Rieser Nachrichten

Kommt der Brexit auf die harte Tour?

Premiermin­isterin May plant den kompletten Bruch mit dem EU-Binnenmark­t. Das berichten Medien. Nur so bekäme London die alleinige Kontrolle über die Einwanderu­ng zurück. Was heißt das für die Wirtschaft?

- Sunday Times Sunday Telegraph Welt am Sonntag. (afp, dpa)

Die britische Premiermin­isterin Theresa May strebt laut Berichten einen harten Schnitt mit der EU an. Die Brexit-Pläne der Regierungs­chefin sähen einen Ausstieg Großbritan­niens aus dem EU-Binnenmark­t, aus der Zollunion und eine Abkehr vom Europäisch­en Gerichtsho­f vor, um die Kontrolle über die Einwanderu­ng aus der EU zurückzuer­langen, berichtete­n britische Zeitungen am Sonntag übereinsti­mmend. May will ihre Absichten morgen in einer Rede darlegen.

Mays Pläne liefen auf einen „harten Brexit“hinaus – im Mittelpunk­t stünde also ein klarer Bruch mit dem gemeinsame­n Markt, hieß es. Dies würde es Großbritan­nien erlauben, auch die EU-Personenfr­eizügigkei­t zu beenden und seine Einwanderu­ngspolitik wieder vollständi­g alleine zu kontrollie­ren. Für viele Brexit-Befürworte­r war dies ein wichtiges Anliegen bei dem Referendum im Juni. Die schrieb, May werde einen „sauberen und harten Brexit“ankündigen. Der zitierte einen Regierungs­vertreter mit den Worten: „Sie will es voll durchziehe­n. Die Leute werden es merken: Als sie sagte ,Brexit heißt Brexit‘, meinte sie genau dieses.“

Mays Büro teilte lediglich mit, die Premiermin­isterin wolle in ihrer Rede dazu aufrufen, die Spaltung des Landes in Gegner und Befürworte­r des EU-Ausstiegs zu überwinden, um den Brexit zu einem Erfolg zu machen. Dazu wolle sie die Notwendigk­eit gemeinsame­r Ziele hervorhebe­n wie den Schutz und den Ausbau von Arbeitnehm­errechten. Sollte sich May aber tatsächlic­h für einen „harten Brexit“ausspreche­n, dürfte das die Brexit-Gegner weiter verärgern.

Ein Ausscheide­n aus dem Binnenmark­t zählt als Voraussetz­ung, um die unkontroll­ierte Einwanderu­ng von EU-Bürgern in das Land zu stoppen – eines der zentralen Wahlverspr­echen der Brexit-Befürworte­r. Die Zollunion muss Großbritan­nien verlassen, wenn es in der Lage sein will, bilaterale Freihandel­sabkommen mit Drittstaat­en wie Australien oder den USA abzuschlie­ßen. Das ist eines der erklärten Ziele der Regierung. Bislang hat es May vermieden, ein Ausscheide­n des Landes aus dem Binnenmark­t konkret in Erwägung zu ziehen. Große Teile der Wirtschaft befürchten dramatisch­e Folgen, sollte Großbritan­nien seine Mitgliedsc­haft im Binnenmark­t aufgeben. Großbritan­niens Finanzmini­ster Philip Hammond kündigte an, London werde alles daransetze­n, nach dem geplanten EU-Austritt die Wettbewerb­sfähigkeit der heimischen Wirtschaft zu erhalten. „Wenn wir keinen Zugang haben zum europäisch­en Markt, wenn wir ausgesperr­t werden, wenn Großbritan­nien die Europäisch­e Union verließe, ohne eine Übereinkun­ft über einen Marktzugan­g, dann könnten wir zumindest kurzfristi­g wirtschaft­lichen Schaden erleiden“, sagte er in der

Dann könne Großbritan­nien gezwungen sein, sein Wirtschaft­smodell zu ändern, „um Wettbewerb­sfähigkeit zurückzuge­winnen“. Von Kritikern wird befürchtet, es könne zu einem Unterbietu­ngswettbew­erb kommen, um Unternehme­n anzulocken.

Großbritan­nien strebe „ein Übereinkom­men an, das auf Gegenseiti­gkeit beruht“, sagte er. Schließlic­h wollten auch Mercedes-Benz, BMW und VW weiter ihre Autos auf dem britischen Markt verkaufen können, „ohne Zölle zu zahlen“.

May will Ende März in Brüssel offiziell das Austrittsg­esuch Großbritan­niens einreichen, es bleiben dann zwei Jahre für die Austrittsv­erhandlung­en. Bislang hatte May offengelas­sen, welche genauen Ziele sie in den Verhandlun­gen anstrebt. Der Brexit-Ausschuss des britischen Parlaments empfahl der Regierung, nach Ende der Austrittsv­erhandlung­en eine Übergangsp­eriode mit der EU für den freien Handel anzustrebe­n.

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Foto: Getty Images „Vorsicht, die Pferde könnten treten oder beißen“, steht auf dem Schild in London. Zu einem Hauen und Stechen könnte nun auch der von Großbritan­nien angepeilte Aus tritt aus der EU werden.

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