Dobrindt verlangt Fiat Rückruf
Gibt es einen zweiten Fall Volkswagen?
Berlin Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verlangt einen Rückruf bestimmter Modelle von Fiat Chrysler. „Die italienischen Behörden wissen seit mehreren Monaten von uns, dass Fiat nach Auffassung unserer Fachleute illegale Abschalteinrichtungen verwendet. Fiat hat sich bisher verweigert, an der Aufklärung mitzuwirken“, sagte der Minister. Er habe die EUKommission eingeschaltet: „Die muss konsequenterweise dafür sorgen, dass für die Fiat-Fahrzeuge ein Rückruf organisiert wird.“
Zuletzt hatte Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne nach Vorwürfen der Abgas-Manipulation jeden Vergleich mit VW scharf zurückgewiesen und erklärt, man habe „keinerlei Betrug begangen“. Dennoch erhöhte die EU den Druck auf das Unternehmen und die italienischen Behörden.
In den USA steht der Branchenriese im Verdacht, bei rund 100000 Dieselwagen die Emissionswerte von Stickoxiden gefälscht zu haben. Dies hatte das Umweltamt EPA am Donnerstag mitgeteilt. Es geht um Software zur Abgaskontrolle, die Fiat Chrysler nicht offengelegt haben soll.
Die EU-Kommission nannte die Anschuldigungen „besorgniserregend“. Man werde mögliche Auswirkungen für in Europa verkaufte Autos prüfen. In Brüssel war von Schätzungen die Rede, wonach in der EU ungefähr 33000 betroffene Jeep und Dodge im Umlauf sein dürften.
Volkswagen hatte im Herbst 2015 eingeräumt, bei Diesel-Abgastests getäuscht zu haben. Betroffen waren Millionen Autos. Dies hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. Ob es sich bei den bei Fiat Chrysler beanstandeten Programmen wie bei Volkswagen um illegale Abschalteinrichtungen („defeat devices“) handelt, muss laut EPA erst noch ermittelt werden.
Wenn es um den Erzrivalen Volkswagen geht, klopft Fiat-Boss Sergio Marchionne gern markige Sprüche. Ein „Blutbad“seien die – angeblich aus Wolfsburg angezettelten – Auto-Rabattschlachten, tönte der Manager schon mal. Dass ausgerechnet sein eigener Konzern jetzt nach VW als nächster großer Hersteller von den nicht minder zimperlichen US-Behörden wegen Abgas-Vorwürfen durchleuchtet wird, kann den Lenker der Fiat-ChryslerGruppe nicht kaltlassen.
Entsprechend griffig reagiert der Chef des italienisch-amerikanischen Konkurrenten. „Wer uns mit dem deutschen Unternehmen vergleicht, hat etwas Illegales geraucht“, sagte Marchionne. Derber Humor oder Ausdruck von Unsicherheit? Die Experten sind sich hier nicht einig. Auf alle Fälle steht jetzt auch Fiat mächtig unter Druck.