Wer ist der neue Strenesse Eigentümer?
Das Nördlinger Unternehmen ist gerettet. Bislang hält der Mode-Hersteller allerdings geheim, wer der neue Investor ist. Die Spur führt in die Schweiz
Harald Kronseder hat ein Faible für Pferde. Ein „Vollblutpferdebesitzer“sei er, schrieb das Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“mal über ihn. Im Internet lassen sich Berichte über seine erfolgreichen Teilnahmen an SkijöringWettbewerben finden, einer Sportart, bei der Skifahrer an einem Seil von einem Pferd gezogen werden. Kronseder hat offenbar auch ein Faible für Mode. Nach Informationen unserer Zeitung soll er der neue Eigentümer des Nördlinger ModeHerstellers Strenesse sein. Dies berichten mehrere Quellen aus gut informierten Kreisen.
Kronseder ist Wahlschweizer und stammt aus der Familie hinter dem Maschinenbau-Riesen Krones AG, der seinen Sitz in Neutraubling bei Regensburg hat. Der Konzern stellt Abfüllanlagen für Getränke her und hat über 13 000 Mitarbeiter.
Als Strenesse im Dezember nach langer Suche einen neuen Investor präsentierte, stellte das Unternehmen eine namenlose Holding aus der Schweiz als Retter vor. Nur die Verwaltungsratspräsidentin der Gesellschaft wurde in einer Pressemitteilung zitiert. Den Namen des tatsächlichen Eigentümers wollte Strenesse nicht nennen und Informationen unserer Zeitung auch nicht bestätigen, dass dieser aus dem Umfeld der Krones AG stammt. Dementieren allerdings ebenfalls nicht.
Für die Mitarbeiter von Strenesse endete mit dem Einstieg der Holding jedenfalls eine lange Phase der Unsicherheit. Bereits 2014 hatte das Unternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden müssen; mehrere Rettungsversuche waren seither gescheitert. Zuletzt platzte im September des vergangenen Jahres der Einstieg einer niederländischen Holding, hinter der eine polnische Familie stand. Das „Closing“, der tatsächliche Abschluss des Kaufvertrages, kam nicht zustande, die genauen Hintergründe blieben unklar.
Dieses Mal lief es anders. Dem Vernehmen nach ist das Geschäft mit dem neuen Eigentümer mittlerweile fix und die Zukunft von Strenesse gesichert. Alle Mitarbeiter sind übernommen, die Stimmung unter ihnen ist wieder besser. Wie berichtet, wird das Unternehmen künftig als „Strenesse New GmbH“geführt. Zehn Prozent der Anteile an der Gesellschaft hält der neue Geschäftsführer Jürgen Gessler, der bis 2015 die Geschicke von Porsche Design leitete. 90 Prozent von Strenesse gehören einer Holding namens H2P AG mit Sitz in der Schweiz.
Die Identität des tatsächlichen Eigentümers ist damit öffentlich nicht nachvollziehbar, denn anders als bei einer GmbH müssen Inhaber bei Aktiengesellschaften nicht in öffentlich einsehbaren Registern genannt werden. Hinter der AG soll aber Harald Kronseder stehen und damit weitgehend Eigentümer von Strenesse sein. Eine Anfrage unserer Zeitung beantwortete er nicht. Für die Verbindung spricht auch etwas anderes: Die Präsidentin des Verwaltungsrats der Holding ist zugleich Geschäftsführerin eines Beratungsunternehmens, das einer Beteiligungsgesellschaft der Familie Kronseder gehört. Zuletzt mischte bei Strenesse auch Micaela Sabatier mit, eine Inhaberin einer Agentur, die Modenschauen organisiert, in der Vergangenheit auch für Strenesse. Sie ist sowohl in der Modebranche als auch im Raum Regensburg gut vernetzt. Zunächst wies sie das Handelsregister sogar als Geschäftsführerin von „Strenesse New“aus, seit vergangener Woche allerdings hat Gessler den Posten offiziell übernommen. Sabatier wird jedoch für Strenesse weiterhin tätig sein und war diese Woche mehrere Tage in Nördlingen, wie sie bestätigt. Wie ihre genaue Rolle beim Unternehmen aussieht, ist noch offen.
Bislang war das Unternehmen freilich untrennbar mit den Nahmen Strehle verbunden. Strenesse selbst ist eine Wortschöpfung aus den Worten „Strehle“und dem französischen „Jeunesse“(Jugend). Gerd Stehle, der langjährige Aufsichtsratschef und Vorstandsvorsitzende, bestätigt nun ebenso wie sein Sohn Luca, mit Strenesse New nichts mehr zu tun zu haben. Luca Strehle arbeitet mittlerweile als Berater, unter anderem für ein Modeunternehmen in der Schweiz.