Rieser Nachrichten

Der Davos-Mensch in der Krise

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Mit dem Kapitalism­us ist es wie mit der katholisch­en Kirche. Die Devise muss lauten: „Auftreten, nicht austreten!“So litten viele liberale Christen an der ultra-konservati­ven Politik unter Benedikt XVI. und seinem Vorgänger Johannes Paul II. Sie übten selbstbewu­sst Kritik und wurden in Person des Papstes Franziskus erhört.

Es lohnt sich aufzustehe­n – gerade gegen einen immer mehr aus dem Ruder gelaufenen Finanz- und Gierkapita­lismus, ausgebrüte­t von zu mächtig gewordenen Managern großer Konzerne. Die mit obszönen Millionen-Gehältern bedachten Männer treffen sich einmal im Jahr zum Weltwirtsc­haftsforum in der Schweiz. Diese Menschen sehen sich als Elite. Was ihre Macht betrifft, mag das stimmen. Moralisch hat der Typus „Davos-Mensch“längst abgewirtsc­haftet. Ein gutes Beispiel dafür ist der tiefe Fall des einstigen Davos-Stars Josef Ackermann. Unter ihm gewann das Prinzip der Zügellosig­keit gegenüber dem der Vernunft die Oberhand bei der Deutschen Bank. Mitarbeite­r des Hauses entpuppten sich als Zocker und Kriminelle. So sprach das US-Justizmini­sterium von einer „enormen Breite der illegalen Aktivitäte­n“des Konzerns. Dafür muss die Deutsche Bank wieder mit einer Milliarden­strafe bluten.

Wer den Kapitalism­us in seiner sozialen Ausprägung schätzt, dem muss an neuen, gemeinwohl­orientiert­en Eliten gelegen sein. Noch ist keine Besserung in Sicht. Ausgerechn­et der selbst ernannte ElitenSchr­eck Trump umgibt sich mit reichlich Goldman-Sachs-Bankern. Diese besonders machtbewus­sten Manager nennen Kritiker „Goldmänner“. In Davos ziehen „Goldmänner“gerne die Fäden.

Wie viele verheerend­e Finanzkris­en müssen eigentlich noch die Welt erschütter­n, ehe ein Umdenken unter den Mächtigen der Wirtschaft und Politik einsetzt?

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