Rauf aufs Eis
Seit Samstag hat der Eislaufplatz am Bäumlesgraben geöffnet. Für viele Nördlinger ist er in diesen Tagen ein Anziehungspunkt. Das Wetter kann das Vergnügen jedoch schnell beenden
Die Ansage aus dem Lautsprecher ist eindeutig. „Lasst es bleiben“, antwortet ein Experte auf die Frage der Radiomoderatorin, ob man derzeit Natureisflächen bedenkenlos betreten kann. Ralf Kluge zieht an seiner Zigarette und schmunzelt. „Die sollten mal nach Nördlingen kommen.“
Kluge ist der Betreiber des Nördlinger Eislaufplatzes am Bäumlesgraben. Der ist seit Samstag für Besucher geöffnet. Die besonders niedrigen Temperaturen der vergangenen Tage haben dort eine dicke Eisschicht entstehen lassen. Zwar raten Fachleute derzeit noch davon ab, Natureisflächen zu betreten (siehe In Nördlingen ist die Lage jedoch eine besondere: Das geflutete Areal ist unter der gefrorenen Oberfläche höchstens 20 Zentimeter tief, erklärt Kluge. Keine Gefahr für Schlittschuhfahrer also.
Die in Nördlingen haben offenbar sehnsüchtig auf die diesjährige Eröffnung der Eisbahn gewartet. Zumindest spricht Kluge von ausgezeichneten Zahlen. 904 Besucher kamen am ersten Tag, dem Samstag. Tags darauf am Sonntag waren es 915. „Viel mehr geht kaum“, sagt Kluge, der den Eisplatz seit mehr als 20 Jahren betreibt.
Dass das Eislaufen an diesem Wochenende überhaupt möglich war, ist auch ein Verdienst von etwa einem Dutzend Freiwilligen. David Wittner, Leiter der Tourist-Information, hatte sie über Facebook zusammengetrommelt. Der Grund: Das Eis musste am Freitag rund eineinhalb Stunden von Schnee befreit werden, um die Fläche befahrbar zu machen. „Der Baubetriebshof sollte am Feiertag nicht extra jemanden organisieren müssen“, erklärt Wittner seine Aktion.
Gestern Mittag ist er einer der wenigen auf dem Eis. „Zum Abschalten in der Mittagspause“, sagt er. Ansonsten spielen nur drei Schüler in ihren Freistunden auf einem der beiden Eishockeyfelder, dazu ein Mann aus München, der gemütlich seine Runden dreht. „Es ist sehr idyllisch, ich laufe seit über 40 Jahren hier“, sagt der Mann und kurvt weiter über den verlassenen Platz.
Erst am Nachmittag strömen mehr Besucher an den Bäumlesgraben. Eine von ihnen ist Natalya Allgeyr aus Nähermemmingen. Seit Samstag war sie jeden Tag auf dem Eisplatz. „Am ersten Tag war das Eis noch etwas holprig“, sagt sie. „Aber jetzt ist es besser. Einfach herrlich, hier zu laufen.“Thomas Herderich kommt aus Crailsheim ist das erste Mal auf der Eisbahn in Nördlingen. „Mir gefällt das große Angebot hier“, sagt er. Neben Lauffläche und Eishockeyfeldern gibt es fünf Eisstockbahnen. „Außerdem ist die Umgebung schön.“Auch Stefanie Maier aus Baldingen lobt das Flair: Ringsherum Bäume, etwas abseits von der Innenstadt, dazu die Bänke. „Auch die Fahrhilfen sind für die ersten Versuche auf dem Eis sehr praktisch.“
Wie lange man sich noch auf das Eis wagen kann, ist ungewiss. Im Durchschnitt habe der Platz etwa zehn Tage auf, erklärt Kluge. Die vergangenen beiden Jahre kam man jedoch jeweils nur auf einen Öffnungstag. Auch, ob und wann eine Eisplatzparty angeboten werden kann, könne man nur spontan entscheiden und kommunizieren. „Das Wetter ist jeden Tag eine Wundertüte, gerade hier im Ries“, sagt Kluge. Solange es eisig kalte Nächte gibt und die Temperaturen am Tag unter dem Gefrierpunkt bleiben, könne der Betrieb aufrecht erhalten werden. Doch das könne sich schnell ändern. Ab etwa drei Grad Celsius werde es kritisch, erklärt Kluge.
Einige der Gäste sprechen die Musik am Eröffnungstag an. Die Auswahl sei ungewohnt rockig gewesen, heißt es. Kluge klärt auf: Der vorgesehene Lautsprecher ist kaputt gegangen, deshalb bekam er von der Stadt einen neuen. Vorübergehend war es nur möglich, Musik von seiund nem privaten USB-Stick abzuspielen. „Und da ist halt auch so etwas wie die Rockband Volbeat drauf“, sagt er lachend. Mittlerweile lässt Kluge einen Radiosender über den Platz schallen. Dem Programm, auch dem Interview zur Gefahr von Natureisbahnen, schenkt er eher beiläufige Beachtung. Das ändert sich an einem Punkt: dem Wetterbericht. Bis zur Wochenmitte soll es bayernweit milder werden, etwa vier Grad, heißt es. „Dann wären wir wohl raus“, sagt er. I Mehr Bilder vom Eisplatz in Nördlingen finden Sie heute im Laufe des Tages bei uns im Internet unter