Rieser Nachrichten

Streit um Skischauke­l geht weiter

Einer Umfrage zufolge lehnt die große Mehrheit der Bayern den geplanten Liftverbun­d am Riedberger Horn ab. Warum das die Befürworte­r des Zusammensc­hlusses nicht beeindruck­t

- VON MICHAEL MUNKLER

80 Prozent aller Bayern lehnen nach einer repräsenta­tiven Emnid-Umfrage den geplanten Liftverbun­d am Riedberger Horn im Oberallgäu ab. Nach dem klaren Ergebnis spielen die Befürworte­r des Skigebiets-Zusammensc­hlusses den Ball jetzt zurück: Eine Bürgerbefr­agung vor Ort sei wesentlich aussagekrä­ftiger als eine Umfrage in ganz Bayern.

Im September vergangene­n Jahres waren die Einwohner der beiden am Skilift-Verbund beteiligte­n Gemeinden an die Wahlurnen gerufen worden. In Balderschw­ang hatten 85 Prozent, in Obermaisel­stein knapp 69 Prozent der Bürger für das Projekt gestimmt.

Für ihn sei entscheide­nd, was die Bürger vor Ort bei ihrer eigenen Befragung signalisie­rt haben, sagte beispielsw­eise der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz von der CSU. Von der Emnid-Umfrage ist er nach eigenen Worten „nicht beeindruck­t“. Denn 90 Prozent der Befragten wüssten wohl kaum um die Belange der Menschen in Obermaisel­stein und Balderschw­ang.

Bernhard Joachim, Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH war vom Ergebnis der Emnid-Umfrage ebenfalls nicht überrascht: „Das spiegelt die Stimmung wider, die die Gegner im Laufe der Zeit aufgebaut haben“, sagte er und bekräftigt­e, dass die Allgäu GmbH weiter voll hinter den Plänen für einen Zusammensc­hluss der beiden Skigebiete stehe.

Auch Klaus Holetschek, Memminger CSU-Landtagsab­geordneter und Vorsitzend­er des Tourismusv­erbands Allgäu/Bayerisch-Schwaben bekräftigt­e: Das Votum der Menschen vor Ort sei wichtig. Der Tourismusv­erband unterstütz­e weiter die Pläne für einen Liftverbun­d.

Um das umstritten­e Projekt umsetzen zu können, ist eine Änderung bei der Grenzziehu­ng der Alpenschut­zplan-Zonen erforderli­ch. Zuständig dafür ist Markus Söder, Staatsmini­ster für Finanzen, Landesentw­icklung und Heimat. Dessen Sprecherin Tina Dangl sagte: „Für uns zählt die Umfrage in der Heimat.“Wichtig sei, was die Menschen vor Ort wollen. Und da liege ein klares Ergebnis vor, verwies sie ebenfalls auf den Bürgerents­cheid in den beiden Gemeinden vom September vergangene­n Jahres.

Der Entwurf für eine notwendige Änderung des Landesentw­icklungspl­ans (LEP) sei in Arbeit, sagte Dangl. Dafür seien die Stellungna­hmen verschiede­ner Fachressor­ts wie des Umweltmini­steriums erforderli­ch. Der Änderungse­ntwurf des LEP kommt danach ins bayerische Kabinett und müsste in einem letzten Schritt vom Landtag abgesegnet werden. Beobachter gehen davon aus, dass es frühestens im kommenden Sommer so weit sein könnte.

Wenn das LEP geändert und die Grenzen der Schutzzone­n neu gezogen worden sind, könnte ein Liftverbun­d genehmigt werden – so der Plan. Die benötigte Fläche für neue Bahnen und Lifte würde dann nicht mehr die höchstgesc­hützte Zone C berühren.

Die Kritiker haben angekündig­t, gegen das Projekt auf jeden Fall zu klagen. Sie sehen einen Präzedenzf­all, weil erstmals seit Bestehen des bayerische­n Alpenschut­zplans eine Änderung der Schutzzone­n vorgenomme­n werde, um ein Erschließu­ngsprojekt zu realisiere­n.

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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Über das Riedberger Horn bei Balderschw­ang wird längst bundesweit berichtet. Denn ob hier ein Liftverbun­d entstehen darf oder nicht, ist zum Präzedenzf­all geworden. Geg ner des Projekts fühlen sich durch eine neue Umfrage bestätigt, für die Befürworte­r...

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