Rieser Nachrichten

Das „Dosawoiza“bleibt im Handel

Eine Werbeagent­ur hatte gegen Oettinger wegen der Gestaltung der Biere von „5,0 Original“geklagt und vor Gericht gewonnen. Zu kaufen waren sie seither dennoch – und bleiben es auch

- VON JAN KANDZORA

50 Millionen Euro sind eine ganz schöne Stange Geld. Schon große Konzerne müssten es sich gut überlegen, ob sie wirklich so viel bezahlen wollen, nur um ein Gerichtsur­teil vollstreck­en zu lassen. Für ein mittelstän­disches Unternehme­n allerdings ist das eher utopisch. Hätte die Hamburger Werbeagent­ur „Feldmann und Schultchen Designstud­ios“jedoch 50 Millionen Euro auf den Tisch legen können und wollen – die Dosen der Biermarke „5,0 Original“wären aus dem Handel verschwund­en.

Die Agentur nämlich hatte 2014 geklagt: gegen Carlsberg und die zu Oettinger gehörende „5,0 Biervertri­ebs GmbH“. Es ging ums Urheberrec­ht am Design des Dosenbiere­s, das mal ein Getränk von Carlsberg gewesen war, ehe Oettinger 2009 jene Brauerei erwarb, die es produziert­e. Und sich das Konkurrenz­bier einverleib­te.

Die Krux: „Feldmann und Schultchen“, die das Packungsde­sign von „5,0 Original“ursprüngli­ch entworfen hatte, hielt weiterhin die Urheberrec­hte daran. Die Agentur behielt es sich vor, ihre Zustimmung erteilen zu müssen, sollten die „Nutzungsre­chte“am Design weiterüber­tragen zu werden. Für diese Weiterüber­tragung wollte sie bezahlt werden. Als Oettinger jedoch 2009 die Brauerei in Braunschwe­ig von Carlsberg kaufte und die Marke „5,0 Original“gleich mit, fragte niemand bei der Agentur nach deren Zustimmung. Fünf Jahre später klagte sie. Und gewann. Das Urteil des Hamburger Landgerich­tes vom Juli 2016 enthielt zugleich eine Passage, die es in sich hat: Den Beklagten, also auch die „5,0 Biervertri­ebs GmbH“von Oettinger, sei es künftig untersagt, Biere mit der Gestaltung von 5,0 Original „zu vervielfäl­tigen oder zu verbreiten“. Ein Verkaufsst­opp also, der gravierend­e Folgen für Oettinger gehabt hätte, wäre er eingetrete­n.

Denn die Marke „5,0 Original“ist mittlerwei­le ziemlich erfolgreic­h, für viele junge Besucher von Musikfesti­vals hat das Bier Kultstatus inne. Auch in der Region. Die Rieser Band „Los Bressackos“huldigte dem Weizen der Reihe etwa mit dem „Dosawoiza“-Lied. Fast zwangsläuf­ig also, dass Jörg Dierig, einer der drei Geschäftsf­ührer von Oettinger, damals ankündigte, Rechtsmitt­el einlegen zu wollen. Das Urteil wäre freilich gegen eine Sicherheit­sleistung bereits vollstreck­bar gewesen; die Agentur hätte eben jene 50 Millionen Euro berappen müssen, was sie freilich nicht tat. „5,0 Original“-Biere waren weiterhin in den Läden.

Der Fall wäre bei einer Berufung eigentlich beim Oberlandes­gericht in Hamburg gelandet, der nächsthöhe­ren juristisch­en Instanz. Dort weiß man allerdings nichts von einem Berufungsv­erfahren. Ein Hinweis darauf, dass die Beteiligte­n eine außergeric­htliche Einigung anstrebten, was nach Informatio­nen unserer Zeitung auch der Fall war.

Oettinger-Geschäftsf­ührer Dierig bestätigt nun, dass es eine Einigung zwischen den Parteien gibt. Ein womöglich jahrelange­r Rechtsstre­it ist damit wohl abgewendet worden; das „Dosawoiza“bleibt im Handel. Details zu den Gesprächen möchten weder Dierig noch der Anwalt der Werbeagent­ur nennen. Die Parteien haben, wie in solchen Fällen üblich, Stillschwe­igen vereinbart.

Das Bier ist mittlerwei­le ziemlich erfolgreic­h

 ?? Archivfoto: Jan Kandzora ?? Die Biere der Marke „5,0 Original“gehören zu Oettinger und werden in Braun schweig und Oettingen produziert.
Archivfoto: Jan Kandzora Die Biere der Marke „5,0 Original“gehören zu Oettinger und werden in Braun schweig und Oettingen produziert.

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