Sag mir, wo die Vögel sind
Umgezogen ins neue Haus, alles prima. Garten angelegt, Grill gekauft, Rasen angesät, Baum gepflanzt. Und jetzt im Winter natürlich noch ein Vogelhäuschen gekauft. Häuschen? Pardon: Haus muss das heißen. Oder noch besser: Villa. Und dazu reichlich Vogelfutter: Sonnenblumenkerne, so weit der Schnabel reicht. Und Meisenknödel. Und Erdnüsse. Und noch ein Fettring. Und, quasi als formidables Dessert: Ein KörnerWeichfutter-Fettmix. So gesund, für meine gefiederten Freunde. Und lecker. Denk’ ich mal.
Denkste! Von Vögeln keine Spur! Sie ignorieren einfach ihre neue, stylische Vogel-Villa mit all dem teuren Schnickschnack und dem Futter in allen erdenklichen Geschmacksvariationen. Ich bin entrüstet und verdächtige schon die vielen Katzen in der Nachbarschaft, die meine Vögelchen offenbar zum Fressen gern haben. Bis ich lese, dass es heuer angeblich viel weniger Gartenvögel gibt. Na also! Dann liegt’s also gar nicht an meinem Angebot, sondern an der mangelhaften Nachfrage. Plötzlich erzählt mir ein Kollege, dass es in seinem Vogelhaus zugeht wie im sprichwörtlichen Taubenschlag. Amsel, Drossel, Fink – alle sind sie da, zumindest bei ihm. Und bei mir? Nix! Null! Kein noch so kleines Vögelchen zwitschert in meiner modernen Vogel-Villa. Der Kollege hat gemeint, dass er ein ganz einfaches, ganz rustikales Vogelhaus im Garten stehen hat. Und ausgerechnet dort fressen sich diese flatterhaften Ignoranten voll? Einfach also. Und rustikal. Aha. Keinen Stil hat sie, diese gefiederte Brut!