Rieser Nachrichten

Mehr Soldaten für Mali

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen hat eine erhebliche Ausweitung des Blauhelmei­nsatzes angekündig­t. Die Mission in Afrika gilt als gefährlich

- (dpa)

Die Teilnahme am Afghanista­n-Einsatz löste im Herbst 2001 eine veritable Regierungs­krise aus. Es bedurfte einer Vertrauens­frage des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder, um zu verhindern, dass die rot-grüne Koalition am Streit über die Beteiligun­g an der Operation zerbricht. Eine hauchdünne Mehrheit von zwei Stimmen rettete Schröder. In den Jahren danach wurde immer wieder erbittert gestritten – mehr als 50 deutsche Soldaten starben am Hindukusch. Die Zeiten haben sich geändert: Als jetzt die Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) eine deutliche Ausweitung des Bundeswehr­einsatzes in Mali ankündete, gab es zwar keine einhellige Zustimmung, aber die Aufregung hielt sich doch in Grenzen. Obgleich auch diese Mission als äußerst gefährlich gilt.

Noch ist der Einsatz in Afghanista­n der größte der Bundeswehr. Das kann sich aber bald ändern: Bis zu 1000 deutsche Soldaten sollen künftig mit Hubschraub­ern und Drohnen bei der Friedenssi­cherung in Mali helfen. Damit werden in dem Krisenland wohl bald so viele Bundeswehr-Soldaten stationier­t sein wie derzeit bei keinem anderen Auslandsei­nsatz.

Ursula von der Leyen ist davon überzeugt, dass Deutschlan­d mit der Erweiterun­g des Engagement­s in Afrika Verantwort­ung in der Welt zeigt: „Wir können uns nicht beschweren, wenn VN-Einsätze (Vereinte-Nationen-Einsätze) nicht funktionie­ren, wenn wir nicht unseren Beitrag leisten“, sagte die CDUPolitik­erin am Freitag in der Bundestags-Debatte über die gefährlich­e Mission in dem westafrika­nischen Staat.

Die Zustimmung des Parlaments Ende nächster Woche gilt als sicher. Die Bundeswehr­soldaten in der ehemaligen Rebellenho­chburg Gao sind bislang unter anderem für die Aufklärung mit Drohnen zuständig. Jetzt kommen Kampf- und Transporth­ubschraube­r für die Rettung von Verletzten dazu. Die Stabilität Malis habe auch Auswirkung­en auf die Sicherheit in Europa, sagte der SPD-Abgeordnet­e Jürgen Coße am Freitag. „Wir dürfen dort, wo wir es können, Terror-Camps nicht zulassen.“Auch die Perspektiv­losigkeit in dem Land müsse bekämpft werden. „Wenn es gelingt, Mali zu stabilisie­ren, werden weniger Menschen im Mittelmeer ertrinken.“

Mali gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Gruppierun­gen wie Al-Kaida terrorisie­ren das Land schon lange und brachten den Norden des Landes zeitweise unter ihre Kontrolle. Die UN-Mission Minusma gilt als die derzeit gefährlich­ste der Vereinten Natinen. Beim jüngsten Selbstmord­anschlag am Mittwoch wurden mindestens 60 Menschen in Mali getötet.

Doch es gab auch kritische Stimmen: Mit dem ausgeweite­ten Einsatz erhöhe sich das Risiko für die Bundeswehr, selbst Zielscheib­e von Angriffen zu werden, kritisiert­e die verteidigu­ngspolitis­che Sprecherin der Linken-Fraktion, Christine Buchholz. Die Linke warf der Regierung

Ausbildung­smission im Irak vor der Verlängeru­ng

Heuchelei vor. Einerseits sei das Land so unsicher, dass man Kampfhubsc­hrauber dorthin entsende, anderersei­ts werde es als so sicher dargestell­t, dass dem Land ein Rückführun­gsabkommen für Flüchtling­e aufgezwung­en werde.

Die Regierung will zudem die Ausbildung­smission der Bundeswehr im Nordirak verlängern. Etwa 150 Bundeswehr­soldaten bilden dort im Kampf gegen den Islamische­n Staat (IS) kurdische Peschmerga-Kämpfer aus. „Denen, die dort unter dem Morden und Wüten des IS leiden, müssen wir helfen“, sagte von der Leyen. Es habe sich als richtig erwiesen, den Kurden Waffen zu schicken und sie gleichzeit­ig auszubilde­n. Der IS sei empfindlic­h zurückgesc­hlagen worden – aber noch nicht besiegt.

 ?? Foto: Bettine Ruehle, dpa ?? Auf Beobachtun­gsposten am Rande der Sahara: Bundeswehr­soldaten der UN Mission im Camp Castor in der ostmalisch­en Stadt Gao. Es gilt als sicher, dass der Bundestag eine Ausweitung des Einsatzes beschließe­n wird.
Foto: Bettine Ruehle, dpa Auf Beobachtun­gsposten am Rande der Sahara: Bundeswehr­soldaten der UN Mission im Camp Castor in der ostmalisch­en Stadt Gao. Es gilt als sicher, dass der Bundestag eine Ausweitung des Einsatzes beschließe­n wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany