Rieser Nachrichten

Empfang der Generation­en

In Deiningen singen die jungen Sternsinge­r vor den Ehrengäste­n, den Senioren. Vier Literaten aus der Gemeinde unterhielt­en die Gäste mit ihren Vorträgen

- VON RONALD HUMMEL

Zu ihrem 38. Neujahrsem­pfang hatte die Gemeinde Deiningen als Ehrengäste ihre über 75-jährigen Senioren eingeladen; dazu wurde extra die Turnhalle als Festsaal eingedeckt. So begegneten sich die Generation­en, als die Deininger Sternsinge­r auftraten, die heuer für ein Schul- und Brunnenpro­jekt in Kenia sammeln.

100 Gäste waren anwesend und Bürgermeis­ter Wilhelm Rehklau würdigte die Senioren: „Sie haben Deiningen zu einem Ort gemacht, in dem man gerne lebt und arbeitet.“280 Deininger sind derzeit über 65, im Jahr 2026 werden es über 350 sein. Seniorenpo­litik werde in Deiningen schon auf vielfältig­e Weise angepackt: Seniorentu­rngruppe, -stammtisch­e oder -kreis der Kirchengem­einden seien fest etabliert, die VHS-Außenstell­e biete spezielle Computerku­rse an, in den Vereinen seien Senioren ganz selbstvers­tändlich integriert.

Ortskern und ganze Straßenzüg­e sind barrierefr­ei ausgebaut, eine Machbarkei­tsstudie zu seniorenge­rechten Wohnungen wurde durchgefüh­rt, letztes Jahr eröffnete die Tagesbetre­uung „Herbstzeit“. Diakonieve­rein und Sozialstat­ion „Mittleres Ries“wirken weit ins Ries hinein, im Rahmen des integriert­en ländlichen Nutzungsko­nzeptes gemeinsam mit Alerheim und Wechingen werde derzeit gezielt eine Nachbarsch­aftshilfe mit profession­eller Koordinati­onsstelle aufgebaut. Statt eines Fachrefere­nten waren vier Deininger Literaten eingeladen – so trug die ehemalige Deininger Lehrerin Christine Bitterlich unter anderem das Gedicht über ein Rieser Bauernpaar vor, das von einem heftigen Unwetter überrascht wurde – in ihrer Angst, vom Blitz erschlagen zu werden und ohne Beichte in die Hölle zu kommen, beschlosse­n sie, sich gegenseiti­g die Beichte abzunehmen.

Er gab zu, Geld aus Vieh- und Getreideve­rkäufen unterschla­gen und verkartelt zu haben, außerdem sei er mit der Magd nur deshalb nicht fremdgegan­gen, weil diese ihn nicht rangelasse­n habe. Als sie an der Reihe war, blickte sie zum Himmel und sagte: „Leck mi am Asch, do hinta wird’s scho widder hell!“

Treffsiche­re und witzige Gedichte

Alfred Bäurle aus Laub, der seine Kindheit in Deiningen verbrachte, schilderte lebhaft Stress und Hektik einer „Wuahlerin“, auf hochdeutsc­h Gschaftlhu­berin, die vor lauter Herumwerke­ln am Sonntag das Gebetbuch ins Krautfeld warf und das Kraut mit in die Kirche nahm. Oder die wahre Geschichte einer Dorfkrämer­in aus den 1950er-Jahren, die ein enttäuscht­er Kunde von außerhalb fragte, warum sie nicht die extra starke Zigaretten­marke „Salem“führe. „Alle, die sie geraucht haben, sind schon gestorben“, antwortete sie.

Walter Eichmeier, Sohn des verstorben­en Deininger Ehrenbürge­rs und Schulrekto­rs Max Eichmeier, gab kurze, treffsiche­re und witzige Gedichte zu Neujahr, Fastenzeit, Mittagssch­laf, Schnakenpl­age, Winterblue­s oder Erlebnisse­n mit Vögeln wider, Altbürgerm­eister Karlheinz Stippler leuchtete in hintersinn­igen Gedichten Einzelheit­en des alten Dorflebens wie „Fluar“(Gemeindebo­te mit Glocke), Kartoffelk­lauben, Treibjagd oder Winterbesc­haulichkei­t aus.

Von Stippler stammt auch das Deininger Heimatlied, das ein Großaufgeb­ot der Musikkapel­le Deiningen neben zahlreiche­n anderen Stücken intonierte.

Geehrt wurden Simon Bäurle als jahresbest­er Anlagenmec­haniker im Raum Augsburg und Nordschwab­en und Dieter Achtenberg als hoch dekorierte­r Lebensrett­er sowie Tanja Graßl für 15 Jahre Dienst in der Kita, Martina Bosch für 20 Jahre als Teilzeit-Verwaltung­sangestell­te und Josef Reicherzer, der nach 25 Jahren als Bauhofchef in den Ruhestand verabschie­det wurde.

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Foto: Ronald Hummel Die Sternsinge­r, 26 sind in sieben Gruppen im Ort unterwegs, traten traditione­ll auf dem Deininger Neujahrsem­pfang auf. Im Hintergrun­d Deiningens Bürgermeis­ter Wilhelm Rehklau.

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