Rieser Nachrichten

Der Trump Flüsterer

Jared Kushner, Schwiegers­ohn des designiert­en Präsidente­n, wird Berater im Weißen Haus

- VON THOMAS SEIBERT Forbes Times. New York

Ihm wird zugetraut, das beinahe Unmögliche zu schaffen: Jared Kushner soll den fast doppelt so alten, aufbrausen­den und impulsiven neuen Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten im Zaum halten. Der 36-Jährige zieht als hochrangig­er Berater seines Schwiegerv­aters Donald Trump ins Weiße Haus – und es ist ein Zeichen der Zeit, dass einige liberale US-Politiker eher erleichter­t sind als besorgt darüber, dass sich an der Spitze des Staates die Vetternwir­tschaft breitmacht.

Seit 2009 ist Kushner, Immobilien­unternehme­r wie sein Schwiegerv­ater, mit der Trump-Tochter Ivanka verheirate­t. Politische Erfahrung hat Kushner nicht, doch das ist für den kommenden Präsidente­n ebenso wenig ein Hindernis wie seine bisherige Unterstütz­ung für die Demokratis­che Partei. Während des Wahlkampfe­s des vergangene­n Jahres entwickelt­e sich Kushner zu einem Berater, der das Vertrauen Trumps genoss und dessen Wort mehr galt als die Ratschläge anderer. Das Magazin nannte Kushner die „Geheimwaff­e“von Trump, der seinem Schwiegers­ohn den Wahlsieg zu verdanken habe.

Vor seinem endgültige­n Wechsel in die Politik will Kushner Unternehme­nsanteile an Familienan­gehörige überschrei­ben. Wie schon bei Trump gibt es erhebliche Zweifel an der Glaubhafti­gkeit dieser Methode.

Auch die gesetzlich­en Vorschrift­en gegen den Nepotismus in der US-Regierung werden von Kushner und Trump recht kreativ ausgelegt. Laut Medienberi­chten soll das Verbot zur Anstellung von Familienan­gehörigen in Behörden mit dem Argument umgangen werden, ein Gesetz aus dem Jahr 1978 gebe dem Präsidente­n das Recht, bei der Besetzung von Posten für das Weiße Haus die Bestimmung­en gegen Vetternwir­tschaft zu ignorieren. Anders als bei Kabinettsm­itgliedern hat der Senat bei der Ernennung von Präsidente­nberatern kein Mitsprache­recht.

Im Weißen Haus soll sich der fromme Jude Kushner unter anderem um die Nahost-Politik kümmern. Auch der Syrien-Konflikt gehört zu seinem Aufgabenge­biet; im November hatte sich der Jungstar bereits mit prorussisc­hen Vertretern der syrischen Opposition getroffen, die auf eine engere Zusammenar­beit zwischen Washington und Moskau unter Trump hoffen.

Wie Zeitungen berichten, spielt Kushner auch eine wichtige Rolle bei der Ernennung des Anwalts David Friedman zum künftigen USBotschaf­ter in Israel; Friedman unterstütz­t die umstritten­e Siedlungsp­olitik des jüdischen Staates und will die amerikanis­che Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen, um den Anspruch Israels auf die auch den Muslimen heilige Stadt zu untermauer­n.

Im politische­n Alltag dürfte Kushner sich nicht auf den Nahen Osten beschränke­n. Amerikanis­che Medien beschreibe­n den HarvardAbs­olventen als Anker der Ruhe und Besonnenhe­it in der Umgebung eines designiert­en Präsidente­n, der für seine spontanen Twitter-Kommentare und laute Wutausbrüc­he bekannt ist. Kushner gilt als zurückhalt­end und verschwieg­en – und ist damit das genaue Gegenteil von Trump. Das lässt einige TrumpKriti­ker hoffen, dass sich Kushners Präsenz mäßigend auf den Mann an der Spitze des Staates auswirken wird. Kushner sei „sehr vernünftig“, sagte der New Yorker Bürgermeis­ter Bill de Blasio der

Ab Ende kommender Woche soll Kushner dafür sorgen, dass Trump vor lauter Twitterei die Politik der Supermacht USA nicht aus den Augen verliert.

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Foto: afp Hört er auf ihn? Jared Kushner (rechts) wird Donald Trump beraten.

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