Dicke Stämme unterm Hammer
Rainer Deuschel organisiert erstmals die Bopfinger Wertholzsubmission
Mehr als 1500 dicke Stämme, schier endlos aufgereiht: Auf dem Submissionsplatz Röttinger Höhe bietet sich derzeit das gleiche Bild wie jeden Winter. 2473 Festmeter edles Holz liegen zur 22. Bopfinger Wertholzsubmission aus. Neu ist, dass die Versteigerung der kostbaren Baumstämme erstmals vom neuen Leiter der Forst-Außenstelle Bopfingen, Rainer Deuschel, organisiert wird. Sein Vorgänger Werner Vonhoff, der die Submission einst ins Leben rief, ist seit vergangenem Sommer im Ruhestand.
Die Beliebtheit der Edelholzversteigerung ist ungebrochen – das zeigt der Zustrom von Interessenten, die dieser Tage auf der Lichtung rund um die Waldhütte unterwegs sind. Sie kommen aus ganz Deutschland und den angrenzenden Staaten, um bis 9. Februar schriftliche Gebote für ausgewählte Stämme abzugeben. Diese Käufer sind bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, denn sie suchen das besondere Holz, um Furniere, edle Massivholzmöbel, Barrique-Weinfässer oder auch Musikinstrumente daraus zu fertigen.
Eine Bopfinger Spezialität ist das hochwertige Eichenholz. 1675 Festmeter davon liegen aus – ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holzmasse ohne Zwischenräume. „Besonders helle Eiche ist sehr gefragt“, sagt Deuschel. Zwar ist es die erste Wertholzsubmission, die der Oberforstrat organisiert. Als langjähriger Förster hat er jedoch schon oft selbst seine schönsten Stämme bei Wertholzsubmissionen eingeliefert – etwa in Bad Schussenried. „Jeder Käufer sieht die Stämme mit seinen eigenen Augen“, sagt er. Wer Furniere herstelle, brauche makelloses Holz, Fasshersteller hingegen könnten auch mit Ästen und Fehlern im Holz liefern. Damit alle Stämme eingehend begutachtet werden können, müssen Forstarbeiter die Stämme mit Besen und Blasegeräten vom Schnee befreien. Häftlinge aus der JVA-Außenstelle Kapfenburg helfen ihnen dabei.
1565 Lose werden versteigert, wobei ein Los auch mehrere Stämme umfassen kann. Der dickste Stamm ist eine 4,10 Meter lange Traubeneiche aus Franken mit der Losnummer 3097. Er besitzt in der Mitte einen Durchmesser von 108 Zentimetern ohne Rinde. Er wird seinen Käufer finden, glaubt Deuschel, auch wenn er einige Äste, und im hinteren Teil sogar einen Doppelkern – einen sogenannten Zwiesel –, an dem sich der Baum einst gegabelt hat, aufweist.
Das Holz der Esche, die in jüngster Zeit Probleme mit dem Eschentriebsterben hat, ist in Bopfingen mit 192 Festmetern ebenfalls gut vertreten. Die beliebtesten Nadelhölzer sind die Douglasien mit ihrem schmucken roten Kern, von denen 172 Festmeter aufliegen, und die Lärche mit 153 Festmetern. Vom Ahorn, das vor rund zehn Jahren auf der Bopfinger Submission noch Höchstpreise einbrachte – 14 000 Euro legte ein Bieter 2004 für einen Ahornstamm mit samtartiger Riegelmaserung hin – sind nur noch 81 Festmeter zu haben. „Ahorn ist außer Mode“, sagt Deuschel.
Aber auch exotische Hölzer wie Zeder, Mammutbaum, Efeu, Elsbeere und Blauglockenbaum haben die staatlichen, kommunalen und privaten Waldbesitzer auf die Röttinger Höhe gebracht. Die Einlieferer stammen aus den Kreisen Ostalb und Heidenheim, aber auch aus dem angrenzenden, fränkischen und bayerisch-schwäbischen Raum. Die Stunde der Wahrheit ist am Donnerstag, 9. Februar, um 9 Uhr gekommen, wenn im Gasthof Adler in Utzmemmingen die Umschläge mit den Geboten für die einzelnen Lose geöffnet werden: Wer am meisten geboten hat, bekommt den Zuschlag.
Die Anfahrt zum Submissionsplatz mit dem Auto ist nicht erlaubt. Spaziergänger, die sich die aufgereihten Stämme ansehen möchten, können am Wanderparkplatz Röttinger Höhe parken.
Den dicksten Stamm gibt’s bei Losnummer 3097