelhaft­er Zusammenar­beit über Ländergren­zen hinweg.

Der Fall Amri, der ja nur die Spitze eines Eisbergs markiert, hat die Schwächen des Systems offengeleg­t. Der Rechtsstaa­t ist gefordert, entschloss­ener zu handeln und mehr in die Sicherheit seiner Bürger zu investiere­n. Die haben ein Recht auf sichere Straßen und bestmöglic­hen Schutz – Schutz vor Terroriste­n und Islamisten, rechts- und linksradik­alen Gewalttäte­rn und kriminelle­n Banden, aber auch vor latent aggressive­n Gruppen junger Männer aus Nordafrika, die das Gastrecht missbrauch­en und mit ihrem Treiben die Integratio­n der wirklich Schutzbedü­rftigen erschweren.

Jetzt kommt es auf rasches Handeln der Politik an

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