Der Meister des Verzichts
Langweid war einst Europas Nummer eins. Jetzt geht es um den Klassenerhalt in der zweiten Liga. Warum?
Rund um die Jahrtausendwende waren die Tischtennis-Frauen aus Langweid das Maß aller Dinge – in Deutschland, in Europa. Acht deutsche Meistertitel, dreimal der Pokal der Champions League und dreimal der ETTU-Cup füllten die Trophäensammlung im Sportheim der 6000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Augsburg. Weltklassespielerinnen wie Olga Nemes, Mihaela Steff, Krisztina Toth, die jetzige deutsche Nationaltrainerin Jie Schöpp und Csilla Batorfi griffen für Langweid zum Schläger.
Von 2002 bis 2006 war der damalige Hauptsponsor Müllermilch Namensgeber der Mannschaft. Am Ende der Saison 2006/07 wurde noch die achte deutsche Meisterschaft gefeiert. Aber gleichzeitig erfolgte der freiwillige Rückzug in die zweite Bundesliga. Während die großen Zeiten des Tischtennis in Langweid vorbei waren, begann der Stern der Fußballer des FC Augsburg zu erstrahlen, die nach 22-jähriger Abstinenz die Rückkehr in den Profifußball bejubelten. Nicht nur der ehemalige Langweider Vorsitzende Gert Jungbauer sieht darin einen der Gründe für den Tischtennis-Niedergang. Denn seit dem Ausstieg von Müllermilch sucht Langweid nach einem Sponsor in dieser Größenordnung. Vergeblich.
Der einstmalige Abonnementsmeister pendelte in den folgenden Jahren zwischen zweiter und dritter Liga und präsentierte sich als „Meister des Verzichts“. Mehrfach wurden nach Meisterschaften Aufstiege ausgeschlagen, um kein finanzielles Risiko einzugehen. 2012 zog man sich gar in die Regionalliga, die vierthöchste Klasse, zurück.
Das Jahr 2016 war wieder ein Meilenstein in der Geschichte des TTC Langweid. Als Meister der dritten Bundesliga gelang der Aufstieg in die zweite Bundesliga. Den Erfolg widmete die Mannschaft dem langjährigen Vorsitzenden Gert Jungbauer. Ein Abschiedsgeschenk, denn nach 48 Jahren stellte er sein Amt zur Verfügung. Sein Nachfolger Alfons Biller ist dabei, neue Strukturen zu schaffen. Auch innerhalb der Mannschaft steht ein Generationswechsel an. „Die nächsten zwei Jahren werden zeigen, wohin der Weg führt“, sagt Biller. „Theoretisch könnten wir die erste Liga stemmen. Wir haben dazu das Know-how. Aber es wäre ein Sponsor notwendig. Mit dem derzeitigen Etat von 45 000 Euro wäre zwar die erste Liga machbar, nicht aber die intensive Jugendarbeit, die wir betreiben.“
Nahziel sei es jetzt zunächst einmal, die zweite Bundesliga zu halten. Im Moment steht Langweid unter elf Teams auf Platz zehn. „Wenn wir immer komplett spielen, haben wir eine Chance“, sagt Alfons Biller, in den Anfangsjahren der Langweider Erfolge selbst Cheftrainer. Zum Rückrundenauftakt empfängt Langweid den letztjährigen Meister TuS Uentrup, der auf den Aufstieg in die Bundesliga verzichtet hat. Weil die Halle in Langweid anderweitig belegt ist, bestreitet der TTC das „Auswärts-Heimspiel“in der Jahnhalle in Bobingen