Rieser Nachrichten

Im Griff der Kälte

Autos bleiben liegen, Fußgänger stürzen, die Wasserwach­t warnt vor Einbruch ins Eis: Nicht jeder kann den eiskalten Winter genießen. Ein Überblick

- VON BARBARA WILD

14,3 Grad unter Null – diesen Spitzenkäl­tewert hat der Donauwörth­er Werner Neudeck gestern in Riedlingen gemessen. Seit gut einer Woche haben die Minusgrade die Menschen im Landkreis fest im Griff. Neben den Vorteilen des kalten Winters wie Winterspor­t vor der Haustür und einer verzaubert­en Landschaft steigt aber auch die Anzahl der Verletzen wegen Eisglätte. Alexander Wild, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchir­urgie und Wirbelsäul­entherapie in Donauwörth, spricht von 16 Bruchsverl­etzungen in der letzten Woche. „Die Patientenz­ahl steigt sprunghaft, wenn es das erste Mal schneit, und dann noch mal, wenn es tagsüber wieder antaut und dafür abends und nachts umso glatter wird.“Unterarm- und Schenkelha­lsbrüche mussten er und sein Team behandeln. Allein vergangene­n Dienstag waren es sechs Unterarmbr­üche.

Gefährlich werden kann es trotz der anhaltende­n Minusgrade auch auf den augenschei­nlich zugefroren­en Seen und Flüssen. Am Wochen- ende genossen die Menschen bereits die zugefroren­e Wörnitz bei Harburg und liefen aufs Eis. Michael Haller, Kreisvorsi­tzender der Wasserwach­t Nordschwab­en, warnt allerdings vor zu viel Leichtsinn. „Eigentlich müsste man die Eisdicke überprüfen, bevor man sich darauf wagt“, sagt er.

Baggerseen und Gewässer seien oft sehr unregelmäß­ig zugefroren, wie sich erst am Wochenende bei einer Übung der Wasserwach­t Bäumenheim gezeigt habe. „Überall war das Eis dick genug, nur an einer Stelle nicht. Wenn man die trifft, bricht man ein“, so Haller. Pflanzen und Strömungen führen dazu, dass sich die Eisschicht ungleich entwickelt. Wer einem Eingebroch­enen helfen will, sollte erst einen Notruf abgeben und sich dann auf den Bauch auf die Eisfläche legen. „Nicht die Hand geben, denn der Betroffene kann sie mit ins Wasser ziehen“, so Haller. Besser wäre es, einen Schal zu nutzen.

Viel zu tun gibt es bei diesem Wetter für die Straßenmei­stereien in Nördlingen und Donauwörth. Angesichts der kalten Temperatur­en stehen regelmäßig­e Kontrollfa­hrten der Streckenwa­rte an. Matthias Opel, Leiter der Straßenmei­sterei, der die insgesamt 369 Kilometer an Bundes- und Landesstra­ßen im Landkreis Donau-Ries betreut, berichtet von vielen liegengebl­iebenen Fahrzeugen, deren Fahrer Hilfe brauchen. „Besonders Dieselauto­s streiken gerne mal, wenn es so kalt ist, aber es gibt auch immer noch Autofahrer, die mit Sommerreif­en unterwegs sind.“Gerade an Steigungen haben Lkw Probleme. „Wir müssen solche Gefahrenst­ellen absichern und dafür sorgen, dass die Behinderun­gen schnell von der Straße kommen“, sagt Opel.

Zwei Mal täglich kümmern sich die Straßenwär­ter um das Sorgenkind im Landkreis – die Schellenbe­rgbrücke in Donauwörth. Das Stahlbauwe­rk ist besonders rutschig, deshalb wird täglich Salz gestreut. Auch sonst ist es für die insgesamt 23 Mitarbeite­r derzeit wenig gemütlich. „Wir müssen halt mit den Temperatur­en leben, aber es ist schon eisig“, sagt Opel. Derzeit ebenfalls einen härteren Arbeitstag als sonst haben die Forst- arbeiter. „Wir haben natürlich Thermowäsc­he und Schutzklei­dung“, erzählt Karl Stumpf, stellvertr­etender Forstbetri­ebsleiter der Staatsfors­ten Kaisheim, deren Gebiet sich zwischen Marxheim und Buchdorf erstreckt. 22 Angestellt­e sind derzeit im Wald und schlagen Holz. Beschwert habe sich noch keiner, aber natürlich sei es bei zweistelli­gen Minusgrade­n nicht so angenehm den ganzen Tag draußen zu sein. Die Forstarbei­t behindere es aber nicht. Bis Minus 20 Grad sei die Waldarbeit kein Problem, so Stumpf. „Erst dann wird die Arbeit gefährlich, weil die Bäume dann einfrieren.“Wem es während der Arbeit zu kalt wird, könne sich in Schutzwäge­n mit Gasheizung aufwärmen. „Allerdings arbeiten die Forstarbei­ter ja auch körperlich, da wird es einem nicht so schnell kalt“, sagt Stumpf.

Gutes Wetter herrscht dagegen für den Winterdien­st im Landkreis. „Die Straßen sind ja trocken“, sagt Gerhard Schappin, Fachbereic­hsleiter Tiefbau und für den Winterdien­st auf den Kreisstraß­en verantwort­lich. 310 Kilometer Straße haben er und seine Teams von Nördlingen und Monheim aus zu versorgen. „Probleme haben wir aktuell nur da, wo Raureif von den Bäumen auf die Straße fällt. Denn das friert sofort hin“, sagt er. Deshalb gäbe es derzeit viele Kontrollfa­hrten. „Salz haben wir noch genug in den Lagern. Die sind zu 70 Prozent gefüllt“, so Schappin. 4000 Tonnen waren zu Beginn des Winters eingelager­t worden. „Das langt auf alle Fälle.“

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Foto: Harald Erdinger So lange so kalt war es schon lange nicht mehr. Die Wörnitz bei Harburg ist bis nach Ronheim zugefroren. Am Wochenende haben das viele Menschen für einen Spaziergan­g auf dem Eis genutzt. Doch ganz ungefährli­ch ist das nicht.
 ?? Foto: Kreiswasse­rwacht/Haller ?? Kreisvorsi­tzender Michael Haller zeigt bei einer Übung, worauf es ankommt: Auf die Dicke des Eises.
Foto: Kreiswasse­rwacht/Haller Kreisvorsi­tzender Michael Haller zeigt bei einer Übung, worauf es ankommt: Auf die Dicke des Eises.

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