Mutprobe kann teuer werden
Wer ohne Grund einen Feuermelder betätigt oder den Notruf wählt, muss die Konsequenzen tragen. Warum der Missbrauch in Nördlingen bald sogar noch mehr kosten soll
Falls es nur ein Spaß war, dann ein ziemlich dummer. Kurz vor dem Jahreswechsel wurde in der Disco „Kingz“ein Feuermelder eingeschlagen – völlig grundlos. Nacht aktuellem Ermittlungsstand der Polizeiinspektion Nördlingen betraten vier junge Männer den Klub durch den offenbar unverschlossenen Personaleingang.
Innen angekommen, schlug ein Mitglied der Gruppe, laut Polizei deutet alles auf einen 24-Jährigen hin, den dort angebrachten Feuermelder ein und löste dadurch den Alarm aus. Die Disco wurde daraufhin geräumt, alle Feiernden schnellstmöglich nach draußen gebracht, während sich die Rettungskräfte schon auf einen Einsatz vorbereiteten und schließlich anrückten. Erst vor Ort konnten sie feststellen, dass es kein Feuer gab.
Anscheinend hatte der Auslöser des Alarms nicht bemerkt, dass eine Videokamera die ganze Zeit über alle seiner Aktionen aufgezeichnet hatte. So war den ebenfalls angerückten Polizisten schnell klar, wen sie sich vornehmen mussten. Für den Täter wird sein Handeln noch ein teures Nachspiel haben. Denn er muss die Kosten des Einsatzes der Rettungskräfte tragen.
Jürgen Landgraf vom Nördlinger Ordnungsamt rechnet vor: „Wenn die Feuerwehr mit Vorausfahrzeug, Löschfahrzeug und Drehleiter raus fährt, sind mindestens 14 Leute im Einsatz.“Dafür seien die pauschal 330 Euro, die die Stadt Nördlingen dem Verantwortlichen in Rechnung stellen wird, noch viel zu niedrig bemessen. Das Ordnungsamt plant deshalb, die Berechnung der Einsatzkosten anzupassen. „Auch wenn die Feuerwehr ohne einzugreifen ausrückt, müssen Geräte wie Atemschutzmasken danach gereinigt werden“, erläutert Landgraf. Voraussichtlich ab März sollen für einen Einsatz wie beim Kingz dann 425 Euro fällig sein, pro 30 Minuten Ausrückzeit.
Doch auf denjenigen, der den Feuermelder gedrückt hat, kommen noch mehr Kosten zu. Denn schließlich waren neben Feuerwehr und Rettungskräften des BRK auch Beamte der Polizei vor Ort. „Vier Kollegen waren für eine Stunde im Einsatz. Das macht rund 200 Euro“, sagt Walter Beck, Leiter der PI Nördlingen. Zusätzlich könne das mutwillige Auslösen des Alarms mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe belegt werden.
Und dann wären da noch die Ausfallkosten des Betreibers der Diskothek. Die musste schließlich komplett geräumt werden, konnte an dem Abend somit keine Getränke mehr verkaufen oder Eintrittsgelder von Kunden verlangen. So kann für den Verantwortlichen schnell eine vierstellige Summe fällig werden.
Die wenigsten Falschalarme werden mutwillig ausgelöst
30 bis 40 Mal müssen Rettungskräfte im Jahr grundlos ausrücken. Jürgen Landgraf vom Ordnungsamt schätzt, dass nur etwa fünf dieser Falschalarme mutwillig ausgelöst werden. Kommende Woche wird vor dem Nördlinger Amtsgericht wieder ein solcher Fall verhandelt. Eine Frau soll den Notruf gewählt und eine Schlägerei in Nördlingen gemeldet haben, die es nie gegeben hat. Offenbar nur, um den ungeliebten Nachbarn Ärger aufzuhalsen.
Die meisten Falschmeldungen und Fehlalarme lassen sich glücklicherweise aufklären, sagt Jürgen Landgraf. „Selbst wenn jemand mit unterdrückter Nummer den Notruf wählt, können Experten in der Regel herausfinden, wer dahinter steckt“, sagt er. Ein mit Absicht zu Unrecht gewählter Notruf wird dabei genauso hart bestraft, wie ein eingeschlagener Feuermelder.