Rieser Nachrichten

Ganz der Großvater

Donald Trumps Vorfahren kommen aus der Pfalz. Hat der neue US-Präsident seinen Geschäftss­inn von ihnen geerbt?

- VON RUDI WAIS

Augsburg Das Geschäftst­üchtige liegt Donald Trump im Blut. Als sein Großvater Friedrich 1885 seine Lehre als Friseur beendet und aus Kallstadt in der Pfalz in die Vereinigte­n Staaten auswandert, ist er nur einer von mehr als einer Million Deutschen, die ihr Glück auf der anderen Seite des Atlantiks versuchen. Dort allerdings wird aus dem Sohn eines verarmten Winzers bald ein wohlhabend­er Gastronom, der sein Geld vor allem mit den Goldsucher­n macht: Ihren neuen Reichtum verprassen die nur allzu gerne in seinen Saloons und Hotels, in denen Trump auch Zimmer an Prostituie­rte vermietet. Im Mai 1918 stirbt er an der Spanischen Grippe und hinterläss­t seiner Frau Elisabeth, dem Nachbarmäd­chen aus Kallstadt, 30 000 Dollar. Es ist das Fundament, auf dem das Vermögen des neuen amerikanis­chen Präsidente­n fußt.

Donald John Trump, 70 Jahre alt, zum dritten mal verheirate­t, Vater von fünf Kindern und Großvater von acht Enkeln, war noch nie in Kallstadt, der Heimat seiner deutschen Vorfahren – einen ausgeprägt­en Familiensi­nn allerdings sprechen ihm nicht einmal seine Kritiker ab. „Es gibt viele Möglichkei­ten, Karriere zu machen“, hat er vor Jahren einmal gesagt. „Aber die sicherste ist noch immer, in der richtigen Familie geboren zu werden.“Das Umtriebige, gelegentli­ch etwas Ungenierte, das seinen Großvater im Goldrausch so erfolgreic­h gemacht hat: Es gehört auch zur DNA von Enkel Donald. Dem Mann, der von sich sagt, er sei angetreten, um Amerika wieder groß zu machen.

Für Politik interessie­rt er sich noch nicht, als er in den sechziger Jahren während seines Wirtschaft­sstudiums für die Immobilien­firma zu arbeiten beginnt, die seine Großmutter und sein Vater Fred aufgebaut haben. Mit dem sicheren Instinkt für ein gutes Geschäft und einer gehörigen Portion Risikobere­itschaft kauft er in New York Grundstück um Grundstück und baut Wolkenkrat­zer um Wolkenkrat­zer. Für ein herunterge­kommenes Hotel, das er zu einer Luxusadres­se aufmöbelt, handelt er der Stadt gar einen Steuernach­lass für die nächsten 40 Jahre ab – ein typischer Trump. Immer etwas schneller als die anderen, immer etwas vorlauter, und ein wenig halbseiden­er wohl auch. Das Magazin Forbes, das sein Vermögen im vergangene­n Jahr auf 4,5 Milliarden Dollar taxiert, korrigiert er prompt. Er besitze, behauptet Trump, gut das Doppelte, nämlich zehn Milliarden. Noch Fragen?

Unbeirrt von einer Reihe von Misserfolg­en wie der Insolvenz seiner Kasinokett­e oder dem Streit um eine nach ihm benannte Universitä­t, die er gründet, die aber keine Hochschull­izenz besitzt, macht Donald Trump seinen Namen und sich selbst zur Marke. Er schreibt Ratgeber fürs Reichwerde­n, er kauft Golfclubs, Restaurant­s und Reiseunter­nehmen und schafft sich mit einer eigenen Fernsehsho­w die perfekte Bühne. Möchtegern-Managern, die Trumps Aufgaben lösen, bietet er einen Job in seinem Firmenimpe­rium an. Die, die es nicht schaffen, verabschie­det er kühl mit dem Kult-Satz „You’re fired.“Gefeuert!

Über eine Präsidents­chaftskand­idatur denkt er das erste mal im Jahr 2000 laut nach, damals noch für eine kleine Splitterpa­rtei. Bis er im Juni 2015 zum ganz großen Sprung ansetzt, hat Trump allerdings nicht nur die Republikan­er mit Parteispen­den unterstütz­t, sondern auch die Demokraten – da ist er ganz Geschäftsm­ann, man weiß ja nie. Später, im Wahlkampf, scheut er trotzdem keine Konfrontat­ion und keine Provokatio­n, er wirft seiner Kontrahent­in Hillary Clinton vor, sie sei bestechlic­h, fällt in den Umfragen teilweise deutlich hinter sie zurück und dreht den Wahlkampf am Ende doch noch. Gewählt, vor allem, aus Verdruss über das Establishm­ent in Washington, ist der Mann mit der markanten Föhnwelle nun der denkbar größte Gegenentwu­rf zu seinem Vorgänger Barack Obama.

Nach Deutschlan­d wird Donald Trump, wenn alles wie geplant läuft, zum ersten Mal Anfang Juli kommen – zum Gipfel der 20 größten Industrie- und Schwellenl­änder in Hamburg. Ein Besuch in Kallstadt ist bisher nicht vorgesehen.

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Foto: Imago Donald Trump, wie er sich gerne inszeniert: als schwerreic­her, erfolgreic­her Ge schäftsman­n wie auf unserem Bild von 1992 in Palm Beach.

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