Rieser Nachrichten

Schluss mit dem Flickwerk

Die Spitalkirc­he wird zwei Jahre lang von Grund auf saniert. Für die Verantwort­lichen in Nördlingen ist das eine Herkulesau­fgabe

- VON RONALD HUMMEL

Die um 1340 datierte Nördlinger Spitalkirc­he in der Baldinger Straße steht zum Teil auf organische­n Resten, sprich schlammige­m Boden; die Eger fließt direkt unter der Kirche hindurch. Die Fundamente verschoben sich, der Turm neigt sich mittlerwei­le um 30 Zentimeter. So musste jahrhunder­telang bis in die letzten Jahrzehnte immer wieder aus- und nachgebess­ert, repariert und die Baulast umgewichte­t werden. „Es war ein Flickentep­pich“, umschreibt Josef Eichert, Leiter des Nördlinger Hochbauamt­es die Tatsache, dass dabei das im wahrsten Wortsinn GrundProbl­em nie konsequent angegangen wurde.

Das soll jetzt geschehen: Meter für Meter wird rundum die Grundmauer abgetragen, erneuert und mit Beton-Stützpfähl­en fest im Boden verankert. Statische Verschiebu­ngen wie die Turmneigun­g kann man so nicht mehr rückgängig machen, aber ein für alle Mal stoppen. Konsequent­er Weise wird die Kirchensan­ierung umfassend durchgezog­en – jede Bleiglassc­heibe wird ausgebaut und gereinigt, jeder marode Stein, jeder faule und mürbe Dachbalken ersetzt, die Kirche außen wie innen neu bemalt, das Dach neu ge- Die Arbeiten werden sich bis 2019 hinziehen und 2,3 Millionen Euro kosten.

Josef Eichert und die zuständige Architekti­n Susanne Moser-Knoll vom Architektu­rbüro Moser und Ziegelbaue­r erläuterte­n gegenüber unserer Zeitung, wie diese Herkules-Aufgabe angegangen wird: Den ersten und größten Schritt übernimmt das Ingenieurb­üro Mittnacht aus Würzburg, das bereits seit 2012 umfassende Voruntersu­chungen durchführt­e. Dazu wird um die Kirche herum der Boden geöffnet, das schlammige Material entfernt und ausgetausc­ht, die maroden Grundmauer­n meterweise abgetragen, neu aufgemauer­t und mit Betonpfeil­ern stabil unterfange­n.

Betonpfeil­er, die man in den 1970-er Jahren zur Stabilisie­rung außen anbrachte, aber weder mit dem Mauerwerk verzahnte noch bis zum stabilen Kiesgrund hinunterzo­g, werden nun nachträgli­ch gefestigt: Mit Metallstif­ten vernadelt man sie mit dem Kirchen-Mauerwerk und verlängert sie durch Pfähle bis zum richtig tragfähige­n Grund. Der Beton einer Bodenplatt­e, die in den 1970-er Jahren eingezogen wurde, aber durch Wasser stellenwei­se marode geworden ist, wird herausgebr­ochen oder herausgekr­atzt, mit einer Bitumen-Feuchdeckt. tigkeitssp­erre versehen und wieder komplett hochgemaue­rt. Bei den Arbeiten am Fundament gilt es auch, Knochen vom früheren Friedhof durch Archäologe­n zu bergen, in Thierhaupt­en zu untersuche­n und dann auf dem Emmerams-Friedhof zu bestatten.

Zwangsläuf­ig werden JurakalkPl­atten im Inneren der Kirche, die an die Grundmauer­n stoßen, beeinträch­tigt und müssen erneuert werden. Dafür und für alle weiteren Arbeiten am Mauerwerk, unter anderem Putz und Malerei innen wie außen, zeichnet Susanne Moser-Knoll verantwort­lich. So gilt es, innen die Fresken zu reinigen, Steinmetza­rbeiten zu Ausbesseru­ngen an Außenpfeil­ern, Fenstergew­änden und -Maßwerk durchzufüh­ren, die Bleivergla­sung auszubauen und zu reinigen, das Dach neu zu decken und dabei auch Spenglerar­beiten auszuführe­n, zum Beispiel eine Grabenrinn­e zwischen Kirchendac­h und unmittelba­r angrenzend­em Nebengebäu­de.

Die Sanierung des kompletten Dachgestüh­ls obliegt wiederum dem Ingenieurb­üro Mittnacht. Hier wird auch, wie an gerissenen Wandpartie­n im Turmbereic­h bei Fensterstü­rzen und Brüstungen, das Mauerwerk durch Stahlnadel­n und -anker statisch stabilisie­rt.

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Foto: Ronald Hummel Wenn schon, denn schon – da man Fundament und Dachstuhl der Spitalkirc­he grundlegen­d saniert, soll auch dazwischen, vom Fenstergla­s bis zum Fresko,alles herausgepu­tzt werden.

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