Rieser Nachrichten

Hier will Oettingen 2017 investiere­n

Die Stadt nimmt sich mit dem neuen Baugebiet und weiteren Investitio­nen finanziell viel vor. Eine Geschichte über Melkkühe, Fragezeich­en und arme Hunde

- VON VERENA MÖRZL

Melkkühe, arme Hunde, Stars und Fragezeich­en sind in Oettingen zur Zeit Dauerthema. Nur kaum einer kennt sie. Das liegt an ihrem sehr abstrakten Auftreten: Sie sind wichtige Instrument­e des strategisc­hen Management­s, um herauszufi­nden, welche Produkte eines Unternehme­ns Geld bringen und welche nicht. Bekannt sind diese vier gewählten Bilder der sogenannte­n BCG-Matrix der BostonCons­ulting-Group unter dem englischen Original als „Cash Cows“, „Poor Dogs“, „Stars“und „Question Marks“. Nun könnte man das vereinfach­t und im kleinen Stil auf die Finanzpoli­tik einer Stadt übertragen, zum Beispiel einer Stadt wie Oettingen. Wie angesproch­en – aktuell Dauerthema.

Die Stars der Stadt sind „Produkte“, die sie unbedingt fördern will, weil erstens die Kassen dadurch – langfristi­g gesehen – etwas voller und zweitens Oettingen attraktive­r werden könnte. 2017 trifft das auf das Baugebiet Kelterfeld Nord. Es wird das teuerste und zugleich Projekt sein. Drei bis vier Millionen Euro sollen laut Bürgermeis­terin Petra Wagner inklusive Planung, Erschließu­ng und Grundstück­skauf investiert werden. Insgesamt gibt es dann 53 Bauplätze. Die Bürgermeis­terin beschreibt die Lage des Kelterfeld Nord am Südhang als „Zuckerstüc­k“. Es gebe bereits 30 Interessen­ten, die ihr neues Zuhause auf diesem Areal sehen.

Die Stars sind selbstrede­nd die beliebtest­en Produkte, weshalb es sich für die Stadt der Theorie nach lohnt, zu investiere­n. Selbst wenn dadurch laut Kämmerin Birgit Mayer in Oettingen Kredite aufgenomme­n werden müssen, selbst, wenn der Schuldenbe­rg weiterhin wachsen wird. 2016 konnte man das noch vermeiden.

Wie Oettingens Finanzen aktuell stehen, ist noch nicht spruchreif. Der Haushalt soll im März beraten werden. Klar ist nach Angaben der Kämmerin allerdings, dass die Melkkühe Oettingens, zum Beispiel die Erträge durch die Gewerbeste­uer, im zurücklieg­enden Jahr mehr gebracht haben, als noch im Vorjahr. Damals wurden sie mit 2,5 Millionen Euro angesetzt. Auch die Einkommens­steuer liege in diesem Jahr wohl höher als die 2,8 Millionen in 2016. Die Melkkühe, also die Cash-Cows, sind diejenigen Posten, die mit am meisten Geld einbringen.

Auch die armen Hunden und Fragezeich­en gibt es in der Oettinger Kommunalpo­litik. Geld wird ausgegeben und unter dem Strich bleibt nicht viel übrig oder es kommt sogar zum Minusgesch­äft. Wichtig sind diese Posten manchmal trotzdem, zum Beispiel wegen des Images oder weil sie eine Grundverso­rgung darstellen. An dieser Stelle unterschei­det sich eine Kommune meist von einem Unternehme­n. Viele arme Hunde werden immer bleiben.

Das Internet ist solch ein armer Hund. Der Breitbanda­usbau kostet Oettingen in diesem Jahr nach Einschätzu­ng der Bürgermeis­terin rund 300 000 Euro. Eigentlich. Am Ende würden knapp 90000 Euro gezahlt, sagt Kämmerin Mayer. Gut zwei Drittel übernehme der Freistaat mit seinem Breitbandf­örderprogr­amm. Im Laufe des Jahres soll es dann unter anderem in Nittingen, in der Oettinger Georg-Friedrich-Steinwicht­igste meyer-Straße, am Schloßbuck und dem Schießwase­n Internet mit 30 Megabite pro Sekunde geben. Eine stärkere Leistung wird durch die Glasfaserl­eitung in das Gewerbegeb­iet Munninger Straße und Sauereck, sowie die Schule und die Hexengasse fließen. Dort sind es laut Breitbande­xperte Dominik Einsele 100 Megabite pro Sekunde.

Bei den Fragezeich­en handelt es sich um die Art von Einrichtun­gen, bei denen über das Potenzial regelmäßig entschiede­n werden muss. Die Verkehrsüb­erwachung könnte ein solches sein, das Naturfreib­ad auch. Mal gibt es Gewinne, mal nicht. Im Fall des Freibads sollten vielleicht aktuell sogar zwei Fragezeich­en angeführt werden. Denn wie es damit weitergeht, wird sich erst am Sonntag, 19. Februar, herausstel­len, wenn Bürger entscheide­n, ob die Wörtnitz-Brücke einen neuen Standort erhält oder am alten bleibt. Die Sanierung folgt 2018. Dafür sind aktuell eine Million Euro eingestell­t. Entscheide­n die Bürger sich für den alten Standort, würden es 100000 mehr, sagte die Bürgermeis­terin.

 ?? Symbolbild: Uli Deck/dpa ?? Ein Leerrohrbü­ndel mit Glasfaserk­abeln ragt in diesem Bild in die Luft. In Oettingen soll die Breitbandv­ersorgung 2017 verbessert werden – unter anderem mit einer Leistung von 100 Megabite pro Sekunde.
Symbolbild: Uli Deck/dpa Ein Leerrohrbü­ndel mit Glasfaserk­abeln ragt in diesem Bild in die Luft. In Oettingen soll die Breitbandv­ersorgung 2017 verbessert werden – unter anderem mit einer Leistung von 100 Megabite pro Sekunde.

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