Wie eine Straße zu ihrem Namen kommt
Die passende Bezeichnung für einen neuen Weg zu finden, ist nicht so einfach, wie ein Beispiel aus Wechingen zeigt
Es war letztes Mal schon nicht so einfach, erinnert sich Bürgermeister Klaus Schmidt. Lange wurde in seiner Gemeinde Wechingen überlegt, wie der neue Straßenzug im kürzlich erschlossenen Baugebiet heißen soll. Ein Vorschlag – der Name eines ehemaligen Geistlichen der Gemeinde – habe einem Bauherren so sauer aufgestoßen, dass dieser gedroht habe, seine Hausplanungen umgehend einzustellen, erzählt Schmidt und schmunzelt. Diesmal solle es nicht so weit kommen.
Im Ortsteil Fessenheim hat die Gemeinde im Baugebiet „Am Bi- Grund erschlossen, die Nachfrage sei groß. Die Energie- und Netzversorger haben bereits bei Schmidt angefragt, wie die neu angelegte Straße denn heißen soll, in der bald Kunden versorgt werden wollen. Höchste Zeit, einen Namen zu finden.
„Am einfachsten ist es, die Straße nach der Flur zu benennen“, findet Schmidt. In diesem Fall so, wie das Baugebiet: Am Bichel. So hat der Gemeinderat allerdings bereits die erste Straße genannt, die dort gebaut wurde. Sie einfach um die Ecke zu verlängern und die Hausnummern weiterzuzählen? „Das hatten wir in der Vergangenheit schon. Da kam man selbst als Bürgermeister ganz durcheinander“, sagt Schmidt. Ein neuer Name muss her. Und der Gemeinderat soll helfen.
Tags darauf kommen die Räte zusammen und Schmidt schildert die Problematik. „Kurz und einfach soll der Name sein“, sagt er und blickt hoffnungsvoll nach rechts, wo die Gemeinderäte aus Fessenheim am Tisch sitzen. Einer hat sich Gedanken gemacht. „Am Schulweg“, schlägt er vor und erinnert sich dachel“ bei an seine Jugendzeit, in der die Kinder aus Holzkirchen dort jeden Tag auf dem Weg zur Schule vorbeiliefen. „Das weiß in 20 Jahren doch niemand mehr“, entgegnet ein anderer.
Hat man bei den Grabungsarbeiten denn nicht Spuren einer alten Kultur entdeckt? „Irgendwas mit Römern oder Kelten“, wirft einer in den Raum. „Nicht schon wieder“, schallt es aus der anderen Ecke des Raumes. Schmidt schaltet sich ein. Römer- und Keltenwege habe man schon genug, sagt er und versucht die Diskussion in eine andere Richtung zu lenken – an diesem Punkt befand man sich offenbar schon öfter.
„Brunnenweg“, schlägt einer vor. Hat man bei den Grabungen nicht Spuren eines Brunnens gefunden? Keine Begeisterung im Sitzungssaal. Vielleicht doch lieber etwas Klassisches, Zeitloses. Kornblumenweg, zum Beispiel. Oder irgendwas mit Flieder. Einige Sekunden Stille. „Am Schulweg ist eigentlich doch nicht so schlecht“, sagt ein Ratsmitglied. Ob es nicht nervig ist, immer das „Am“vor dem Schulweg schreiben zu müssen, will der Bürgermeister wissen. Seine Gemeinderäten finden nicht. Schmidt nickt.
Bald könnten in Fessenheim wieder Bauplätze entstehen. Mit einer neuen Straße. Wie sie wohl heißen wird?
„Kurz und einfach soll der Name sein“
Bürgermeister Klaus Schmidt