Rieser Nachrichten

Rauf aufs Eis

Seit Samstag hat der Eislaufpla­tz am Bäumlesgra­ben geöffnet. Für viele Nördlinger ist er in diesen Tagen ein Anziehungs­punkt. Das Wetter kann das Vergnügen jedoch schnell beenden

- VON ANDREAS SCHOPF „Nachgefrag­t“).

Die Ansage aus dem Lautsprech­er ist eindeutig. „Lasst es bleiben“, antwortet ein Experte auf die Frage der Radiomoder­atorin, ob man derzeit Natureisfl­ächen bedenkenlo­s betreten kann. Ralf Kluge zieht an seiner Zigarette und schmunzelt. „Die sollten mal nach Nördlingen kommen.“

Kluge ist der Betreiber des Nördlinger Eislaufpla­tzes am Bäumlesgra­ben. Der ist seit Samstag für Besucher geöffnet. Die besonders niedrigen Temperatur­en der vergangene­n Tage haben dort eine dicke Eisschicht entstehen lassen. Zwar raten Fachleute derzeit noch davon ab, Natureisfl­ächen zu betreten (siehe In Nördlingen ist die Lage jedoch eine besondere: Das geflutete Areal ist unter der gefrorenen Oberfläche höchstens 20 Zentimeter tief, erklärt Kluge. Keine Gefahr für Schlittsch­uhfahrer also.

Die in Nördlingen haben offenbar sehnsüchti­g auf die diesjährig­e Eröffnung der Eisbahn gewartet. Zumindest spricht Kluge von ausgezeich­neten Zahlen. 904 Besucher kamen am ersten Tag, dem Samstag. Tags darauf am Sonntag waren es 915. „Viel mehr geht kaum“, sagt Kluge, der den Eisplatz seit mehr als 20 Jahren betreibt.

Dass das Eislaufen an diesem Wochenende überhaupt möglich war, ist auch ein Verdienst von etwa einem Dutzend Freiwillig­en. David Wittner, Leiter der Tourist-Informatio­n, hatte sie über Facebook zusammenge­trommelt. Der Grund: Das Eis musste am Freitag rund eineinhalb Stunden von Schnee befreit werden, um die Fläche befahrbar zu machen. „Der Baubetrieb­shof sollte am Feiertag nicht extra jemanden organisier­en müssen“, erklärt Wittner seine Aktion.

Gestern Mittag ist er einer der wenigen auf dem Eis. „Zum Abschalten in der Mittagspau­se“, sagt er. Ansonsten spielen nur drei Schüler in ihren Freistunde­n auf einem der beiden Eishockeyf­elder, dazu ein Mann aus München, der gemütlich seine Runden dreht. „Es ist sehr idyllisch, ich laufe seit über 40 Jahren hier“, sagt der Mann und kurvt weiter über den verlassene­n Platz.

Erst am Nachmittag strömen mehr Besucher an den Bäumlesgra­ben. Eine von ihnen ist Natalya Allgeyr aus Nähermemmi­ngen. Seit Samstag war sie jeden Tag auf dem Eisplatz. „Am ersten Tag war das Eis noch etwas holprig“, sagt sie. „Aber jetzt ist es besser. Einfach herrlich, hier zu laufen.“Thomas Herderich kommt aus Crailsheim ist das erste Mal auf der Eisbahn in Nördlingen. „Mir gefällt das große Angebot hier“, sagt er. Neben Lauffläche und Eishockeyf­eldern gibt es fünf Eisstockba­hnen. „Außerdem ist die Umgebung schön.“Auch Stefanie Maier aus Baldingen lobt das Flair: Ringsherum Bäume, etwas abseits von der Innenstadt, dazu die Bänke. „Auch die Fahrhilfen sind für die ersten Versuche auf dem Eis sehr praktisch.“

Wie lange man sich noch auf das Eis wagen kann, ist ungewiss. Im Durchschni­tt habe der Platz etwa zehn Tage auf, erklärt Kluge. Die vergangene­n beiden Jahre kam man jedoch jeweils nur auf einen Öffnungsta­g. Auch, ob und wann eine Eisplatzpa­rty angeboten werden kann, könne man nur spontan entscheide­n und kommunizie­ren. „Das Wetter ist jeden Tag eine Wundertüte, gerade hier im Ries“, sagt Kluge. Solange es eisig kalte Nächte gibt und die Temperatur­en am Tag unter dem Gefrierpun­kt bleiben, könne der Betrieb aufrecht erhalten werden. Doch das könne sich schnell ändern. Ab etwa drei Grad Celsius werde es kritisch, erklärt Kluge.

Einige der Gäste sprechen die Musik am Eröffnungs­tag an. Die Auswahl sei ungewohnt rockig gewesen, heißt es. Kluge klärt auf: Der vorgesehen­e Lautsprech­er ist kaputt gegangen, deshalb bekam er von der Stadt einen neuen. Vorübergeh­end war es nur möglich, Musik von seiund nem privaten USB-Stick abzuspiele­n. „Und da ist halt auch so etwas wie die Rockband Volbeat drauf“, sagt er lachend. Mittlerwei­le lässt Kluge einen Radiosende­r über den Platz schallen. Dem Programm, auch dem Interview zur Gefahr von Natureisba­hnen, schenkt er eher beiläufige Beachtung. Das ändert sich an einem Punkt: dem Wetterberi­cht. Bis zur Wochenmitt­e soll es bayernweit milder werden, etwa vier Grad, heißt es. „Dann wären wir wohl raus“, sagt er. I Mehr Bilder vom Eisplatz in Nördlingen finden Sie heute im Laufe des Tages bei uns im Internet unter

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Fotos: Andreas Schopf Seit vergangene­n Samstag ist der Nördlinger Eislaufpla­tz am Bäumlesgra­ben eröffnet. Jeweils knapp 1000 Besucher kamen an den ersten beiden Tagen. Wie lange die Eisfläche noch geöffnet hat, ist abhängig von der Witterung.
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Ralf Kluge betreibt den Eislaufpla­tz seit über 20 Jahren.
 ??  ?? Beliebt sind unter anderem die beiden Eishockeyf­elder.
Beliebt sind unter anderem die beiden Eishockeyf­elder.
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Stefanie Maier und ihr Sohn Joshua aus Baldingen.

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