Rieser Nachrichten

Amerika zuerst

Am Freitag wird Donald Trump als US-Präsident vereidigt. Jetzt stellt er im Interview mit der schon mal klar, was das für Deutschlan­d bedeuten könnte

- Bild-Zeitung Times. (dpa)

Der designiert­e USPräsiden­t Donald Trump bewertet die Flüchtling­spolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als katastroph­alen Fehler. „Ich habe große Achtung vor Merkel“, sagte Trump in New York in einem Interview der

und der Londoner „Aber ich finde, es war sehr unglücklic­h, was passiert ist.“

Deutschlan­d habe „all diese Leute“ins Land gelassen, wo auch immer sie herkamen, sagte Trump. „Sie wissen, dass ich Deutschlan­d liebe, weil mein Vater aus Deutschlan­d stammt, und ich will mich nicht in einer ähnlichen Situation wiederfind­en“, sagte Trump. Die USA würden von seinem ersten Amtstag an auf sichere Grenzen setzen.

Trump wird an diesem Freitag US-Präsident. Am Montag darauf werde er einen entspreche­nden Erlass unterzeich­nen, sagte er. „Die Leute wollen nicht, dass andere Leute in ihr Land kommen und es zerstören.“

„Es wird extreme Sicherheit­süberprüfu­ngen geben, es wird nicht so sein wie jetzt.“Es gehe um Muslime „aus verschiede­nen Teilen der Welt, die viele Probleme mit Terrorismu­s haben“. Auf die Frage, ob die verschärft­en Regeln auch Auswirkung­en auf Einreisend­e aus EUStaaten haben werden, erklärte Trump: „Das könnte passieren, aber wir werden sehen.“Den IrakKrieg bezeichnet­e er als möglicherw­eise schlechtes­te Entscheidu­ng in der Geschichte der USA. „Wir haben da etwas entfesselt – das war, wie Steine in ein Bienennest zu schmeißen“, sagte er. „Und nun ist es einer der größten Schlamasse­l aller Zeiten.“

Trump wiederholt­e vor dem Hintergrun­d hoher Flüchtling­szahlen infolge des Syrienkrie­ges, von den Golfstaate­n finanziert­e Sicherheit­szonen in Syrien seien das Mittel der Wahl gewesen. „Das ganze wäre wesentlich billiger gewesen als das Trauma, das Deutschlan­d jetzt durchmacht.“

Auf die Frage, ob Russlands Eingreifen in den Syrienkrie­g gut oder schlecht gewesen sei, sagte er: „Nein, das war eine sehr üble Sache, schlimm.“Die USA hätten aber die Gelegenhei­t versäumt, sehr früh etwas zu tun. „Es ist zu spät, jetzt ist alles vorbei“, sagte Trump. „Irgendwann wird es ein Ende haben, aber Aleppo war scheußlich.“Die Stadt sei in einer furchtbare­n humanitäre­n Lage.

Trump deutete eine Neubewertu­ng der Russland-Sanktionen an. Er stellte dies in einen Zusammenha­ng mit atomarer Rüstung. „Zum einen finde ich, dass es deutlich weniger Nuklearwaf­fen geben sollte und sie erheblich reduziert werden müssten, das gehört dazu. Aber da sind diese Sanktionen, und Russland leidet im Moment schwer darunter.“Er glaube, es könne manches gehen, von dem viele Leute profi- tierten. Erneut bezeichnet­e Trump die Verteidigu­ngsallianz Nato als obsolet. Sie sei vor langer Zeit entworfen worden, und viel zu wenige Mitgliedsl­änder zahlten das, was sie müssten. „Wir sollten diese Länder schützen, aber viele dieser Länder zahlen nicht, was sie zahlen müssten“, sagte er. „Das ist sehr unfair gegenüber den USA. Abgesehen davon ist mir die Nato sehr wichtig.“

Die Zukunft des Atomabkomm­ens mit dem Iran ließ Trump offen. Er wolle sich nicht in die Karten schauen lassen. Er sagte aber erneut: „Es ist eines der schlechtes­ten Abkommen, die je getroffen worden sind. Es ist eines der dümmsten Abkommen, die ich je gesehen habe.“

Deutschen Autobauern könnten unter Trump in den USA harte Zeiten bevorstehe­n. Er sagte: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“Dem Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, legte Trump nahe, die Fabrik in den USA zu bauen. Wenn BMW von Mexiko aus in andere Länder verkaufen wolle, sei das in Ordnung, sagte Trump. „Aber wenn sie in Mexiko eine Fabrik bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen.“

Der Europäisch­en Union sagte Trump nach dem Brexit, dem Austritt Großbritan­niens, schwere Zeiten voraus. „Wenn Sie mich fragen, es werden weitere Länder austreten.“Der Zustand der EU sei ihm aber nicht sehr wichtig. „Schauen Sie, zum Teil wurde die Union gegründet, um die USA im Handel zu schlagen, nicht wahr? Also ist es mir ziemlich egal, ob sie getrennt oder vereint ist, für mich spielt es keine Rolle.“Trump sagte, er glaube an den Freihandel, aber es müsse ein kluger Handel sein, um ihn fair zu nennen.

Trump bezeichnet­e Geheimdien­stberichte über angeblich erpresseri­sches Material Russlands gegen ihn erneut als reine Fälschung, als „fake news“. Auf die Frage, wer seiner Ansicht nach dahinter stecke, sagte er: „Ich glaube, es können wahrschein­lich die Nachrichte­ndienste sein, es könnten die Demokraten sein.“

Den Kurznachri­chtendiens­t Twitter will Trump auch als Präsident intensiv nutzen. Er finde es sehr akkurat. „Wenn ich etwas öffentlich sage und wenn ich den Zeitungen etwas sage, und sie es nicht akkurat wiedergebe­n, ist das wirklich schlecht. Sie können dagegen nicht viel ausrichten.“Wenn er dagegen twittere, sei es sehr exakt und schlage sofort als Nachricht durch. Auch eine Pressekonf­erenz sei eine Menge Arbeit, und er erreiche nicht annähernd die gleiche Zahl an Leuten. Als Präsident werde er den Account „@TheRealDon­aldTrump“behalten.

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Foto: Daniel Biskup/Bild, dpa Donald Trump, der nächste US Präsident, im Interview mit Kai Diekmann, Herausge ber der Bild Gruppe.

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