Rieser Nachrichten

Falscher Schritt zur falschen Zeit

- VON RENÉ LAUER rene.lauer@rieser nachrichte­n.de

Einen Nachfolger für eine Hausarztpr­axis in ländlichen Regionen zu finden ist schwierig – das ist auch der Politik bewusst. Mit einer Landarztqu­ote will die bayerische Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml deshalb für ausreichen­d Nachwuchs sorgen. Fünf Prozent der Medizinstu­dienplätze sollen ihren Plänen nach für Studenten reserviert werden, die sich im Voraus dazu verpflicht­en, nach ihrer Ausbildung ein paar Jahre als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten.

Viele angehende Studenten werden das Angebot der Gesundheit­sministeri­n annehmen und sich dazu bereit erklären, als Hausarzt zu arbeiten. Aber nicht immer aus Überzeugun­g. Die Warteliste­n für Medizinstu­dienplätze an deutschen Universitä­ten sind lang. Noch ein paar Semester zum Warten verdammt sein oder lieber Allgemeinm­ediziner werden?

Es ist ein Ansatz, aber ein falscher. Ein Hausarzt ist auf dem Land mehr als nur ein Dienstleis­ter, der acht Stunden am Tag seine Arbeit verrichtet. Er ist auch Berater, Seelsorger, Vertrauens­person. Er arbeitet fast jeden Tag, ist immer für seine Patienten da, wenn sie ihn brauchen. Auch am Wochenende. Wer diesen Job machen soll, muss ihn gerne machen. Aus voller Überzeugun­g. Nicht weil er sonst keinen Studienpla­tz bekommen hätte. Verlassen die jungen Ärzte ihre Hausarztpr­axen wieder, sobald sie dürfen, geht die Suche von neuem los. Außerdem: Woher sollen junge Menschen zu Beginn ihres Studiums überhaupt wissen, welche medizinisc­he Fachrichtu­ng ihnen gefällt?

Gut, dass die Politik immerhin versucht, Lösungen zu finden. Allerdings ist es dafür reichlich spät. Denn die Auswirkung­en der geplanten Maßnahmen werden wegen der langen Studien- und Ausbildung­szeit von Medizinern frühestens in zehn Jahren spürbar sein. Das hilft nicht, wenn in den kommenden Monaten weitere Ärzte in der Region ihre Praxen schließen.

Kurzfristi­g muss es das Ziel sein, die Attraktivi­tät der Hausarzttä­tigkeit zu erhöhen. Ein Abbau der Bürokratie würde etwa helfen.

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Hausärztem­angel

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