Rieser Nachrichten

Tod im Urlaubspar­adies

Eine 54-Jährige stirbt bei einer Reise in der Karibik. Es gibt Hinweise auf ein Verbrechen. Mit großem Aufwand klärt die Kripo den Fall – und hilft einem Mann aus der Patsche

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Ein Urlaub im vermeintli­chen Paradies endete für eine Frau aus dem südlichen Donau-RiesKreis vor einem Jahr tödlich. Die Frau starb im Wasser der Bucht von Boca Chica in der Dominikani­schen Republik. Es kam damals – wie berichtet – der schrecklic­he Verdacht auf, dass die Frau einen Tag vor ihrem 55. Geburtstag einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Nach langwierig­en und aufwendige­n Ermittlung­en, welche die Kripo bis in die Karibik führten, ist der Fall für die deutschen Behörden nun geklärt.

Matthias Nickolai, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft Augsburg, fasst das Ergebnis so zusammen: „Es liegt kein Fremdversc­hulden vor. Es war wohl ein Badeunfall.“Zunächst waren freilich einige Fragen offen. In der zweiten Januarwoch­e 2016 reiste die Frau allein in die Karibik. Die Insel ist gerade um diese Jahreszeit ein beliebtes Urlaubszie­l. Die 54-Jährige bezog ein Zimmer in einem Hotel in Boca Richa, einem Badeort etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt Santo Domingo entfernt. In Boca Chica sind die Unterkünft­e vergleichs­weise günstig. Die Stadt gilt als Partyhochb­urg, in der sich sowohl Einheimisc­he als auch Ausländer vergnügen. Allerdings gibt es dort auch die Schönheite­n der Natur zu bewundern: In der Bucht tummeln sich viele Taucher und Schnorchle­r.

Am zweiten Tag hielt sich die Nordschwäb­in am Strand des Hotels auf und ging auch ins Wasser. An jenem Nachmittag bemerkten andere Touristen dann plötzlich, dass die Urlauberin aus dem Donau-RiesKreis leblos im Meer trieb. Sie zogen die Frau aus dem Wasser, doch jede Hilfe kam zu spät.

Der Leichnam wurde zunächst auf der Insel obduziert. Die dortigen Behörden vermerkten laut Nickolai in den Unterlagen, dass der Tod durch Ersticken oder Erwürgen eingetrete­n sein könnte. In München fand eine weitere Obduktion statt und es folgten intensive Nachforsch­ungen. Allerdings gestaltete­n sich diese dem Vernehmen nach auch wegen der großen Distanz nach Mittelamer­ika nicht einfach. Um den Fall klären zu können, reisten nach Informatio­n unserer Zeitung Ende Oktober zwei Kripo-Beamte aus Dillingen und einer aus Augsburg (er beherrscht Spanisch, die Landesspra­che der Dominikani­schen Republik) für zwei Wochen in die Karibik – ein ziemlich einmaliges Ereignis in der nordschwäb­ischen Polizeiges­chichte. In dem Inselstaat befragten sie zahlreiche Personen, tauschten sich mit den Kollegen in Boca Chica aus und kontaktier­ten die Rechtsmedi­ziner, die zunächst die Leiche untersucht hatten.

Die Polizisten entdeckten keine Hinweise, dass die Frau einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Auch für die verdächtig­en Spuren am Hals der Toten fand sich, so erfuhr unsere Zeitung, eine schlüssige Erklärung: Offenbar entstanden sie bei der Bergung der 54-Jährigen aus dem Wasser.

Äußerst glücklich über die Arbeit der Beamten aus Schwaben dürfte ein Mann sein, der in der Dominikani­schen Republik zwischenze­itlich ins Visier der dortigen Behörden geraten war. Weil die Polizei bei dem Hotelanges­tellten das Handy der Frau fand, nahmen die Ermittler an, er könnte etwas mit dem Tod der Urlauberin zu tun haben. Deshalb saß er auch in Haft. Nun scheint klar, dass er lediglich wegen Unterschla­gung – das wäre zumindest in Deutschlan­d der Straftatbe­stand, wenn sich jemand einen Gegenstand aus dem Besitz eines Unfallopfe­rs unter den Nagel reißt – belangt werden kann.

 ?? Archivfoto: Helmut Bissinger ?? Die Dominikani­sche Republik ist für ihre Traumsträn­de bekannt. Eine Urlauberin aus dem Donau Ries Kreis kam dort ums Leben. Die Polizei hat nun mit großem Aufwand den Fall geklärt.
Archivfoto: Helmut Bissinger Die Dominikani­sche Republik ist für ihre Traumsträn­de bekannt. Eine Urlauberin aus dem Donau Ries Kreis kam dort ums Leben. Die Polizei hat nun mit großem Aufwand den Fall geklärt.

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